Verderben bringender Pakt: Faust (Felix Krasser) und Mephisto (Markus Tavakoli, re.).

Foto: Bettina Frenzel

Der Teufel steckt im Detail. Oder auch leibhaftig unter einer schwarzen Kutte und so tuend, als wäre er ein Naturkundler. Goethes Faust weiß jedenfalls Bescheid, auf welchen Gehörnten er sich da im Studierzimmer einlässt. Wurscht! Das Abenteuer mit einem Magier ruft! In der im Vorjahr neu eröffneten Kellerbühne des Wiener Scala-Theaters, Scalarama genannt, macht Regisseur Anselm Lipgens drei langgezogene Ziegelgewölbe zur Cinemascope-Bühne für eine neu adaptierte Urfaust-Version.

Hier kriecht ein krakenhafter Horrorgeist an Doktor Faust (Felix Krasser) heran, hier hockt Goethe (Simon Brader) selbst strippenziehend im Oberstübchen und reiten Faust und Mephisto (Markus Tavakoli) lustig auf dem Besenstiel davon. Ur-Faust. Ein Spektakel heißt die Produktion des Theaters zum Fürchten, sie ist auf eine Rahmenhandlung als Jahrmarkttheater im Theater erweitert, sodass die Protagonisten dem Dichter direkt "Ach, Goethe!" zurufen können. Einspruch gibt es aber eh nie, und so bleibt die Notwendigkeit dieser zusätzlichen Ebene rätselhaft.

Knautschlack und Kittelwams

Das Spiel selbst erfüllt ganz die Imagination einer Aufführung im historischen Kleid und wirkt leicht museal, inklusive der dazugehörigen Sprechweisen (Margarethe aka "mein Kind", "Gretchen", "Dirne", "Püppchen"). Warum dann aber einzig die Szene in Auerbachs Keller mit Stangentanz im 80er-Jahre-Trash daherkommt, erschließt sich nicht. Aus dem sexy Knautschlack wechseln Angela Ahlheim (als Margarethe) und Eszter Hollósi (als Marthe) dann flugs wieder ins alte Kittelwams.

Ein kleines Spektakel ist dieser Ur-Faust immerhin durch die enorme Breitseite der Bühne, die eine gute Dynamik ins Spiel bringt. Übrigens: Im Hauptraum zu ebener Erd’ läuft derzeit Canettis Hochzeit. (Margarete Affenzeller, 14.4.2022)