Der Karfreitagskompromiss von 2019 war immer schon ein Murks. Ein "persönlicher Feiertag", zu beziehen aus dem normalen Urlaubskontingent – das ist gerade für jene ein schlechter Scherz, die bisher am Freitag vor Ostern schlicht freihatten. Gerecht war auch die alte Regelung nicht: Nur Menschen mit evangelischem und altkatholischem Glaubensbekenntnis hatten Anspruch auf diesen Extrafeiertag. Dass der Europäische Gerichtshof diese Ungleichbehandlung 2019 als rechtswidrig erkannte, war also schlüssig.

Es ist die Zeit gekommen, im Sinne einer fairen Lösung den Karfreitag für alle freizugeben.
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Das heißt aber nicht, dass die neue Lösung gut ist. Der Anspruch an eine solche Reform sollte ja sein, dass sie erstens gerecht ist und zweitens niemanden schlechterstellt. Nun sind aber tausende Menschen um einen Feiertag umgefallen. Die naheliegende und vielfach geforderte Variante, den Karfreitag für alle Menschen in Österreich zum Feiertag zu erklären, scheiterte am Veto der Wirtschaft – selbst wenn dafür etwa Oster- oder Pfingstmontag Arbeitstag geworden wäre.

Tatsächlich ist nun die Zeit gekommen, wirtschaftliche Interessen nicht mehr über alles andere zu stellen und im Sinne einer fairen Lösung den Karfreitag für alle freizugeben. Denn die Pandemie hat vielen von uns gezeigt, was wirklich wichtig ist. Dass unter dem Druck von Konsum- und Leistungsdogmen oftmals die Gesundheit leidet, merken immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ein zusätzlicher freier Tag wäre ein guter erster Schritt hin zu einem Kurswechsel. (Sebastian Fellner, 15.4.2022)