Nördlich der Alpen wurden Hühner für ihre Eier deutlich früher gehalten als bisher gedacht.

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In Nordschwaben haben Archäologen Eierschalen gefunden. Es handelt sich um die Reste einer Mahlzeit, die jemand vor etwa 2.400 Jahren verspeist hat – und damit um den ältesten Nachweis "für den menschlichen Konsum von Eiern nördlich der Alpen", wie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mitteilte.

"Dieser auf den ersten Blick so unscheinbare Fund zeugt von einer kleinen Zeitenwende, was die menschlichen Ernährungsgewohnheiten betrifft", sagte Bayerns Generalkonservator Mathias Pfeil. "Mit einem Augenzwinkern gesagt: Was damals begann, führte später zum Osterei."

Baustellenfund

Die Fragmente der Eierschalen sind bereits im Jahr 2020 auf der Baustelle einer Fabrik in Nördlingen (Landkreis Donau-Ries) gefunden worden. Vor wenigen Wochen sei gemeinsam mit Wissenschaftern der Universität York in England der Nachweis erbracht worden, dass es sich um die Reste von einem Hühnerei handelt.

Bereits vor zwei Jahren hatte das Landesamt über die anderen Funde in Nördlingen berichtet. Es waren das Skelett eines keltischen Buben sowie eine Grube mit Speiseresten gefunden worden. Damit keine Entdeckung an dem bedeutenden Fundort verloren geht, wurde damals das Erdreich besonders gesiebt. So konnten die millimetergroßen Eiersplitter gesichert werden.

Keltische Biotonne

Johann Friedrich Tolksdorf, der zuständige Archäologe beim Landesamt, erläuterte, dass die Schalenreste an einem Ort lagen, an dem sie zusammen mit anderen verkohlten Speiseresten entsorgt wurden. "Wir haben es als Biotonne der Kelten bezeichnet", sagte er. Durch die Lage zwischen Fleisch- und Getreideresten sei davon auszugehen, dass auch das Ei als Lebensmittel diente.

Nach Angaben des Landesamtes wird bisher vermutet, dass die Menschen erst am Ende der Eisenzeit, im 3. bis 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung in größerem Stil begonnen haben, sich Hühner zum Eierlegen zu halten. (APA, red, 13.4.2022)