Im Gastblog gibt die Elternratgeberin Barbara Buchegger Tipps für den Umgang mit der Social-Media-Plattform.

Frage: Mein Sohn (11) hängt viel auf TikTok ab. Im Moment sieht er dort viele Videos zum Ukrainekrieg. Ich mache mir Sorgen, dass da auch richtig schlimme Bilder dabei sind. Was kann ich tun?

Barbara: Klar, dass Sie sich Sorgen machen: Gerade TikTok wird überschwemmt mit Inhalten zum Ukrainekrieg. Die Kriegsbilder, die dort derzeit kursieren, sind schon für uns Erwachsene schlimm genug. Für Kinder können sie umso verstörender sein. 

Falls Sie selbst auf TikTok sind, ist es Ihnen vielleicht schon aufgefallen: Videos zum Ukrainekrieg tauchen auch auf, ohne dass sie danach suchen. Der Wechsel zwischen den einzelnen Clips ist teils extrem. In einem Moment sehe ich noch ein Tanzvideo, im nächsten Moment werden Wohnhäuser zerbombt. Und das, ohne dass ich dazu erst klicken muss – ein Clip folgt dem nächsten. Da noch Distanz zu wahren und sich abzugrenzen, fällt Kindern besonders schwer.

Dazu kommt das Problem: Ob die Videos echt oder gefälscht sind, ist manchmal schwer zu erkennen – selbst für Expertinnen und Experten, denn die meisten Clips auf TikTok werden nicht überprüft. Fake News tauchen natürlich in allen Sozialen Netzwerken auf, auf TikTok lassen sie sich aber besonders leicht erstellen. Ihr Sohn wird insofern auch auf viele Falschinformationen stoßen, die er nicht richtig einordnen kann.

Auf Tikotk werden Videos oft ungefiltert und ohne Kontext abgespielt.
Foto: istockphoto.com/de/portfolio/ljubaphoto

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

Vielleicht fragen Sie einfach mal nach, was er über den Krieg in der Ukraine auf TikTok gesehen hat und lassen sich jene Videos zeigen, die ihn beschäftigen. Reden Sie mit ihm über seine Fragen und Sorgen. Das kann die Gelegenheit sein, um mit ihm über Fake News zu sprechen und Quellenkritik zu üben. Ermutigen Sie ihn, kritisch zu hinterfragen, wer auf TikTok was aus welchem Grund posten könnte und helfen Sie ihm so, das Gesehene einzuordnen.

Was beim Faktencheck auf TikTok helfen kann: Wenn Bild- und Tonspur nicht zusammenpassen, das Nutzerprofil erst mit Beginn des Krieges angelegt wurde oder die Urhebenden nicht erkennbar sind, können das Hinweise auf manipulierte Videos sein. Auch ein Blick auf die Kommentare kann aufschlussreich sein: Manchmal weisen dort andere Postende auf Fälschungen hin, zum Beispiel wenn ein Video schon alt ist oder schon mal in einem anderen Kontext veröffentlicht wurde.

Und wie ist das mit dem Algorithmus?

Auch wenn wir nicht wissen, wie der TikTok-Algorithmus genau funktioniert: Sie können mitgestalten, was in Ihrem Feed auftaucht. Suchen Sie mit Ihrem Sohn nach Videos, die eine andere Perspektive auf das Kriegsgeschehen bieten. Das können zum Beispiel Videos von Flüchtlingsorganisationen sein, die Ihrem Sohn vermitteln: „Schau, man kann etwas tun und den Opfern dieses Kriegs helfen!“ Abonnieren Sie interessante Hashtags und folgen Sie guten Accounts. So unterstützen Sie Ihren Sohn dabei, seinen Blickwinkel zu ändern. Und das kann ihm wiederum ein Stück weit dabei helfen, mit der Situation besser umzugehen. (Barbara Buchegger, 29.4.2022)

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