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Wiktor Medwedtschuk, prorussischer Politiker und Oligarch, wurde verhaftet.

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Das Bild verbreitet sich rasend schnell im Netz: Wiktor Medwedtschuk in einer ukrainischen Militäruniform, die gefesselten Hände vor der Brust erhoben. Der ukrainische Inlandsgeheimdienst hat den Ende Februar aus dem Hausarrest geflohenen Anwalt, Oligarchen und prorussischen Politiker in einer Spezialoperation gefasst.

Das Leben Medwedtschuks beginnt in der sibirischen Verbannung. Dort wird er 1954 als Sohn eines in Ungnade gefallenen Ukrainers geboren. Nach der Rückkehr der Familie in die Heimat studiert er Jus und arbeitet nebenher als Polizist. Seine von Beobachtern vermuteten Verbindungen zum Geheimdienst KGB sollen in dieser Zeit entstanden sein. Mehrfach wird der junge Medwedtschuk als Pflichtverteidiger Dissidenten wie dem Dichter Wassyl Stus zugeteilt, denen er vor Gericht kaum beisteht.

Putin soll Patenonkel der Tochter sein

Nach Zusammenbruch der Sowjetunion engagiert er sich für die Vereinte Sozialdemokratische Partei der Ukraine. 2003, als Stabschef des damaligen Präsidenten Leonid Kutschma, trifft er auf Wladimir Putin. Schon im Jahr darauf wird Putin zum Paten Medwedtschuks Tochter aus dritter Ehe, Daryna.

Unter den Präsidenten Janukowytsch und Poroschenko etabliert sich Medwedtschuk als bedeutender prorussischer Player. 2012 gründet er die prorussische Organisation Ukrainische Wahl, die gegen einen EU- und Nato-Beitritt der Ukraine eintritt. Rund um die Euromaidan-Proteste wettert er gegen die EU. 2014 tritt er als Vermittler bei Verhandlungen mit prorussischen Separatisten auf – wobei zunächst unklar ist, für welche Seite er arbeitet.

Selenskyj verdrängte Medwedtschuk

2019 kehrt Medwedtschuk als Vertreter der "Oppositionsplattform – Für das Leben" ins ukrainische Parlament zurück. Unter Präsident Wolodomyr Selenskyj schwindet sein Einfluss zusehends. TV-Sender in Medwedtschuks Besitz werden abgedreht, sein Vermögen eingefroren und Vermittlungen gegen ihn aufgenommen. Wegen Geldflüssen in die selbsternannten "Volksrepubliken" im Osten des Landes wird 2021 Anklage wegen Hochverrats erhoben. Neun Monate lang befindet er sich mit einer elektronischen Fußfessel in Hausarrest, bis er sich in den Kriegswirren befreit und untertaucht.

Seine Festnahme macht ihn nun zum Ass im Ärmel jener ukrainischen Vermittler, die über den Austausch von Gefangenen verhandeln. Den Preis, den Kiew für den Putin-Freund verlangt, ist noch nicht bekannt. Er wird sicher nicht niedrig sein. (Ricarda Opis, 14.4.2022)