Karl Nehammer hat sich einen deutschen Spindoktor zugelegt: den ehemaligen Bild-Chefredakteur. Kai Diekmann hat eine PR- Firma namens Storymachine. Laut Presseberichten hat Kanzlergattin Katharina, früher selbst im PR-Geschäft, Diekmann ihrem Gatten empfohlen. Er war dann in Kiew und Moskau dabei. Als jetzt der Innsbrucker Professor und Russland-Experte Gerhard Mangott das Treffen Nehammers mit Putin scharf kritisierte, twitterte Diekmann: "Irgendwann müssen wir den Begriff 'Experte' neu definieren."
Wir wagen jetzt auch eine Beratungsleistung für Kanzler Nehammer. Statt "Spinmeister" wie Diekmann zu engagieren, könnte sich Nehammer an renommierte Putin- und Ukraine-Experten wenden. Leute wie Timothy Snyder (Yale), Ivan Krastev (Institut für die Wissenschaften vom Menschen, Wien) oder auch der französische Philosoph mit russischen Wurzeln Michel Eltchaninoff haben Putins russische Großreichideologie überaus luzid analysiert. Eltchaninoff (In Putins Kopf) sagte in einem Spiegel-Interview sogar voraus, dass sich Putin aufgrund seiner Prägung "nicht vorstellen kann, den Krieg zu verlieren". Man müsse sich auf einen Krieg einstellen, "der leider sehr weit gehen kann".
Oder man könnte Fiona Hill einfliegen, Russland-Expertin unter drei US-Präsidenten, die schon 2008 – vergeblich – vor Putin gewarnt hat. Oder einfach nur das lesen, was diese wirklichen Experten veröffentlichen.
(Hans Rauscher, 13.4.2022)