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Ernstes Angebot oder neue Trollerei? Bei Elon Musk ist das nie so sicher.

Foto: MIKE BLAKE / REUTERS

Eines weiß Elon Musk zweifellos: wie man Aufmerksamkeit erregt. Das mag den jeweiligen Geschäftspartnern oder auch der Börsenaufsicht schon mal sauer aufstoßen, den Tesla-Chef und seine Legion an Fans scheint das aber wenig zu tangieren. Und so gibt es nun im seit Wochen hin- und hergehenden Twitter-Drama eine neue Volte.

Deal

Musk hat angeboten, Twitter vollständig zu kaufen – und zwar um insgesamt 38 Milliarden Euro. Das geht aus einer am Donnerstag getätigten Meldung an die Regulatoren hervor, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Das Angebot beträgt demnach 54,20 Dollar pro Aktie, was ein 38-Prozent-Bonus gegenüber dem Kurs von Twitter am 1. April wäre – also jenem Tag, an dem Musk öffentlich machte, dass er in den Wochen zuvor einen Anteil von rund neun Prozent an Twitter erworben hat.

Umdenken

"Seit ich mein Investment vorgenommen habe, ist mir klar geworden, dass die Firma in ihrer derzeitigen Form weder gedeihen noch ihren sozialen Auftrag wahrnehmen kann", heißt es in einem Brief von Musk an den Vorsitzenden des Twitter-Verwaltungsrats, Bret Taylor.

Die Konsequenz aus dieser Überzeugung: Musk will nach eigener Aussage Twitter nach dem Kauf in ein privates Unternehmen zurückverwandeln, also von der Börse nehmen. Sollte sein Angebot hingegen nicht angenommen werden, müsste er sein Twitter-Investment generell infrage stellen. Musk droht also damit, seine Anteile an dem Unternehmen im Fall einer negativen Reaktion wieder abzustoßen.

Reaktion

Die Märkte zeigen sich über diese Pläne erfreut. Die Twitter-Aktie legte am Donnerstag vorbörslich um mehr als zwölf Prozent zu. Wie Musk den Deal finanzieren will, blieb vorerst unklar. Zwar gilt der Tesla- und Space-X-Chef mit einem geschätzten Vermögen von 260 Milliarden Dollar als reichster Mann der Welt, dass er einfach so 41 Milliarden Dollar liquid zur Verfügung hat, darf aber bezweifelt werden.

Zudem müssten natürlich die Aktionäre zustimmen und aufgrund der Art, wie Twitter strukturiert ist, auch das Board. Von Twitter selbst gab es am Donnerstag zunächst nur eine kurze Stellungnahme: Man werde das Angebot "sorgfältig prüfen", hieß es.

Zurückweisung

Einer dieser Aktionäre meldete sich im Laufe des Tages auch öffentlichkeitswirksam zu Wort. Passenderweise auf Twitter schrieb der saudische Prinz Alwaleed bin Talal, dass er Musks Angebot zurückweise. Er glaube nicht, das das von Elon Musk vorgeschlagene Angebot dem intrinsischen Wert von Twitter auch nur nahe komme, twitterte der Prinz.

Wie wertvoll und vor allem ausschlaggebend die Meinung des Prinzen ist, wird sich zeigen, er selbst beschreibt sich in dem Tweet jedenfalls als einen der größten und langfristigen Aktionären des Unternehmens.

Vorgeschichte

Musks Angebot war ein tagelanges Hin und Her zwischen Musk und Twitter vorangegangen. So hatte es kurzfristig geheißen, dass Musk als neuer Großaktionär auch Teil des Boards des Unternehmens werden soll.

Wenige Tage später machte Musk aber öffentlich, dass er es sich anders überlegt hat und den Sitz nicht annehmen wolle. Beide Nachrichten wurden von Twitter-Chef Parag Agrawal öffentlich jeweils begeistert kommentiert, was diesem wiederum Kritik eingebracht hat.

Das Umdenken dürfte vor allem auf zwei Punkte zurückzuführen gewesen sein: Einerseits wäre dadurch sein Anteil an Twitter auf maximal 15 Prozent beschränkt gewesen. Zudem wären seine öffentlichen Aussagen über das Unternehmen unter die striktere Kontrolle der Börsenaufsicht gefallen – was dem bekannt meinungsstarken Musk wohl wenig gefallen dürfte.

Umfragen

Dazwischen – und auch schon in den Wochen davor – hatte Musk seine Follower auf der Plattform immer wieder zum aktuellen Zustand von Twitter und einzelnen Funktionen auf der Plattform befragt, was ebenfalls gehörige Unruhe in die Diskussion gebracht hat. So wollte er etwa wissen, ob die freie Meinungsäußerung bei Twitter überhaupt noch vollständig gegeben sei.

Kurz nachdem die Twitter-Beteiligung von Musk öffentlich wurde, verkündete das Unternehmen zudem, dass eine Editierfunktion für Beiträge in Entwicklung ist. Ein Feature, das die Nutzer der Plattform seit Jahren fordern. Der öffentliche Eindruck war schnell, dass hier Musk erfolgreich Einfluss genommen hat. Twitter betont hingegen, dass diese Funktion schon seit längerem in Entwicklung ist.

Einfluss

Mit mehr als 80 Millionen Followern gilt Musk derzeit als einflussreichster Twitter-Nutzer, eine Rolle, die er von US-Präsident Donald Trump nach dessen Account-Sperre übernommen hat. Mit seinen Tweets sorgt Musk dabei immer wieder für Aufsehen, was ihm auch schon mehrfach Ärger mit der US-Börsenaufsicht SEC eingebracht hat. (Andreas Proschofsky, red, 14.4.2022)