Videobeamer sind wahrliche keine neue Erfindung. Wer zu Hause das echte Heimkino-Feeling aufkommen lassen will, ohne vorher eine Bank ausrauben zu müssen, der wird schon einmal über die Anschaffung eines solchen Geräts nachgedacht haben. Genügend freie Fläche an der Wand vorausgesetzt, kann man so Filme in einer Größe sehen, in der sich finanziell durchschnittlich ausgestattete Personen einen Fernseher kaum mehr leisten können.

Freestyle!

Und doch ist das, was Samsung mit einem neuen Gerät nun macht, in gewisser Weise Neuland – oder zumindest ein noch dünn besiedeltes. Unter dem Namen "The Freestyle" hat der Hardwarehersteller nun einen Beamer im Miniformat vorgestellt. Gerade einmal 104,2 x 172,8 x 95,2 mm ist das Gerät groß, das rein äußerlich stark an einen Scheinwerfer erinnert – was mit einem Blick auf Partys und andere Events wohl durchaus beabsichtigt ist, sieht das Unternehmen darin doch ein potentielles Einsatzszenario.

Mobil, aber nur so halb

Das Gewicht fällt mit 830 Gramm so aus, dass der Beamer problemlos herumgetragen werden kann. Eine passende Tasche hat Samsung natürlich auch gleich im Angebot. Und doch: Das mit der Portabilität ist enden wollend. Braucht "The Freestyle" doch eine externe Stromversorgung, ein Akku ist also nicht inkludiert – das wäre bei dem Gewicht allerdings auch überraschend gewesen.

Der Beamer ist ziemlich handlich geraten – und das ist auch das Konzept.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Ganz hoffnungslos ist die Lage in dieser Hinsicht aber auch wieder nicht. Erfolgt die Stromversorgung doch über einen USB-C-Anschluss – und dort kann man natürlich genauso gut ein ausreichend starkes Akkupack anstecken. Mindestens 50 Watt muss dieses liefern können, um mit dem Beamer zu funktionieren. Es sollte als auch ausreichend groß sein, damit das Filmvergnügen länger als ein paar Minuten dauern kann. Samsung selbst hat übrigens eine eigene Akkubasis angekündigt, die direkt an das Gerät angebracht werden kann – erhältlich ist diese aber noch nicht.

Steht gut

Apropos Basis: Der eigentliche Beamer ist mit einem Standfuß verbunden, der den ausreichenden Halt bietet und gleichzeitig ermöglicht, dass der Projektionswinkel nach Belieben angepasst werden kann. Das funktionierte im Test auch tatsächlich tadellos. Und um das Oberflächliche auch noch zu nennen: Den Beamer gibt es nur in einer Farbausführung, und zwar in Weiß, allerdings soll es zur Individualisierung künftig auch noch Hüllen in unterschiedlichen Farben geben.

Die Bildqualität

Was vermag ein solch kleiner Beamer nun aber zu leisten? Machen wir es kurz: Wunder sollte man sich nicht erwarten. Aber beginnen wir mit dem Positiven. Die Bildqualität ist generell recht ordentlich, der 1080p-LED-Beamer hat eine gute Farbwiedergabe, der Kontrast kann sich dank der verwendeten Technologie ebenfalls sehen lassen.

Bei Tageslicht ist die gelieferte Helligkeit vor allem bei größerem Abstand – hier ungefähr 2,5 Meter – eigentlich unbrauchbar.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Achillesferse ist allerdings exakt dort angesiedelt, wo sie bei so einem kleinen Gerät auch zu erwarten ist: bei der Helligkeit. Samsung selbst spricht von maximal 550 Lumen. Doch selbst dieser Wert ergibt sich nur, weil der Hersteller bei der Wahl der Maßeinheit ziemlich kreativ vorgegangen ist. Es handelt sich hierbei nämlich um keine ANSI Lumen, wie sie sonst bei der Bewertung von Beamern zum Einsatz kommen. Der Youtuber Rob Tait von "The Hook Up" kommt denn auch bei seinen Messungen nur auf 240 Lumen. In der Praxis heißt das: Bei Tageslicht sind die Ergebnisse kaum brauchbar.

Am Abend wird es besser

Samsung gibt eine Projektionsfläche im Bereich zwischen 30 und 100 Zoll an. Tagsüber ist Letzteres natürlich illusorisch, am Abend – oder nach Abdunkelung des Raums – sieht es hingegen anders aus. Da liefert "The Freestyle" eine durchaus gute Qualität – die bei größeren Beamern mittlerweile oft gebotenen 4K oder auch höhere Helligkeitswerte wird man damit aber trotzdem nicht herzaubern können.

In einem dunklen Raum kann sich die Bildqualität dann hingegen durchaus sehen lassen. Das ist ein Foto einer Projektion aus einem Abstand von ca. 2.5 Metern. In der Realität ist die Qualität noch etwas besser, die für die Aufnahme verwendete Kamera ist nicht sonderlich lichtstark.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Noch zwei Details: Die Lebensdauer der Lampe ist mit 20.000 Stunden angegeben, dies konnte im Test trotz vollen Einsatzes des Autors allerdings nicht ausgereizt werden. Was positiv auffällt, ist hingegen, dass das Gerät nach dem Einschalten sehr rasch verfügbar ist. Die Lautstärkenentwicklung des integrierten Lüfters liegt mit 30dB auf einem erträglichen Niveau.

Automatische Anpassung

Ein mobiler Beamer steht natürlich vor besonderen Herausforderungen. Wo ein fix montiertes Gerät zumeist von den Besitzerinnen exakt ausgerichtet wird, um ein optimales Bild zu erhalten, ist "The Freestyle" wirklich so gedacht, dass er recht spontan an beliebigen Orten zum Einsatz kommen kann. Dafür hat sich Samsung ein paar Tricks einfallen lassen.

So verfügt der Beamer über eine automatische Antiverzerrung ("Auto Keystone"), die ihr Bestes gibt, um das Bild mithilfe diverser Sensoren zurechtzurücken. Auch ein "Auto Leveling" genutztes Feature gibt es, falls gerade mal keine gerade Fläche zum Aufstellen vorhanden ist. Und natürlich ist auch eine Autofokus-Funktion vorhanden, die sich um das Scharfstellen des Bilds kümmert. All das funktioniert relativ gut, aber auch nicht perfekt. Eine leichte Verzerrung des Bildausschnitts war im Test etwa immer wieder sichtbar.

Die Flexibilität hat ihren Preis

Die Einrichtung kann wahlweise über die Fernbedienung oder eine Samsung-App vorgenommen werden.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Vor allem aber beeinträchtigen diese Automatismen die Bildqualität. Denn damit diese Anpassungen überhaupt möglich sind, muss natürlich das Bild zugeschnitten wird, was das Projektionsfeld verkleinert. Zudem führt die damit einhergehende Skalierung der Bilder zu unübersehbaren Schärfeproblemen. Je stärker der zu korrigierende Projektionswinkel, desto stärker ausgeprägt sind auch diese Probleme.

Anders gesagt: Wer eine möglichst gute Bildqualität will, der sollte trotzdem darauf achten, einen möglichst vorteilhaften Aufstellungsort für den Beamer zu finden, also einen, wo das Gerät möglichst wenig Entzerrung vornehmen muss. Angemerkt sei, dass sich diese Automatismen auf Wunsch deaktivieren lassen, also wenn jemand das Bild lieber selbst ausrichten will.

Ähnliches gilt es für den Abstand zu beachten: Der Beamer hat ein fixes Projektionsfeld, bei 0,8 Meter Entfernung gibt es maximal eine Bildgröße von 30 Zoll, für 100 Zoll braucht es dann im Bestfall 2,7 Meter. Die Anpassung dieser Fläche ist über die Beamerfläche zwar ebenfalls möglich, aber auch darunter leidet wieder die Bildqualität, wird doch die Anzeige einfach auf einen kleineren Ausschnitt skaliert.

Die Lautsprecher strahlen rundum ab. Ebenfalls zu sehen ist die Halterung für einen externen Akku für den Beamer. Dieser ist derzeit aber noch nicht erhältlich.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Guter Klang für diese Größe

Eine positive Überraschung sind die klanglichen Qualitäten des Beamers. Für ein solch kompaktes Gerät sind diese nämlich durchaus bemerkenswert. Trotzdem: Auch hiermit werden die Grundregeln der Physik natürlich nicht ausgehebelt. Samsung verspricht jedenfalls 360-Grad-Rundumklang, zudem gibt es einen Equalizer sowie eine automatische Lautstärkenanpassung an Umgebungsgeräusche – als optionales Feature.

Wer stärkeren Sound haben will, kann externe Lautsprecher via Bluetooth verbinden. Selbiges gilt gilt für Tastatur, Maus oder auch Gamepad.

Zusammenspiel

Apropos: Auch sonst gibt sich "The Freestyle" anschlussfreudig. So können etwa Windows- und Mac-Desktops drahtlos an das Gerät weitergegeben werden, das Gleiche gilt für Samsung-Geräte mit der Desktop-Umgebung DeX. Wer es lieber kabelgebunden hat, für den gibt es einen MicroHDMI-1.4-Anschluss samt ARC-Support.

Wer es lieber drahtlos haben will, kann auch direkt Inhalte vom Smartphones an den Beamer schicken. Dafür wird Apples AirPlay 2 ebenso unterstützt wie eine Übertragung mittels Samsungs eigener Smartthings-App. Chromecast-Support sucht man hingegen vergeblich.

Mit der Außenwelt kommuniziert der Beamer via WLAN. Das ist auch notwendig, handelt es sich dabei doch um einen smarten Beamer. Das heißt konkret: Auf dem Gerät läuft dieselbe Tizen-Software, die auch auf aktuellen Samsung Smart-TVs zu finden ist. Und damit geht eine Fülle an Möglichkeiten einher.

Tizen

Die Oberfläche zur Steuerung des smarten Beamers ähnelt jener für Samsungs SmartTVs sehr. Wer genau schaut, kann auf dem Foto übrigens auch die Autokorrektur der Verzerrung erkennen (am leichten Rahmen mit dem vollständigen Projektionsbereich)
Foto: Proschofsky / STANDARd

Vorinstalliert sind etwa Apps für Netflix, Disney+ und Youtube, wer will, findet im zugehörigen App-Store aber auch die ORF TVThek und viele andere gewohnte Streamingdienste. Eine Art Grundversorgung sichert Samsung TV Plus, das aus verschiedensten Quellen kostenlose Streamingkanäle übernimmt – von CNN bis zu "Beverly Hills 90210" im Endlos-Loop.

Generell ist Tizen jetzt nicht unbedingt die beste Smart-TV-Oberfläche, trotzdem werden sich die meisten rasch zurechtfinden. Die Performance ist dabei allerdings leider wenig berauschend, immer wieder gibt es Hänger. Besonders negativ sticht dabei – einmal mehr – Samsungs eigenes TV Plus heraus, wo das Interface zum Teil sekundenlang nicht reagiert.

Fernbedienung

Die Steuerung erfolgt über eine mitgelieferte Fernbedienung, die, wie von aktuellen Samsung-Fernsehern gewohnt, sehr simpel gehalten ist. Vier Knöpfe zum direkten Aufruf von Netflix und Co sind sich aber trotzdem noch ausgegangen. Mithilfe dieser Fernbedienung kann auch das anfängliche Setup des Geräts vorgenommen werden.

Die Fernbedienung kennt man so oder so ähnlich schon von aktuellen Samsung-Fernsehern.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Einfacher geht es noch mithilfe der SmartThings-App von Samsung, über die auch gleich die WLAN-Einstellungen vom Smartphone übernommen werden – also ohne das Passwort mühsam eintippen zu müssen. Das Setup auf diesem Weg ist auch sonst nett gemacht, der Beamer zeigt einfach einen QR-Code an, über den das Smartphone verbunden werden kann.

Einstellungen

Die Software geht mit zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten für Bild, Ton, Netzwerk und Ähnlichem einher. Auch die dafür genutzt Oberfläche kennt man so schon seit Jahren von Samsung-Fernsehern. Zu den Bildeinstellungen noch ein Punkt: Wer ein etwas intensiveres Bild will, kann den "dynamischen" Modus wählen, der dann allerdings auch mehr Strom verbraucht.

Lichteffekte

Wer will, kann für Partys oder Events den Beamer auf für Lichteffekte nutzen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Neben der Videoprojektion kann "The Freestyle" auch für Lichteffekte genutzt werden, ein integrierter "Ambient"-Modus bietet denn auch ein paar vorinstallierte Grafiken und Animationen wie einen Sternenhimmel oder reichlich generische Partymotive. Aber um das zu erweitern, wurden schließlich App Stores erfunden. Ebenso gibt es Visualisierungen für die Musikwiedergabe sowie die Möglichkeit, Lichtstimmungen zu erzeugen, dafür kann eine Abdeckung als Diffusor genutzt werden.

Assistenzeinsatz

"Smart" heißt heutzutage auch, dass ein digitaler Assistent auf Sprachbefehle wartet. In diesem Fall können die Nutzer zwischen zwei Optionen wählen, Samsungs eigenem Bixby und Amazons Alexa. Das Feature-Set variiert dabei alle. So geht die Steuerung des Geräts selbst nur mit Bixby, dafür arbeitet Alexa natürlich mit dem restlichen Smarthome besser zusammen. Beide parallel können allerdings nicht betrieben werden, die Nutzer müssen sich also schon entscheiden.

"Was letzte Preis?"

All das gibt es dann zu einem Preis von 999 Euro. Die Gefahr, dass jemand "The Freestyle" als Schnäppchen bezeichnet, dürfte also gering sein. Der Beamer ist in Österreich bereits verfügbar.

Fazit

Um hier gleich keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wer fürs Heimkino den optimalen Beamer sucht, der ist bei "The Freestyle" schlicht falsch. Für einen stationären Betrieb liefern andere Geräte zum gleichen – oder gar niedrigeren – Preis eine wesentlich bessere Qualität.

Aber darum geht es hier auch nicht. Bei Samsungs kleinem Beamer steht die Mobilität im Vordergrund, der spontane Einsatz – also den Beamer einfach wohin mitnehmen zu können und ohne großes Ausrichten und viel Verkabelung innerhalb weniger Sekunden Filme, Serien oder eigene Videos streamen zu können. Und genau aus dieser Perspektive macht "The Freestyle" durchaus Spaß.

Seitlich befindet sich ein Ausschalter für das Mikrofon, ein MicroHDMI-Anschluss sowie die Stromversorgung via USB-C.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Also doch zuschlagen? Nein, so einfach ist es auch wieder nicht, dafür ist "The Freestyle" einfach zu teuer. Eigentlich müsste Samsung den Preis des Beamers schon fast halbieren, um ihn wirklich interessant werden zu lassen. Aber auch bei den technischen Eckdaten gibt es noch Luft nach oben, vor allem was Helligkeit und Auflösung anbelangt.

Insofern ist der Samsung-Beamer in dieser Form eher als eine Art Prototyp für eine mögliche Zukunft zu verstehen – eine, an der man sich halt schon beteiligen kann, wenn genügend Geldreserven vorhanden sind. Und wer weiß: In zwei, drei Hardwaregenerationen könnte das dann auch etwas mit der Massentauglichkeit werden. (Andreas Proschofsky, 16.04.2022)