Helga Krismer wüsste gerne mehr über (potenzielle) Oligarchenvillen in ihrer Stadt.

Foto: matthias cremer

Baden – Das Vermögen russischer Oligarchen und Oligarchinnen wird derzeit vielerorts unter die Lupe genommen: Yachten werden beschlagnahmt, Firmen sanktioniert. Dass das bei Immobilien nicht immer so einfach geht, zeigt ein (möglicher) Fall in Niederösterreich: In Baden bei Wien steht ein nobles Anwesen, das im Volksmund "Putin-Villa" genannt wird – so erzählt es Helga Krismer, Vizebürgermeisterin der Stadt und Chefin der Grünen Niederösterreich.

Sie habe immer wieder überlegt, wem das Haus gehört – "aber der Krieg gegen Ukrainer:innen gab den Anstoß, nachzuforschen", sagt Krismer zum STANDARD. Um an den Besitzer der Liegenschaft zu kommen, hat sie recherchiert: Eine Abfrage im Grundbuch – dort steht eine Liechtensteiner Stiftung als Eigentümerin. Diese wird von einer Vermögensverwalterin gemanagt, die Berechtigten bleiben anonym. Kurios: 2010 wurde das Haus von einer Stiftung an die andere verkauft – vertreten werden sie aber von der gleichen Verwalterin.

Datenschutz und Amtsgeheimnis

Weiter kommt Krismer nun nicht: Rein theoretisch könnte sie zwar herausfinden, wer die Grundsteuer für die Villa an die Stadt Baden überweist und bei dieser Person nachfragen – aber da bekomme sie schnell rechtliche Probleme: "Datenschutz und Amtsgeheimnis geben keine Chance, den wahren Besitzverhältnissen auf die Spur zu kommen." Dabei ist sie sicher: "Dürfte die Gemeinde nachfragen, würde so manches Putins-Oligarchen-Rubelkarussell auffliegen."

Schon im März hatte Krismer gefordert, Oligarchenvillen für ukrainische Flüchtlinge zu öffnen. Allein in Baden gebe es mehrere solche Anwesen: "Alle leer – aber wir suchen verzweifelt Unterkünfte für Geflüchtete." Da spiele auch das leidige Thema leerstehende Immobilien in gefragten Gegenden eine Rolle.

Einem ihr bekannten russischen Besitzer eines solchen Hauses habe sie schon einen Brief geschrieben, ob er seine Immobilie nicht als Unterkunft zur Verfügung stellen wolle – aber der habe abgewunken: "Er gab an, ohnehin bereits Ukrainer:innen zu helfen." Aber "die Jause fürs wöchentliche Café der Ukrainer:innen wollte er nicht spendieren". (sefe, 19.4.2022)