"Universum History" am 19. April (21.05 Uhr, ORF 2) über Venus von Willendorf.

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Wien – Sie ist zwar nur 11 Zentimeter groß, aber trotzdem weltbekannt: Die 30.000 Jahre alte Venus von Willendorf gilt als eines der ältesten Kunstwerke der Menschheit und war für ihren damaligen Besitzer wohl Glücksbringer. Diesem prähistorischen Star ist nun eine neue Ausgabe von "Universum History" am 19. April (21.05 Uhr, ORF 2) gewidmet: Regisseur Klaus T. Steindl hat sich dafür auf die Suche nach der "nackten Wahrheit" begeben.

Die Kult-Figurine aus Österreich ist keineswegs alleine, gibt es doch 130 Frauenstatuetten, die bisher zwischen Frankreich und Russland gefunden wurden. Der Film fokussiert aber naturgemäß auf die österreichische Ausgabe: Erst jüngst wurde in einer aktuellen Studie der Universität Wien die Herkunft des Gesteins, aus dem die Venus von Willendorf besteht, geklärt. Der Gesteinsstruktur-Fingerabdruck entspricht jenem von "Oolith" beim Ort Ala in der Nähe des Gardasees (Italien). Das zeigt auch: Die steinzeitlichen Gesellschaften waren über Tausende Kilometer hinweg unterwegs, schließlich wurde die Venus 1908 in der Wachau entdeckt.

Leben vor 30.000 Jahren

Die Dokumentation beschäftigt sich auch intensiv mit der Lebensrealität vor 30.000 Jahren. Dass die Männer auf der Jagd waren, während Frauen die Kinder hüteten, scheint sich jedenfalls nicht vollends bestätigen zu lassen. "Viele Vorstellungen von der Steinzeit stammen aus dem 19. Jahrhundert und prägen heute noch Klischeevorstellungen von den Rollen der Geschlechter", wird Brigitte Röder, Expertin für Prähistorische Genderforschung an der Uni Basel, dazu zitiert. "Unsere altsteinzeitlichen Vorfahren wären von diesen Annahmen vermutlich eher befremdet oder belustigt, als dass sie sich darin wiedererkennen würden."

Neue Untersuchungsmethoden erlauben es, der damaligen Lebensrealität ein Stück näher zu kommen. "Der Blick in die Vergangenheit zeigt: Diese Steinzeit, in der Männer und Frauen ihre angeblich naturgegebenen Rollen lebten, gab es nie. Auch damals passten die Menschen ihre Tätigkeiten den jeweiligen Umständen an", hielt "Universum History"-Chefin Caroline Haidacher in einer Aussendung fest.

Neue Untersuchungsmethoden

Verschiedene Wissenschafter kommen in "Die nackte Wahrheit" zu Wort und beleuchten unterschiedliche Aspekte der kleinen Skulptur, darunter natürlich auch Walpurga Antl-Weiser, Kuratorin der Venus von Willendorf im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien. "Die Venus von Willendorf ist ein herausragendes Kunstwerk, das bei Menschen weltweit große Emotionen hervorruft – sie wird heute teils kultisch verehrt, ist Projektionsfläche verschiedener Bedürfnisse moderner Menschen", sagt sie. Ergänzt wird all das von Spielszenen, die am Schießplatz Felixdorf des Österreichischen Bundesheers gedreht wurden. Im Zusammenhang mit den Filmarbeiten wurde außerdem ein 3D-Modell der Venus generiert, das nun online verfügbar ist.

Der Film entstand als Koproduktion von u.a. der epo-Film, dem ORF oder ZDF/ARTE in enger Zusammenarbeit mit dem NHM. Anhand der Spielszenen wird die Geschichte der jungen Nomadin Jama erzählt, die sich als versierte Jägerin beweisen muss. In ihrer Jackentasche trägt sie eine elf Zentimeter große Frauenstatuette, die ihr als Talisman dient. (APA, 15.4.2022)