Franz( Jossi Jantschitsch) muss mit Freund und Freundin einiges durchleben.

Wild Bunch Germany

Franz (Jossi Jantschitsch) ist schon neun Jahre alt, wird aber gehänselt, da er blondgelockt und klein ist und, wenn er Angst hat, nur noch fiepsen kann. Besonders aufgeregt ist er bei seinem Lehrer Zack Zack (Rainer Egger), der ihn regelmäßig vor der Klasse bloßstellt. Und auch die Freunde seines pubertierenden Bruders Josef (Laurenz Haider) halten ihn für ein Mädchen. Da hilft nur eines: ein richtiger Mann werden!

Da sein Vater als Hausmann offenbar nicht als Vorbild taugt, holt sich Franz Hilfe vom Youtuber Hank Haberer (Philipp Dornauer), dessen Videos er bis spät in die Nacht schaut und der ihm auch im Traum begegnet: Dort ist Franz der Star der Klasse. Doch die Ratschläge Hanks, die herrlich ambivalent zwischen "toxischer Männlichkeit" und einem gesunden Schub fürs Selbstbewusstsein schwanken, führen nur kurzfristig zum Ziel.

Denn um bei den "coole Elfen" beliebt zu werden, muss Franz einige Opfer bringen. Die Freundschaft zu seiner besten Freundin Gabi (Nora Reidinger) etwa, die zugegebenermaßen oft ein bissl zu forsch, aber eine ehrliche Haut ist, wackelt gewaltig.

Nöstlingers Geschichten-Universum

Der liebenswert vertrottelte und doch diabolische Influencer/Verführer Hank ist ein Neuzugang in Christine Nöstlingers Franz-Geschichten-Universum, das von Drehbuchautorin Sarah Wassermair aktualisiert wurde. Nicht sorglos, aber ohne übertriebenen erzieherischen Zwang gehen Franz’ Eltern (Simon Schwarz und Ursula Strauss) mit dem Handy- und Computergebrauch ihrer Söhne um.

Daneben haben die Kinder noch genug Zeit, um zu spielen, Ängste zu erproben und die Stadt zu durchstreifen. Nöstlingers Wien, eigentlich Hernals und Ottakring, ist hier das beschaulichere Karmeliterviertel, das mit Kinderaugen – und nicht als die Betonhölle, die es in vielen Gegenden zum Unort für Kinder macht – in Szene gesetzt wird.

Auch das Mietshaus, in dem die Freunde leben, ist mit dem gruseligen Keller und der grantelnden Nachbarin Frau Berger (Maria Bill) ein abenteuerlicher Ort.

Der preisgekrönte Münchner Regisseur Johannes Schmid setzt die Geschichten vom Franz einfühlsam und mit dem Nöstlinger’schen Witz gekonnt in Szene. Fast scheint es so, als ob der 2018 verstorbenen Erzählerin mit Brigitte Krens Erzählstimme aus dem Off nochmals gedacht wird. Was die Geschichten vom Franz so besonders macht, ist, dass (fast) nichts mit erhobenem Zeigefinger oder schöngemalt daherkommt. Dazu passt Marco Wandas Soundtrack wie das Pflaster aufs aufgeschlagene Knie. (Valerie Dirk, 19.4.2022)