Schlimme Zeiten, fürwahr, aber es wäre nicht Österreich, gäbe es nicht trotzdem Ereignisse, die tief in die Untiefen hiesiger Wichtigkeiten blicken lassen. Zeit für ein Wörterbuch der Seltsamkeiten im Schatten des Krieges.

Der Kanzler sieht eine rote Linie massiv überschritten.
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Während der umstrittene Vorsitzende im U-Ausschuss verspricht: Ich weiche nicht politischen Untergriffen, ist das Nervenkostüm seines Parteifreundes, des Kanzlers, schon viel angegriffener. Kaum wird ein Umtrunk seiner Frau mit den Personenschützern (die später einen Autounfall bauten) durch die Roten publik, wird der Kanzler bös. Er sieht eine rote Linie massiv überschritten, aber nicht beim Alkoholkonsum (1,2 Promille), sondern in der politischen Auseinandersetzung. Gut, dass seine Frau die Cobra-Herren tatsächlich eingeladen hatte, wusste er da vielleicht noch nicht. Vielleicht auch nicht, dass sie irrglaubte, die Beamten von ihrer Schutzpflicht enthoben zu haben. Alles in allem eine saublöde Geschichte, räumt wenigstens der Cobra-Chef ein.

Den hoffentlich nur vorübergehend blauen Beschützern hat der U-Ausschussvorsitzende etwas voraus: Seit er in der Politik ist, hat er noch nie gegen ein Gesetz verstoßen, wie er sagt. Womit er mit dem gelernten Werkzeugmachermeister etwas gemein hat, der jüngst im U-Ausschuss aussagte. Neben der Aufzählung seiner Ehrenzeichen wird vom Millionär vor allem dessen Angebot an den Verfahrensrichter in Erinnerung bleiben: Sie können mich auch Sigi nennen. (Renate Graber, 12.4.2022)