Die Insteon-App ist seit der Serverabschaltung zu nichts mehr zu gebrauchen.

Foto: Insteon

Smarte Lautsprecher, sprachgesteuerte Beleuchtung und Co bringen einige komfortable Annehmlichkeiten in moderne Haushalte. Doch die Vernetzung hat ihren Preis. Neben allgegenwärtigen Datenschutzbedenken hängt die Funktionalität des "Internets der Dinge" mitunter davon ab, wie lange die Hersteller besagter Dinge sie gewährleisten. Geräte, die ohne Fernanbindung "smart" sind, bilden noch immer eine Ausnahme.

Welche Folgen das im schlimmsten Fall haben kann, zeigt nun der Fall der Firma Insteon, die smarte Schalter, Thermostate und ähnliche Produkte feilbietet. Kurz vor dem Osterwochenende bescherte man den Kunden eine böse Überraschung, schreibt "Ars Technica". Die Server gingen plötzlich vom Netz, das Unternehmen tauchte ab – und mit ihm die "smarten" Features der Geräte.

Dumm statt smart

Die Schalter etwa tun jetzt nur noch, was gewöhnliche Lichtschalter tun, nämlich die Versorgung des jeweiligen Stromkreises ein- und ausschalten. Steuerungsmöglichkeiten darüber hinaus entfallen. Die Abschaltung der Server führte auch dazu, dass sich mit der Insteon-App nichts mehr anfangen lässt. Als Konsequenz daraus funktionieren auch eingestellte Automatismen, beispielsweise das Absenken der gewünschten Raumtemperatur über Nacht, nicht mehr.

Insteon wurde 2005 als Tochterfirma von Smartlabs gegründet. Die Firma zählte 2015 zu den Launchpartnern für Apples Smart-Home-System Homekit. 2017 wurde Smartlabs von Richmond Capital Partners übernommen, dessen Gründer Rob Lilleness zum neuen CEO wurde.

CEO entfernt Hinweise auf Unternehmen

Dieser hat nun allerdings seine Rolle bei Smartlabs und Insteon aus seinem Linkedin-Profil entfernt. Von der Firmenwebsite ist er verschwunden, selbst die damalige Ankündigung der Übernahme wurde von der Homepage entfernt. Das Kundenforum ist nicht mehr erreichbar. Die Statusseite für Insteon-Dienste zeigt fälschlicherweise an, dass alle Services wie vorgesehen laufen würden.

Nutzer werden über die Vorgänge im Dunkeln gehalten. Der Support reagiert nicht mehr auf Einsendungen, auch Presseanfragen bleiben unbeantwortet. Es gab auch keinerlei Ankündigung zu einer bevorstehenden Abschaltung.

Nutzer suchen Auswege

Ein Lichtblick für Betroffene ist, dass das Übertragungsprotokoll von Insteon bereits vor einiger Zeit via Reverse Engineering nachgebaut werden konnte. Damit ist es möglich, Geräte auch ohne App zu steuern und das Insteon-System an den Smart-Home-Hub eines anderen Herstellers anzubinden. Als zwei Optionen nennt "Ars Technica" die Open-Source-Server Home Assistant und Open Hab. Für letzteren gibt es ein Software-Plug-in, mit dem Insteon-Geräte wieder in Apples Homekit integriert werden können.

Ausdrücklich gewarnt wird davor, den Insteon-Hub auf den Werkszustand zurückzusetzen – denn die Verbindung zu den Servern des Unternehmens ist für dessen Einrichtung unerlässlich, weswegen er nach einem Reset praktisch unbrauchbar ist.

Weitere Tipps und Tricks tauschen enttäuschte Kunden nun im Insteon-Sub auf Reddit aus. Manche versuchen zudem, dem Unternehmen nachzuforschen, um Licht in die Angelegenheit zu bringen. Die Suche nach Konkursanträgen von Insteon, Smartlabs oder Richmond Capital blieb bislang allerdings erfolglos. (gpi, 19.4.2022)