Bild nicht mehr verfügbar.
Augen im Weltraum gibt es viele. Mit Unterstützung der Europäischen Union liefert etwa das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus Daten, um den Stand der Dinge in der Atmosphäre, auf dem Erdboden und im Wasser zu erheben und mit früheren Messungen zu vergleichen. Auch die europäische Weltraumagentur Esa stellt zu diesem Zweck Bilder zur Verfügung. Das deutsche Start-up Constellr will mit einem ganz bestimmten Ziel die Erde aus dem Weltraum betrachten: Erdwärme-Daten sollen eine bessere Wassernutzung in der Landwirtschaft ermöglichen. Die beteiligten Forschenden verzeichneten erste Erfolge.
Die Bilder nach der Verarbeitung erster Daten seien scharf und ermöglichten einen guten Blick etwa auf Straßen, Flüsse und Felder, wie eine Sprecherin des Freiburger Unternehmens mitteilte. Das deute auf ein großes Potenzial hin. Im Vergleich zu den Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-3 etwa ist die Auflösung der Wärmedaten merklich besser. Erste Pilotversuche auf Basis der Daten seien dem forschungsgestützten Unternehmen zufolge für die heurige Anbausaison geplant.
60 Prozent Wasser verschwendet
Das junge Unternehmen Constellr wird unter anderem von der Esa unterstützt und ist eine Ausgründung des Fraunhofer Ernst-Mach-Instituts aus Freiburg und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Auf der internationalen Raumstation ISS wird gerade der Prototyp eines neuen Messinstruments getestet. Die Technologie besteht in erster Linie aus einem Spiegelteleskop mit einer Thermalinfrarotkamera und einem miniaturisierten Computer zur Datenverarbeitung. Sie soll künftig in Satelliten eingebaut werden, die dann Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche sammeln. Diese können so verarbeitet werden, dass man den Wasserbedarf besser abschätzen kann und so bestenfalls weniger Wasser verschwendet.
Nach Angaben der Umweltschutzorganisation WWF verbraucht die Landwirtschaft 70 Prozent des weltweit zugänglichen Süßwassers. Durch undichte Bewässerungssysteme, ineffiziente Anwendungsmethoden sowie Pflanzen, die gemessen an ihrer Umgebung zu viel Wasser brauchen, würden jedoch 60 Prozent davon verschwendet. Daher hat auch schon der Deutsche Bauernverband Interesse an dem neuen Vorhaben bekundet.
Smart Farming
Die erhobenen Werte sollen nach Angaben von Constellr detaillierter und in kürzeren Abständen verfügbar sein als bei vergleichbaren bisherigen Projekten der Erdbeobachtung. An dem Teleskop beteiligt sind zudem das Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik EMI aus Freiburg, das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF aus Jena sowie das Jenaer Unternehmen Spaceoptix. Das deutsche Bundeswirtschaftsministerium fördert den Versuch auf der ISS.
Um die landwirtschaftliche Erdbeobachtung auszubauen, hat das New-Space-Unternehmen Constellr erst kürzlich das belgische Startup Scan World übernommen. Mit dem gemeinsamen Wissen sollen neben Wasser auch Kohlenstoff, Energie und Pflanzengesundheit vom All aus überwacht werden – wichtige Aspekte für das sogenannte Smart Farming. (APA, red, 18.4.2022)