Die Sanktionen des Westens erschüttern Russlands Wirtschaft.

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Moskau – Die russische Regierung erwartet wegen der westlichen Sanktionen nach der russischen Invasion in der Ukraine den stärksten Konjunkturabsturz seit dem Jahr 1994. "Die offizielle Prognose dürfte eine Schrumpfung um mehr als zehn Prozent vorsehen", sagte Rechnungshofchef Alexej Kudrin am Dienstag nach Angaben der Nachrichtenagentur RIA.

Das werde aus den neuen Prognosen des Wirtschafts- und Finanzministeriums hervorgehen, sagte Kudrin, der von 2000 bis 2011 unter Präsident Wladimir Putin selbst das Finanzressort geleitet hat.

Zwischen zehn und 15 Prozent

Ein Regierungsinsider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIPs) zwischen zehn und 15 Prozent zu rechnen sei.

Auch anderswo wird mit einem Einbruch der russischen Wirtschaft in dieser Größenordnung gerechnet. Der Wirtschaftsberater von US-Präsident Joe Biden, Brian Deese, etwa hält ein Minus im Bruttoinlandsprodukt von zehn bis 15 Prozent für möglich.

Ein zweistelliges Minus hatte es nach Daten von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) zuletzt im Jahr 1994 im Gefolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion gegeben. Ursprünglich hat Moskau für das aktuelle Jahr ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent geplant, nach 4,7 Prozent im vergangenen Jahr. Stark steigen dürften hingegen die Verbraucherpreise. Analysten rechnen heuer mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von fast 24 Prozent. Das wäre die stärkste Teuerung seit 1999.

Hoher Preisanstieg

Offiziellen Daten zufolge sind die Verbraucherpreise im März bereits um fast 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen, nach 9,15 Prozent im Februar. Zucker zum Beispiel hat um satte 44 Prozent mehr gekostet als einen Monat zuvor, die Preise von Zwiebeln und Waschmaschinen sind jeweils um rund 50 Prozent gestiegen. Eigentlich strebt die russische Zentralbank eine Inflationsrate von vier Prozent an.

Russland ist am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert. Die westlichen Verbündeten haben Sanktionen geschnürt, die mehrfach verschärft wurden. So wurde Russland weitgehend vom internationalen Zahlungssystem Swift abgeklemmt, der Handel etwa mit Hochtechnologie wurde stark eingeschränkt. (Reuters, 12.4.2022)