Wie Sie sicherlich wissen, unter anderem, weil wir es auch schon hunderte Male geschrieben haben: Der Mieter veranlasst und zahlt die jährliche Thermenwartung, damit die Vermieterin im Falle eines Defekts für die Reparatur aufkommen muss. Das mache ich natürlich immer brav.

Der Installateur meines Vertrauens ist ein spezieller Geselle. Termine in den Außenbezirken (er kommt aus dem Zweiten) macht er nur vor sechs Uhr. Morgens. "5.50 Uhr, wenn ich einen Parkplatz finde." Im Endeffekt klingelt es um 5.45 Uhr. Er kommt rein, mit Sack und Pack, und macht seine Arbeit.

Meine Nachbarinnen und Nachbarn tun mir dann immer leid. Immerhin ist Thermenwartung keine leise Aufgabe. Da wird gekehrt, gekratzt, gefegt und gesaugt. Sollten Sie neben mir wohnen und das hier lesen: Sorry! Aber ich kann ja nichts dafür.

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Urlaub? Fehlanzeige

Wenn man dann eh nicht wieder ins Bett gehen kann, fängt man halt einen kleinen Plausch an. Sechs Tage die Woche arbeite er. Und das in 14- bis 16-Stunden-Schichten. "Deswegen bin ich auch bei Ihnen immer so früh. Ich habe keine Zeit, mitten am Tag durch Wien spazieren zu fahren."

Urlaub? Fehlanzeige. Habe er seit Jahren nicht mehr gemacht. Gasthermen zu warten und zu reparieren, das sei das Einzige, was er könne. "Und wer weiß, wie lang das noch geht. Früher habe ich Badezimmer gemacht, das geht heute nicht mehr", sagt er. Also nehme er aktuell so viele Aufträge wie möglich an.

Die Alternative: eine Umschulung. "Aber ob ich die dann noch machen will, in meinem Alter, weiß ich nicht."

Eine halbe Stunde später packt er seine Siebensachen und verabschiedet sich, nachdem er noch schnell meine Heizkörper entlüftet hat. Bis nächstes Jahr, Herr Installateur! (Thorben Pollerhof, 15.04.2022)