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Eine polnische MiG-29 bei einem Flug im August 2015. Diesen Flugzeugtyp können auch ukrainische Piloten fliegen.

Foto: Reuters/Kacper Pempel

Anfang März sorgte ein Vorschlag Polens für Aufsehen: Man wolle der Ukraine im Kampf gegen die russischen Truppen Kampfflugzeuge liefern, allerdings nicht auf direktem Weg, um nicht selbst in den Krieg mit hineingezogen zu werden. Stattdessen wollte Warschau seine Flieger kostenlos auf den US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland verlegen, damit die USA diese dann in die Ukraine befördern, wenn die Vereinigten Staaten im Gegenzug Polen andere Flieger zur Verfügung stellen.

Die USA reagierten überrascht auf den nicht akkordierten Vorschlag, auch andere westliche Länder äußerten ihre Bedenken. Die Lieferung von Kampfflugzeugen, erklärte Pentagon-Sprecher John Kirby, würde "ernsthafte Bedenken für das gesamte Nato-Bündnis" aufwerfen – man fürchtete eine Ausweitung des Krieges.

USA lieferten selbst keine Flugzeuge

Ebenjener John Kirby gab am Dienstag bekannt, dass die Ukraine zusätzliche Flugzeuge geliefert bekommen habe – sowie Ersatzteile, um beschädigte Flugzeuge zu reparieren. Kirby sagte außerdem, dass die USA zwar geholfen hätten, die Ersatzteile zu transportieren – man selbst hätte aber keine Flugzeuge geliefert.

Kirby korrigierte seine Aussagen allerdings am Mittwoch. "Ich habe mich getäuscht", sagte er am Mittwoch. "Sie haben nicht ganze Flugzeuge von einem anderen Land erhalten." Vielmehr habe die Ukraine "Ersatzteile und zusätzliche Ausrüstung" erhalten und dadurch mehr eigene Kampfjets einsatzfähig machen können.

Er habe fälschlicherweise gedacht, dass das Angebot eines Landes, der Ukraine Kampfjets zu liefern, umgesetzt worden sei, sagte Kirby weiter. "Ich bedaure den Irrtum."

Polen, Bulgarien und die Slowakei galten zuvor als wahrscheinlichste Lieferkandidaten – und zwar aus einem simplen und ziemlich einleuchtenden Grund: Diese drei EU-Länder sind laut dem Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS) jene, die über die Kampfflugzeuge des einst in der Sowjetunion entwickelten Typs MiG-29 verfügen (Polen 28, Slowakei 14, Bulgarien 11). Das ist deshalb relevant, weil die Ukraine auch über diese Flugzeuge verfügt und deren Piloten daher auch nur diese fliegen könnten. Eine Umstellung auf einen anderen Flugzeugtyp würde dauern – Zeit, die die Ukraine nicht hat.

Slowakei sattelt auf F-16 um

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte seit Kriegsbeginn immer wieder die Lieferung von Kampfflugzeugen eingefordert, und diese drei Länder signalisierten auch schon länger ihre Bereitschaft, dieser Forderung nachzukommen. Erst vergangene Woche erklärte der slowakische Premierminister Eduard Heger gegenüber dem US-Portal "Politico", man prüfe die Weitergabe alter MiG-29-Flugzeuge an die Ukraine.

Diese Flieger wolle man sowieso loswerden, da man russische Ausrüstung ohne eine "Beziehung" zu Russland nicht aufrechterhalten könne. Man plane einen Wechsel zu den US-amerikanischen F-16-Flugzeugen, diese können vermutlich aber erst 2024 geliefert werden. Sobald geklärt sei, so Heger, wer bis dahin den slowakischen Luftraum schützen werde, stünde einer Weitergabe nichts im Weg.

Ukrainische Air Force dementiert Flugzeuglieferung

Via Twitter erklärte noch vor dem US-Außenministerium die ukrainische Luftwaffe, dass man keine Flugzeuge aus dem Ausland erhalten habe, sondern lediglich Ersatzteile.

Möglicherweise erhält die Ukraine aber auch über einen anderen Weg neue Flieger. Deren Piloten starteten nämlich vergangene Woche die Kampagne "Kauf mir einen Kampfjet". Auf der dafür eingerichteten Website werden Länder aufgelistet, denen Jets abgekauft werden könnten. In einem Video erklärt ein Pilot, er brauche ein Flugzeug, um Kriegsverbrecher und Panzer zu vernichten. Man sei auch bereit, das Fliegen mit Kampfjets westlicher Typen zu erlernen. (Kim Son Hoang, 20.4.2022)