Axel Stein, Christoph Maria Herbst, Abdelkarim, Michelle Hunziker, Palina Rojinski, Bully Herbig, Hazel Brugger, Caroline Kebekus, Mirco Nontschew, Anke Engelke, Olaf Schubert.

Foto: Amazon Prime / Frank Zauritz

Caroline Kebekus zieht die Mundwinkel nach unten, Anke Engelke beißt die Zähne zusammen, Palina Rojinski saugt die Wangen nach innen, Hazel Brugger singt Schweizer Kinderlieder, Axel Stein klatscht sich selbst mit einer Fliegenklatsche ins Gesicht. Mangelnden Einsatz kann man den Comedians von LOL jedenfalls nicht vorwerfen.

Unter maximalem Körpereinsatz und Verwendung aller ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten versuchen sie ihr Ziel zu erreichen: den anderen zum Lachen zu bringen und dabei selbst ernst zu bleiben. Sechs Stunden dauert die Improcomedy, die derzeit zum Lustigsten im Streaminguniversum gehört. Amazon Prime Video spielt das für Deutschland schon zum dritten Mal, ab 14. April ist es auf der Plattform des Handelsriesen abrufbar.

Mirco Nontschews Tod

Mit dabei sind neben den oben Genannten außerdem Olaf Schubert, Abdelkarim, Christoph Maria Herbst, Mirco Nontschew und als Host wieder Michael "Bully" Herbig. Der im Dezember 2021 plötzlich verstorbene Nontschew war auch der Grund, warum zunächst niemand lachte. "Wir haben lange überlegt, wie wir damit umgehen, und uns entschlossen, die Staffel Mirco zu widmen und ihm ein komödiantisches Denkmal zu setzen", sagt Otto Steiner, Produzent von Constantin Entertainment.

Amazon Prime Video Deutschland

Die Idee, ein gutes Dutzend Comedians in einen Raum zu stecken, in dem sie einander gegenseitig zum Lachen bringen sollen und dabei selbst ernst bleiben müssen, stammt aus Japan und wird mittlerweile in Frankreich, Italien, Spanien, Australien, Mexiko und Kanada umgesetzt und ist das laut Amazon weitaus erfolgreichste Streamingformat des Anbieters. Die Regeln: Einmal lachen ist erlaubt, wer es sich zweimal nicht verkneifen kann, fliegt raus. Wer am Ende zuletzt lacht, gewinnt ein Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro, das für einen guten Zweck gespendet wird.

Michelle Hunziker legt ein Ei

Und damit es auch richtig schwierig wird, gibt es einen Raum mit Requisiten, Kostümen und Gegenständen, auf den gerne zugegriffen wird. Michelle Hunziker kommt im Hühnerkostüm, legt ein Ei – und noch eins, Olaf Schubert spielt "Sachsensoul", Hazel Brugger macht aus LOL das Schweizer "Löllie": "Dort wird eh nicht gelacht."

Der Aufwand ist beträchtlich. 40 Kameras sind im Einsatz, 400 Leute umfasst das Team, fast 4000 Stunden Filmmaterial müssen in den Schnitt. Und dieses Mal ist sogar Publikum dabei.

"Es ist wie eine Folter"

Christoph Maria Herbst fühlte sich in einem "fantastischen, unglaublich lustigen Albtraum". Die anderen womöglich auch, denn Herbst steigt ins Geschehen mit einer Arie ein. "Die hatte ich vorbereitet, ich wollte sie allerdings nicht gleich am Anfang bringen." Die Situation sei am Anfang so angespannt gewesen, dass er selbst Druck habe ablassen müssen: "Ich fühlte mich wie ein Überdrucktopf. Mir wäre mein eigener Topf um die Ohren geflogen, wenn ich nicht gesungen hätte. Es ist wie eine Folter. Und ich würde es immer wieder machen."

Brugger, laut Eigendefinition "böseste Frau der Schweiz", musste ihre Selbsteinschätzung revidieren: "Ich dachte, es würde mir leichter fallen, nicht zu lachen." Sie berichtet von "Überforderung gepaart mit ehrlichem Staunen über das Talent der anderen". Die Kombination mache es einem unmöglich, genügend Konzentration aufzubringen. Brugger: "Ich habe mich erstaunlich schlecht vorbereitet gefühlt."

Zur Sicherheit eine Nadel in der Tasche

Anders als Axel Stein, der erzählt, er habe mit Familie und Freunden geprobt, und erklärt, wie er auf die Idee mit dem Fliegenpracker kam: "Ich stand vor dem Spiegel und überlegte, wie ich das Grinsen aus dem Gesicht kriegen könnte, und bemerkte, wenn ich mir leichte Schmerzimpulse versetze, habe ich Chancen." Zur Sicherheit steckte er sich noch "eine kleine Nadel in die Tasche".

Nachwirkungen beobachtete Engelke: Am Tag darauf habe sie festgestellt, dass sie "wie aus dem Nichts lachte".

Kann nicht jeder

Könnte man LOL auch auf andere Berufsgruppen ausweiten? Schauspieler, Nachrichtensprecher, Sänger zusammenspannen? Steiner ist skeptisch: "Ich glaube, das ist ein Format, das Leute braucht, die das Comedybusiness beherrschen." LOL weiterzuentwickeln, schließt Philipp Pratt von Amazon Studios hingegen nicht aus: "Wir überlegen, was man noch machen kann, wo man noch eins draufsetzen kann."

Gute Nachrichten jedenfalls für Anke Engelke, die LOL als "Art der unfreiwilligen Comedytherapie" beschreibt: "Weil man viel über Kontrolle nachdenkt. Ich würde das am liebsten einmal pro Woche machen." Engelke war bei der aktuellen Ausgabe das dritte Mal dabei: "Ich habe keine Drogenerfahrung, aber so stelle ich mir die beste Droge der Welt vor."(Doris Priesching, 13.4.2022)