Die Maske fällt.

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Es ist nicht das erste Mal, dass die Maskenpflicht in einigen Bereichen fällt – und vermutlich auch nicht das letzte Mal. Am Samstag wird sie also erneut gelockert, wie Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Donnerstag verkündete. Das war nicht allzu überraschend, gefeilscht wurde um die Details schon seit Tagen. Etwas überraschender war da, dass Wien die allermeisten Maßnahmen mittragen wird.

In ganz Österreich wird man also ab Samstag nur noch an einigen ausgewählten Orten eine FFP2-Maske tragen müssen. Das betrifft Öffis und deren Haltestellen, Spitäler und Pflegeheime und den lebensnotwendigen Handel, also Supermärkte, Apotheken, Drogerien, Banken und Ähnliches. Da müssen Kunden und Kundinnen die Maske tragen, das Personal dann, wenn es Kontakt zu anderen hat und wenn es keine anderswertigen Schutzmaßnahmen gibt.

Im Umkehrschluss heißt das: Die Maske braucht man nicht mehr in der Gastronomie, bei Veranstaltungen – egal welcher Größe – und in vielen Bereichen des Handels, etwa in Kleidergeschäften oder im Möbelladen. Die Möglichkeit, im Club und bei großen Veranstaltungen zwischen 3G und Maskenpflicht zu wählen, fällt ebenfalls weg. Eine 3G-Regel gibt es damit nur noch in Krankenanstalten und ähnlichen vulnerablen Bereichen.

Wien zieht größtenteils mit

Diese vulnerablen Bereiche sind es auch, in denen Wien strenger bleiben wird als der Bund. Besucherinnen und Besucher in Spitälern und Heimen brauchen weiterhin einen PCR-Test, FFP2-Maske sowieso. Eine 2G-Regel wird es nicht mehr geben.

Die fällt auch in der Gastronomie und in Clubs, wo Wien ja bisher recht stolz auf seine strengen Regeln war. Auch bei der gelockerten Maskenpflicht wird Wien mitziehen. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) begründete das damit, dass sich die Spitalszahlen in der vergangenen Woche deutlich verbessert hätten.

Dem jetzigen Stand nach soll sich an den neuen Schulregeln nichts ändern. Auch nach den Osterferien soll die Maskenpflicht außerhalb der Klasse bleiben, in der Klasse aber nicht gelten. Bis zur achten Schulstufe reicht da ein Mund-Nasen-Schutz, ab der neunten braucht es eine FFP2-Maske. Nicht geimpfte oder nicht genesene Lehrerinnen und Lehrer müssen überall Maske tragen.

Alle Maßnahmen, in Wien wie auch im Bund, gelten vorerst bis zum 8. Juli. Rauch sprach von "Klarheit und Planungssicherheit über einen längeren Zeitraum" – und von unbeschwerten Urlauben.

Vierter Stich rückt näher

Denn: In der Verordnung wird auch geregelt, wie lang der grüne Pass künftig gelten soll, immerhin läuft er bei den Ersten bereits aus. Die Gültigkeit wird ab Samstag für dreifach Geimpfte auf zwölf Monate verlängert, für zweifach Geimpfte oder Genesene gilt er sechs Monate lang.

Das Nationale Impfgremium (NIG) empfahl erst diese Woche in seiner neuen Einschätzung die vierte Impfung momentan nur für Risikogruppen. Das gilt für über 80-Jährige allgemein und für über 65-Jährige mit Vorerkrankungen. Sie sollen frühestens vier Monate, idealerweise ein halbes Jahr nach dem dritten Stich noch einmal immunisiert werden.

In Wien, so sagte Hacker, sollen sich den vierten Stich schon alle über 65-Jährigen und Risikopersonen nach vier Monaten holen können. Alle anderen können sich den vierten Stich nach sechs Monaten holen.

Alledem voran ging – das ist nicht mehr ganz neu in solchen Situationen – tagelanges Warten. Eigentlich waren die neuen Regeln für Anfang dieser Woche angekündigt, Tag für Tag verschob sich aber der Zeitpunkt der Veröffentlichung weiter nach hinten. In der Regierung hielt man sich vergleichsweise bedeckt über die Verhandlungen, einzig Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) lies schon vor über einer Woche anklingen, dass sie gegen eine weitere Maskenpflicht sei. Auch aus den Ländern kamen keine öffentlichen Forderungen.

Umso lauter wurden jedoch in den vergangenen Tagen die Stimmen aus dem Handel, die nach Lockerungen riefen. So sagte etwa Rainer Trefelik, Handelsobmann, die epidemiologische Lage würde klar für eine Abschaffung der Maskenpflicht im Handel sprechen – auch für das Personal. Ähnliche Worte kamen von Christian Prauchner, Obmann des Lebensmittelhandels, der eine Maskenpflicht als "nicht zumutbar" bezeichnete und für "Eigenverantwortung" plädierte. Rainer Will vom Handelsverband forderte einheitliche Regeln und ebenso ein Ende der Maskenpflicht.

Der Handel war es auch, der zuerst nach weiteren Lockerungen rief, als sie am Donnerstag verkündet wurden. Auch aus der FPÖ kam Kritik, die will ein völliges Ende der Maßnahmen. Von den Neos heißt es, man müsse lernen, mit dem Virus zu leben, in der SPÖ warnt man davor, unbedarft in den Herbst zu schlittern.

Lage entspannte sich zuletzt

Die Infektionszahlen gingen zuletzt zurück. Noch vor einem Monat lag der Spitzenwert bei 60.000 Neuinfektionen pro Tag, zuletzt waren es mehrere Tage in Folge weniger als 20.000. Allerdings sinkt auch die Zahl der Tests kontinuierlich. Doch: Auch die Testpositivrate fällt ab, also die Zahl jener PCR-Tests, die auch tatsächlich angeschlagen haben. Ist die Testpositivrate besonders hoch, ist das ein Anzeichen dafür, dass in einem Land zu wenig getestet wird, um alle Fälle zu finden. In Österreich liegt sie momentan bei 5,4 Prozent.

Dass die Gratistests nun limitiert werden, spürt vor allem die Hauptstadt. Dort wurde besonders viel getestet, erklärtes Ziel war es, auch asymptomatische Infizierte möglichst rasch zu finden. Und genau von denen findet man nun immer weniger: In der Vorwoche waren noch 63 Prozent der positiv Getesteten asymptomatisch, in der aktuellen nur mehr 57 Prozent. Die Corona-Ampel-Kommission sieht jedenfalls eine teilweise Entspannung. Sie schaltet einige Bundesländer auf Orange um. Das betrifft alle außer Burgenland, Vorarlberg und Kärnten, die bleiben vorerst weiterhin rot. (Gabriele Scherndl, 14.4.2022)