Auf Facebook ist noch die positivste Stimmung Naidoo gegenüber zu finden. Auf den anderen Plattformen wird kritischer mit den neuesten Aussagen umgegangen.

Foto: Xavier Naidoo/Facebook

Das knapp über drei Minuten dauernde Video des Popsängers Xavier Naidoo vom Dienstag überraschte alle. Darin distanzierte sich der 2014 in die Welt der Verschwörungserzählungen abgedriftete Deutsche von seinen Aussagen der letzten Jahre. Er sei auf "Irrwegen" gewesen und habe sich "verrannt". Damit sei jetzt Schluss, so der ehemals gefeierte Sänger.

Krieg in Europa

Der Grund für den Sinneswandel scheint der Krieg in Europa zu sein. Naidoos Frau stammt aus der Ukraine, und "seine Familie" sei deshalb vom aktuellen Leid sehr betroffen. "Die Welt ist auf den Kopf gestellt", und aufgrund vieler Gespräche mit Freunden und Familie sehe Naidoo ebenfalls Bedarf, sich selbst und seine Aussagen der letzten Jahre zu hinterfragen.

In den sozialen Netzwerken sorgte das Video natürlich in allen Lagern für Aufsehen. Auf Twitter wird oftmals der Mut gelobt, den es für solch ein Statement benötigt. Die überwiegende Mehrheit stellt das Statement jedoch infrage. Vor allem aufgrund der Tatsache, dass der Sänger nicht erst seit 2014 mit zweifelhaften, oftmals antisemitischen Aussagen aufgefallen ist. Am Ende pendelt sich die Stimmung irgendwo zwischen Skepsis und Hoffnung ein. Würde der Sänger tatsächlich künftig seine Anhänger zu einem offenen Diskurs überreden können, sei zumindest das eine sinnvolle Entwicklung.

Spannend wird es auch, wenn man in Telegram-Gruppen geht, die sogar den Namen des Popsängers tragen. Bisher für viele eine Lichtgestalt, die offen aussprach, was sich viele dachten, sieht man sich jetzt von Naidoo betrogen. Viele vermuten sogar, er sei zu der Aussage gezwungen worden. "Er sieht sehr schlecht und verstört aus. Was haben sie mit ihm gemacht?" "Bist du ein Klon? 10 Jahre Irrtum?", wird gefragt. Manche vermuten auch, seine Familie sei bedroht wurden. Was bleibt, ist bei vielen die Hoffnung, dass Naidoo seine Aussage bald wieder zurückzieht. "Nee, echt jetzt??? Nein Xavier kippt nicht! Mal abwarten!!!" Nicht selten wird geäußert, dass dem Künstler offenbar das Geld ausgehe und er aufgrund seiner inhaltlichen Position zuletzt keine Angebote mehr aus der Branche bekommen habe.

Scharf geschossen wird auch von einigen Größen der Szene, etwa dem Verschwörungserzähler Attila Hildman. "Xavier Naidoo ist jetzt brav geworden. Er möchte zurückkommen und seinen Weg zurück in die kranke, völlig geistesgestörte Gesellschaft ebnen. Respekt: null", lässt Hildmann auf seinem Blog wissen. "Hier ist gerade ein ganz Großer eingeknickt, von dem ich eigentlich einiges gehalten habe." Ähnlich reagiert auch der ehemals erfolgreiche Popsänger Michael Wendler, der sich ebenfalls in diesem Lager zuletzt wohlgefühlt hat. Auf Telegram äußert er seine Enttäuschung seinem ehemaligen Kollegen gegenüber.

Wohlfühloase Facebook

Wagt man sich auf die Facebook-Page des Künstlers, warten dort bereits rund 7.000 Kommentare. Auch hier zeichnet sich ein ähnliches Bild wie auf Twitter, auch wenn hier das Verständnis sogar zu überwiegen scheint. Nur gelegentlich wird Naidoo als "Heuchler" bezeichnet, meist wird sein Schritt gelobt. Man müsse sich jetzt nicht mehr genieren, wenn man Naidoo-Lieder höre, so ein Kommentar. (red, 20.4.2022)