Dem Bundeskanzler war, wie so vieles, der "Streisand-Effekt" unbekannt, er hat in einer Spezialpressekonferenz über "glatte Lügen" des anonymen Briefschreibers geklagt.

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Es war eine b’soffene G’schicht, aber der Politikwissenschafter Professor Peter Filzmaier erkannte darin in der "Kronen Zeitung" eine seltsame Posse,die auch ein kompliziertes Dreiecksverhältnis von Politik, Medien und Wählerschaft zeige. So kompliziert war’s dann auch wieder nicht, und ein Dreiecksverhältnis insofern, als das Dreieck aus einem Verhältnis zwischen der Familie des Bundeskanzlers, Beamten der Cobra und einem anonymen Briefschreiber bestand. Es war alles andere als rechtwinkelig. Laut "Kronen Zeitung" kam der Bundeskanzler im Zusammenhang mit dem Dreieck in den Genuss eines sogenannten "Streisand-Effekts". Dieser Effekt besteht darin, dass genannte Schauspielerin einmal wegen Verletzung der Privatsphäre geklagt, ihr Haus damit aber erst recht bekannt gemacht hatte.

Dem Bundeskanzler war, wie so vieles, der "Streisand-Effekt" unbekannt, er hat auch nicht geklagt, sondern in einer Spezialpressekonferenz nur sich beklagt, und zwar über "glatte Lügen" des anonymen Briefschreibers.

Qualität des Personenschutzes

An dieser Stelle ist ein kleiner Einschub fällig. Täglich steigen – aber das ist eine leere Vermutung – hunderte normalsterbliche Landsleute betrunken in ihr Auto und fahren nach Hause, ohne an einem anderen Auto auch nur den kleinsten Kratzer zu hinterlassen. Das wirft die Frage auf, wie es um die Ausbildung von Cobra-Beamten bestellt sein muss, wenn es bei ihnen im selben Zustand nicht ohne eine größere Karambolage abgeht. Gerade in alltäglichen Situationen müssten sich Staatsbürger darauf verlassen können, dass eine Bewusstseinstrübung, wie man sie im trauten Heim des Bundeskanzlers erfahren kann, keine Auswirkung auf die Qualität des Personenschutzes haben darf, und schon gar nicht auf die von Autolack. Schließlich finanzieren das alles die Steuerzahler.

Aber auch die Ansprüche auf das Fassungsvermögen von Cobra-Beamten, die im Haus des Bundeskanzlers Personen schützen, sind zu hinterfragen, wusste doch "Österreich" Folgendes zu berichten. Nachdem die Kanzlergattin um 16.45 Uhr das Haus verließ, um ihren Mann in einem Heurigen zu treffen – vom Regen in die Traufe, Professor Filzmaier wusste, warum er von Saufgelage schrieb –, wollten auch die Cobra-Polizisten bald nach Hause. "Einer von ihnen stürzte beim Wasserlassen vor dem Haus so schwer, dass er an Kopf und Händen blutete, heißt es aus gut informierten Polizeikreisen.

"Auferstehung des Männlichen"

Wasserlassen vor dem Haus des Bundeskanzlers kann nur schwer als Respektsbezeugung gedeutet werden, aber mildernd ist zu würdigen, dass es zu dieser Kundgebung ärarischer Dekadenz erst kam, nachdem die Kanzlergattin das Haus verließ. Möglicherweise war sich der Beamte der apotropäischen Wirkung seiner Amtshandlung bewusst, wenn er dafür auch noch sein Blut spenden musste. Nicht auszudenken, was er mit einer übervollen Blase auf den Straßen angerichtet hätte. Aber den "Streisand-Effekt" hat er gut hingekriegt.

Der Rest der Geschichte ist nicht weiter von Belang, wir aber wollen bei der Auferstehung des Männlichen verweilen. Unter diesem Titel wollte sich ein Kolumnist des Magazins "Der Pragmaticus", der sich dem Publikum in diversen Blättern seit Jahren als neoliberaler Bösewicht anzubiedern versucht, der Frage nachgehen: Warum wir uns endlich vom zeitgeistigen Männerbild eines weichgespülten Waschlappens verabschieden und alte Tugenden neu entdecken sollten.

Heroischer Kampf gegen Waschlappen

In seinem heroischen Kampf gegen Waschlappen kommt ihm dabei der eben tobende Krieg zu Hilfe. Krieg ist nun einmal untrennbar mit Männlichkeit verbunden. Die Fähigkeit einer Nation, Kriege zu führen, wenn es denn notwendig ist, hängt auch mit ihrer Einstellung dem Männlichen gegenüber zusammen. Besondere Sorgen macht ihm die Verweichlichung der deutschen Bundeswehr, deren Wehrhaftigkeit er durch das Bereitstellen von Tamponbehältern auf der Männertoilette und ähnlichen Zeitgeist-Unfug ernsthaft infrage gestellt sieht.

Angesichts einer Generation junger Männer, die als modern und vorbildlich gelten, wenn sie Perlenketten tragen, sich die Fingernägel blau lackieren und gelegentlich den Eindruck erwecken, ihre sexuelle Identität für eine Art Garderobe zu halten, die man je nach Saison auswechselt, macht sich Christian Ortner ernsthaft Sorgen, die Männer für ordentliche Kriege könnten demnächst ausgehen. Unbegreiflich, dass ihm Putin noch keinen Kolumnistenjob bei einer guten Zeitung angeboten hat. (Günter Traxler, 17.4.2022)