Der Framework-Laptop sieht aus wie herkömmliche moderne Notebooks.

Foto: STANDARD / Mickey Manakas

Im Gegensatz zu Smartphones kaufen nur wenige Menschen alljährlich einen neuen Laptop. Langlebigkeit ist bei der Investition von teilweise mehreren Tausend Euro also ein wichtiger Faktor. Bei der Auswahl des Geräts stellen sich deshalb viele Fragen: Wie viel Speicher werde ich brauchen, welcher Prozessor bietet ausreichend Leistung und welche Arbeitsspeicherkonfiguration soll ich wählen?

Die Anforderungen können sich mit den Jahren ändern. Klickt man auf Bestellen, ist man bei den meisten Herstellern jedoch an die anfangs gewählte Ausstattung gebunden. Das soll ein kompakteres Design ermöglichen, mehr Leistung aus den Komponenten herauskitzeln – und hat einen unangenehmen Nebeneffekt für Konsumentinnen und die Umwelt. Geht etwas kaputt, sind Reparaturen – falls überhaupt möglich – sündhaft teuer. Selbst dann, wenn die Hardware nur wenige Euro kostet. Und: Reicht die Leistung doch nicht aus, steht ein Neukauf an. Dieser ist nicht nur teuer, sondern verursacht Elektroschrott.

Den Status quo zu ändern ist ein ambitioniertes Vorhaben. Dessen angenommen hat sich das US-amerikanische Start-up Framework, das 2021 einen vollständig modularen und aufrüstbaren Laptop in den USA auf den Markt brachte. Das heißt, Mainboard, Lautsprecher, Display, Speicher, Arbeitsspeicher und Gehäuse – egal, welches Bauteil ausgetauscht werden soll, es ist möglich. Nun expandiert das Unternehmen nach Europa, Vorbestellungen nach Österreich sind eröffnet, und die ersten Geräte sollen noch im April ausgeliefert werden. Der STANDARD hat den Framework-Laptop getestet, um herauszufinden, wie sich das spannende Konzept in der Praxis schlägt.

Kinderleichte Aufrüstung

An Zweifeln mangelte es im Vorfeld der Rezension nicht. Es stellten sich Fragen zur Verarbeitungsqualität, ob das Konzept der einsteckbaren Erweiterungskarten (dazu später mehr) tatsächlich funktionieren wird – und ob das eigenständige Aufrüsten von Bauteilen tatsächlich so einfach ist wie beworben. Glücklicherweise handelte es sich beim Testgerät des STANDARD um die sogenannte "DIY-Edition". Übersetzt bedeutet das, dass Arbeitsspeicher und SSD vom Käufer verbaut werden müssen. Falls gewünscht, kann man das Gehäuse nur mit vorinstalliertem Prozessor erwerben und mit eigens eingekauften Komponenten nachrüsten.

Aber zurück zum Thema: Das mitgelieferte RAM-Modul und die SSD zu verbauen ist kinderleicht. Mit dem von Framework beigelegten Werkzeug lockert man fünf Schrauben auf der Gehäuseunterseite, dreht den Laptop um und kann die magnetisch gesicherte Tastatur anheben. Klappt man sie nach vorne, erhält man Zugang zu quasi allen Komponenten. Falls gewünscht, kann man diese problemlos austauschen, nichts ist verlötet. Sogar die Hauptplatine ist auswechselbar und soll sogar ermöglichen, in Zukunft auf neue Chip-Generationen aufzurüsten.

Foto: STANDARD / Mickey Manakas

Sollte man sich beim Umbau der Hardware dennoch einmal verloren fühlen, sind alle Slots mit einem QR-Code versehen. Scannt man diesen ein, landet man auf der Webseite des Herstellers und kann sich eine bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitung ansehen – oder auch notwendige Ersatzteile bestellen. Diese Idee funktioniert nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis nahtlos und hat erstaunlicherweise keinen allzu großen Effekt auf die Verarbeitungsqualität des Gehäuses.

Hochwertig verbaut

Gefertigt ist der Laptop aus Aluminium und fühlt sich mit seinen 1,3 Kilogramm hochwertig an. Einzig das Display lässt sich relativ einfach biegen. Dennoch steht das Gerät solide auf dem Tisch und lässt sich problemlos mit einer Hand öffnen, ohne dass die Unterseite versucht abzuheben.

Dasselbe lässt sich über die beleuchtete Tastatur sagen. Nach kurzer Eingewöhnungszeit fühlt sich diese sehr gut an. Die Tasten haben einen angenehmen Anschlag und Druckwiderstand, was selbst das Schreiben längerer Texte angenehm gestaltet. Zusätzlich verfügt sie über Funktionstasten. Diese lassen einen Lautstärke, Helligkeit und Musik regeln oder den Flugmodus aktivieren. Entsperren kann man das Gerät wahlweise per Passwort oder Fingerabdrucksensor. Dieser reagierte im Test stets zuverlässig und schnell. Einzig bei der Einrichtung hat er etwas länger gebraucht, um den Finger zu erkennen.

Das Touchpad ist mit den Maßen von 115 x 76,6 Millimeter angenehm groß und wird von Windows-Präzisionstreibern angetrieben. Es unterstützt also eine Reihe von Wischgesten, mit denen zum Beispiel zwischen geöffneten Fenstern gewechselt werden kann. Eingaben werden meist präzise erkannt und ermöglichen ein angenehmes Arbeiten selbst dann, wenn man häufig zwischen Bildschirmen wechseln muss.

Das 13,5-Zoll-Display löst mit 2.256 x 1.504 Pixeln auf, hat ein Seitenverhältnis von 3:2 und eine maximale Helligkeit von 400 Nits. In direktem Sonnenlicht zu arbeiten wird dadurch schwierig, unter anderem auch deshalb, weil das Pandel dort stark spiegelt. Befindet man sich im Schatten oder im Innenraum, verschwinden diese Probleme jedoch und die Stärken kommen zum Vorschein. Das Display ist scharf, die Farbdarstellung dank 100-prozentiger sRGB-Abdeckung farbgetreu. Im Alltag sollten die meisten User also vollauf zufrieden mit diesem sein. Touch-Funktion muss man allerdings missen. Es ist jedoch möglich, dass hier später ein passendes Bauteil nachgeliefert wird.

Leistung für Büroarbeit

An Leistung fehlt es dem Computer ebenso wenig. Zumindest dann, wenn man als Kunde keine Gaming-Ambitionen hat, eine dedizierte Grafikkarte gibt es nicht. Zur Auswahl stehen derzeit drei Intel-Prozessoren der elften Generation, also ein i5-1135G7, i7-1165G7 oder i7-1185G7. Im Gegensatz zu anderen Herstellern ist die Auswahl aber nicht final. Wünscht man sich zu einem späteren Zeitpunkt mehr Leistung, soll man künftig neue Mainboards kaufen können. Derzeit ist das Ersatzteil allerdings noch nicht verfügbar. Auf der Webseite wird es als "bald verfügbar" gelistet.

Spannend ist auch, wie Framework das Problem fehlender Anschlüsse gelöst hat. Sowohl auf der linken als auch rechten Unterseite gibt es zwei USB-C-Slots für Erweiterungskarten. Diese erlauben es, auch unterwegs zum Beispiel den HDMI-Anschluss gegen einen weiteren USB-C-Anschluss zu tauschen – oder auch Letzteren gegen einen USB-A-Port. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, über die Slots Speichererweiterungen anzuschließen, die dann komplett im Gehäuse verschwinden. Das ist nicht nur auf dem Papier interessant, sondern auch in der Praxis. Vor allem deshalb, weil es problemlos funktioniert.

Nicht ohne Abstriche

Abstriche muss man dennoch machen. Eine der größten Schwachstellen sind vermutlich die verbauten Stereo-Lautsprecher. Das Setup liefert einen blechernen, dumpfen Klang. Während das in Videokonferenzen weniger stark auffällt, sind die Schwächen beim Musikhören oder Filmschauen umso präsenter. Vergleicht man die Leistung mit aktuellen Geräten anderer Hersteller, kann Framework hier leider nicht mithalten.

Ähnlich enttäuschend ist die Webcam. Diese löst den offiziellen Angaben zufolge mit 1.080p auf und hat eine Bildwiederholrate von 60 Hz. Auf dem Papier sollte das absolut genug sein. In der Praxis liefert sie jedoch ein wenig berauschendes Bild. In Videokonferenzen wirkt es stets, als würde man in einem düsteren Raum sitzen. Ein Effekt, der durch Bildrauschen und unnatürlich dargestellte Hauttöne verstärkt wird. Hinzu kommt, dass die Auflösung deutlich niedriger wirkt als die beworbenen 1.080p.

Foto: STANDARD / Mickey Manakas

Eine weitere Schwachstelle ist der 55-Wh-Akku. Nach voller Aufladung hat dieser im Test bei normaler Nutzung bereits nach fünf bis sechs Stunden den Geist aufgegeben. Bei gleichzeitiger Nutzung eines externen 1.440p-Monitors musste man das Ladegerät schon nach drei Stunden anschließen. Grund für diese eher bescheidene Leistung dürfte die Kombination aus Prozessor und kleiner Batterie sein. Natürlich kann die Laufzeit verlängert werden, wenn man den Flug- oder Energiesparmodus aktiviert. Eine wirkliche Lösung für das zugrundeliegende Problem ist das allerdings nicht.

Nicht zuletzt fiel während des Tests rasch auf, dass die Lüfter etwas übermotiviert sind. Diese springen selbst beim Webbrowsing an, wenn man zwei bis drei anspruchsvollere Webseiten geöffnet hat. Konzentriert man sich stattdessen auf Textdateien, also Word und PDFs, wird es schnell ruhiger. Umgangen werden kann das Problem auch hier, indem man in den Stromsparmodus wechselt. Dann wird die Leistung des Prozessors heruntergedrosselt. Wenn man unterwegs oder zum Beispiel in einer Bücherei arbeiten will, könnte der Lärm ansonsten störend sein.

Fazit ...

Alles in allem überwiegen dennoch die positiven Aspekte. Insbesondere deshalb, weil das Konzept der vollständigen Aufrüstbarkeit und Reparierbarkeit überzeugen kann. Diese ist auch das größte Verkaufsargument für den Framework Laptop, da er preislich mit Apples Macbook Air konkurriert. Letzteres ist jedoch nicht annähernd so nachhaltig wie das Testgerät. Sei es eine neue SSD, ein neuer Lautsprecher oder WLAN-Chip, ein neues Mainboard oder Mikrofon: Die Hersteller haben bei jedem Bauteil darauf geachtet, dass es austauschbar ist. Hinzu kommen die auswechselbaren Anschlüsse, ein simples Konzept, das auch in der Praxis überzeugen kann.

In der Basisversion fängt ein fertiger Framework Laptop bei 1.149 Euro an. Will man die maximale Leistung, liegt der Preis bei 2.279 Euro. Oder man erwirbt eine DIY-Edition um mindestens 899 Euro. Bei dieser müssen Arbeitsspeicher und SSD jedoch extra gekauft und eingebaut werden. Wie man das handhabt, überlassen einem die Hersteller selbst.

... und Ausblick

Wie erfolgreich das Projekt tatsächlich sein wird, hängt von den Käuferinnen und Käufern ab. Das Konzept setzt voraus, dass Framework auch in vielen Jahren noch existieren und Ersatzteile für die eigenen Computer liefern wird.

Wenn es das Team um den Oculus-Mitgründer Nirav Patel aber tatsächlich schaffen sollte, eine Community zu etablieren, könnte das US-Start-up ein Gegengewicht zu Branchengiganten wie Apple, Microsoft und Co werden. Eine vergleichbare Marktdurchdringung wie die Konkurrenz wird Framework freilich nie erreichen. Dennoch bringt schon das erste Gerät eine Reihe von Funktionen mit sich, die Konsumentenfreundlichkeit auf ein neues Level heben. Im besten Fall wird der Framework-Laptop deshalb das wahrscheinlich letzte Notebook sein, das man kaufen muss. (Mickey Manakas, 17.4.2022)