Doch nicht nur der Regisseur hat es der Wiener Künstlerin Deborah Sengl angetan. Sie ist umgeben von Bauhausmöbeln und Tieren, liebt pelzige Säugetiere, im Wohnen wie auch in der Kunst – und ja, auch Hasen.
"Erst unlängst ist mir im Stiegenhaus meines Ateliers eine Ratte über den Weg gelaufen, ein ziemlicher Wascher! Gefühlt einen Meter groß, jedenfalls riesig. Bis jetzt habe ich mich über die Frauen, die beim Anblick von Ratten quietschen, immer lustig gemacht, aber da habe das erste Mal im Leben auch ich kreischen müssen. Wiewohl ich glaube, gesehen zu haben, dass die Ratte mindestens genauso erschrocken war wie ich. Lieber sind mir, ich gebe es zu, weniger überraschende Begegnungen mit diesen Nagern.

Als Kind hatte ich Katzen, und seit damals gibt es kein Halten mehr, ich bin ein totaler Katzenmensch. Mein schwarzer Kater heißt Fernet, wie der Schnaps. Sein Bruder Branco ist bereits von uns gegangen, den halte ich in einem anderen Aggregatzustand in einer kleinen Urne in Erinnerung. Aber auch andere Tiere liebe ich, und ich fürchte sogar, mehr als Menschen. Im letzten Jahrhundert habe ich sogar mal begonnen, Biologie zu studieren, es dann aber wieder sein lassen. In meiner Kunst sind sie aber immer noch da: Mäuse, Katzen, Hunde, Schweine, Schafe, Ziegen, Zebras, Wölfe, Pferde und Antilopen. Ich habe im Wohnzimmer sogar einen ausgestopften Hamster, einen echten, einen in der Mitte halbierten, bei dem man die Hamsterbackenblase sieht. Faszinierend!
Und, weil’s grad zum Wochenende passt: Mit Hasen habe ich natürlich auch schon gearbeitet, auch wenn sie in meiner künstlerischen Arbeit keine sonderlich zentrale Rolle spielen. Aber auch Hasen sind Tiere. Eine der Arbeiten, in denen Hasen vorkommen, heißt Killed to be dressed und stammt aus dem Jahr 2017. Dabei drehe ich den Spieß der Pelzmode um und hülle die kleinen Pelztiere in Kleidungsstücke aus menschlicher Haut. Körperteile wie Haare und Brustwarzen baumeln am Ärmel oder schmücken das Dekolleté. Passt aber auch nicht wirklich zu Ostern, oder?

Ein Mensch, der es mit den Katzen auf jeden Fall aufnehmen kann, ist David Lynch. Er ist einfach eine coole Socke. Lange Zeit war ich ein unglaublicher Fan, habe jeden seiner Filme gesehen, seine frühen Filme habe ich sogar noch verstanden, seine letzten dann immer weniger, nach Mulholland Drive und Lost Highway bin ich ausgestiegen. In meinem Schlafzimmer hängt daher ein überdimensionales Porträtfoto von ihm, abgelichtet vom wunderbaren Fotografen und lieben Freund Ingo Pertramer. Ich mag sein ausdrucksstarkes Gesicht. Es ist das erste, das ich jeden Tag in der Früh sehe. Irgendwer hat mal gesagt: ‚Du, das ist aber schon strange, oder?‘
Ansonsten lebe ich hier seit 15 Jahren in meiner Ostjosefstädter Biedermeierwohnung umzingelt von Stilbrüchen. Die Wohnung hat um die 100 Quadratmeter, wobei ich den Bereich rund um Vorzimmer, Küche, Bad und Klo von der Architektin Irmgard Frank habe umbauen lassen. Die gelbe Sitzgruppe ist angeblich ungarisches Bauhaus. Das sind die ersten Einrichtungsstücke, die ich mir für diese Wohnung gekauft habe. Schaut zwar nicht so aus, weil doch sehr holzig, aber die Sessel sind voll bequem. Nachdem ich unfassbar ungern einkaufen gehe, sind mir die meisten Möbel irgendwie passiert. Man findet alles von Spätbarock bis zu zeitgenössischen Regalen von Nils Holger Moormann. Und jedes einzelne Möbel, jeder einzelne Gegenstand hat seine persönliche Geschichte.

Was ich übrigens noch weniger mag als Shoppingtouren, das ist Unordnung. Dass irgendwelche Dinge herumliegen, das geht gar nicht! Passiert natürlich immer wieder, aber meist sind diese chaotischen Phasen des Kontrollverlusts nach ein paar Minuten wieder vorbei. Im Corona-Lockdown 3 oder 4, keine Ahnung mehr, bin ich über meinen Schatten gesprungen – und habe das Wohnzimmer mit dem Schlafzimmer getauscht. Das war vielleicht eine Aktion! Fühlt sich an wie Auswandern. Die nächste Auswanderung, von der ich träume, ist Südwestfrankreich, irgendwo im Baskenland. Und dann lade ich David Lynch zum Abendessen ein." (19.4.2022)