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Alex Jones dürften die Geldmittel zum Betrieb von Infowars endgültig ausgegangen sein.

Foto: Reuters/Jim Bourg

Jahrelang gehörte Infowars zu den einflussreichsten Verschwörungsseiten im angloamerikanischen Raum. Das einst 1999 als texanischer TV-Sender gegründete Portal wuchs sich vor allem in den 2010er-Jahren zu einem einflussreichen Medium aus und machte seinen Gründer, Alex Jones, zu einer prominenten Figur. 2016 gehörte es zu den meistgeteilten Quellen im Rahmen des US-Präsidentschaftswahlkampfs und florierte insbesondere in rechtsextremen Kreisen. Jones wurden lange gute Kontakte zu Donald Trump nachgesagt – ehe der ehemalige US-Präsident sich mehrfach für Corona-Impfungen stark machte.

Wilde Behauptungen über Vakzine sind freilich nicht das einzige Programm von Infowars. Von der "Inside-Job"-Erzählung zum Terroranschlag auf das World Trade Center im September 2001 über "Pizzagate" bis hin zum behaupteten Betrug bei den US-Wahlen 2020 ließ Jones kaum etwas aus. Nun hat die Plattform vor dem Bezirksgericht Texas-Süd Konkurs angemeldet, berichtet Reuters.

"Sandy Hook"-Prozess

Die finanzielle Situation dürfte nicht der einzige Grund für den Insolvenzantrag sein. Denn das Konkursverfahren friert auch alle zivilrechtlichen Verfahren ein, in die ein Unternehmen involviert ist. Und davon gibt es im Falle von Infowars gleich mehrere. Das größte ist ein Prozess, den Überlebende und Eltern von Opfern des Amoklaufs an der Sandy Hook-Highschool 2012 gegen die Firma angestrengt haben.

Insgesamt 13 Klägerinnen und Kläger werfen Jones Verleumdung vor. Er hatte mehrfach behauptet, der Amoklauf habe gar nicht stattgefunden, sondern sei eine Inszenierung gewesen. Schüler, Lehrer und Eltern, die in den Medien über das Erlebte sprachen, bezeichnete er als "Crisis Actors", sprich: Schauspieler.

Nach zahlreichen Runden vor Gericht bot Jones den Klägern Ende März jeweils 120.000 Dollar an, um das Verfahren beilegen zu lassen. Diese schlugen den Vorschlag allerdings aus und wollen das Verfahren bis zu einem Urteil führen. Sie bezeichneten das Angebot als "offenkundigen und Verzweifelten Versuch (…) sich der öffentlichen Abrechnung für seine betrügerische, profitgetriebene Kampagne gegen die Klagenden und die Opfer des Amoklaufs zu entziehen." Infolge der reichweitenstark verbreiteten Falschbehauptungen von Jones war es immer wieder zu Belästigungen von und Drohungen gegen die Betroffenen gekommen.

Schulden von bis zu 10 Millionen Dollar

Die Insolvenz bedeutet allerdings nicht automatisch, dass Infowars seinen Betrieb einstellt. Gemäß gesetzlicher Regelung läuft das Unternehmen im Rahmen seiner Möglichkeiten weiter, während ein Plan für den finanziellen Umschwung erarbeitet wird. Die weitere Zukunft hängt dann davon ab, ob ein tragfähiges Konzept und gegebenenfalls zusätzliche Geldquellen gefunden werden können. Das vorhandene Vermögen wird von Jones mit einem Umfang von maximal 50.000 Dollar beziffert, die Schuldlast hingegen soll sich im Bereich von einer bis zehn Millionen Dollar bewegen.

Infowars, das von Jones als Vehikel für die Vermarktung von Nahrungsergänzungsmittel und "Survival"-Artikel genutzt wird, arbeitete zuletzt 2017 an einer Expansion. Damals sollte ein eigenes Studio für eine Show mit dem ehemaligen Trump-Berater Roger Stone gebaut werden, deren Ausstrahlung fünf Mal pro Woche geplant war.

2018 verlor die Plattform schließlich massiv an Reichweite, nachdem Youtube, Facebook und Apple zahlreiche Inhalte entfernten und später auch Jones und seine Firma unter Verweis auf Hassrede und Anstiftung zur Gewalt komplett ausschlossen. Andere Plattformen und der Zahlungsdienstleister Paypal folgten. Schon davor hatte sich Infowars immer wieder temporäre Sperren eingefangen und musste als Konsequenz von Gerichtsverfahren Content entfernen und Berichtigungen veröffentlichen. (gpi, 18.4.22)