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Russische Panzer bei der Einfahrt nach Mariupol.

Foto: AP / Alexei Alexandrov

Am Samstag wurde in der Ukraine weiter erbittert um die Hafenstadt Mariupol gekämpft und auch die Hauptstadt Kiew und die westukrainische Region Lwiw wurden wieder bombardiert. Das russische Verteidigungsministerium vermeldete am Samstagabend, dass alle ukrainischen Streitkräfte aus dem Stadtgebiet von Mariupol vertrieben worden seien. Nur noch im Stahlwerk Azovstal seien einige Soldaten eingeschlossen. Von ukrainischer oder unabhängiger Seite gibt es dafür bisher allerdings keine Bestätigung.

Wo die Angaben übereinstimmen ist lediglich, dass im Kampf um die einst 400.000 Einwohner zählenden Stadt mittlerweile rund 4.000 ukrainische Soldaten ihr Leben gelassen haben. Das geben sowohl das russische Verteidungsministerium als auch der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenksyj an. Selenskyj sprach überdies von "zehntausenden" Toten und einer katastrophalen humanitären Lage.

Am Samstagnachmittag hatte der Donezker Separatistenführer Denis Puschilin angekündigt, dass ukrainische Kämpfer, die in Mariupol bleiben und sich weigern, sich zu ergeben, "eliminiert" würden. Präsident Selenskyj sagte am Abend, dass das – sollte es umgesetzt werden – das Ende der Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland bedeuten würde.

Angriffe auf Kiew

Auch die ukrainische Hauptstadt Kiew und die westukrainische Region Lwiw wurden wieder bombardiert. Im Stadtteil Darnyzja gab es mehrere Explosionen, wie Bürgermeister Vitali Klitschko am Samstag mitteilte. Russland sprach von der Zerstörung zweier Rüstungsbetriebe. Es handle sich um ein Werk für gepanzerte Fahrzeuge in Kiew und eine Einrichtung für militärische Reparaturen in Mykolajiw. Es gab zunächst keine Angaben zu möglichen Opfern.

Die russischen Angriffe auf die Region Kiew hatten seit Ende März eigentlich abgenommen. Moskau kündigte damals an, seine Offensive auf den Osten der Ukraine konzentrieren zu wollen. Am Freitag drohte der Kreml jedoch, seine Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt wieder zu verstärken. Zuvor hatte er die Ukraine beschuldigt, russische Ortschaften nahe der Grenze bombardiert zu haben. Die Regierung in Kiew dementierte das und sieht die neuerlichen Angriffe auf Kiew als Vergeltungsversuch für die Zerstörung des russischen Marineschiffes "Moskwa" an. Bereits am Freitag hatte Russland eine Fabrik bombardiert in der jene Raketen hergestellt werden, von denen die Ukraine behauptet, damit die "Moskwa" abgeschossen zu haben.

Die Region Lwiw wurde nach ukrainischen Angaben mit Marschflugkörpern angegriffen. Russische Militärflugzeuge seien in Belarus gestartet und hätten Marschflugkörper auf die an Polen grenzende ukrainische Region abgefeuert, teilt das ukrainische Militär mit.

Angaben zu Opfern driften auseinander

Seit der russischen Invasion vor rund sieben Wochen sind laut Selenskyj 2.500 bis 3.000 ukrainische Soldaten und zuletzt allein 4.000 Soldaten in der Hafenstadt Mariupol getötet worden. In einem Interview mit CNN sprach er auch von von rund 10.000 verletzten Soldaten auf ukrainischer Seite. Auf russischer Seite seien bisher rund 20.000 Soldaten getötet worden, sagt Selenskyj.

Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums wiederum erklärte am Samstag, dass im bisherigen Verlauf der "Militäroperation" auf ukrainischer Seite mehr als 23.000 Soldaten getötet worden seien und auf russischer Seite etwa 1.350. Diese Angaben lassen sich allerdings aktuell nicht unabhängig überprüfen. (jop, 16.4.2022)