"Kinder und Jugendliche sind die geborenen Unternehmer", weiß Carmen Goby, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). "Sie sind neugierig, mutig und kreativ. Sie haben wenig Scheu zu scheitern und testen sich und ihre Limitierungen immer wieder neu aus. Ganz wichtig: Sie sind offen für unkonventionelle Ideen und ungewöhnliche Vorschläge. Das zusammengenommen ist eigentlich das perfekte Mindset und die ideale Voraussetzung für erfolgreiches Unternehmertum." Umso wichtiger also, unternehmerisches Denken schon in ganz jungen Jahren zu wecken. "In meinen Augen ist das essenziell und in den Kindern und Jugendlichen bereits natürlich angelegt", sagt Carmen Goby. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff "Entrepreneurship Education" und vor allem: Was bringt sie?

Die Chance, dass Schüler:innen später zu Unternehmer:innen werden, ist um ein Dreifaches höher, wenn sie während der Schulzeit von Entrepreneurship Education profitieren konnten.
Foto: Austrian Startups & IFTE

Früh übt sich, wer Unternehmer:in werden will

Mit Entrepreneurship Education ist das spielerische Einbinden von Unternehmergeist und das Erproben von wirtschaftlichem Handeln im Rahmen des Schulunterrichts gemeint. Vermittelt werden betriebswirtschaftliche Kenntnisse – und darüber hinaus noch einiges mehr: etwa durchdachtes Planen, strukturiertes Vorgehen, effizientes Arbeiten und Durchsetzungsvermögen, außerdem Teamgeist, Verantwortungsbewusstsein und Überzeugungskraft. Denn nur wenn sich alle diese Know-how-Bausteine zu einem großen Ganzen bündeln, kann aus einer guten Idee ein noch besseres Produkt oder eine gefragte Dienstleistung werden.

Die Chance, dass Schüler:innen später zu Unternehmer:innen werden, ist um ein Dreifaches höher, wenn sie während der Schulzeit von Entrepreneurship Education, beispielsweise durch die Teilnahme an einem Firmenprojekt, profitieren konnten.

Carmen Goby, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ)
Foto: Nadine Studeny

Wettbewerbsvorteile beim Berufseinstieg

Doch auch jene, die sich nicht selbstständig machen, nehmen wertvolle Erfahrungen mit, die weit über die Schulzeit hinaus prägen. "All diese Kompetenzen werden im beruflichen Alltag sehr gefragt sein und bringen den späteren Berufseinsteigern klare Wettbewerbsvorteile auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass alle jungen Menschen mindestens eine unternehmerische Erfahrung sammeln können, bevor sie das Schulsystem verlassen", so Carmen Goby. Die Wirtschaftskammer Österreich engagiert sich hier mit zahlreichen Initiativen seit vielen Jahren, quer über die unterschiedlichsten Altersklassen hinweg.

Zum ersten Mal pitchen und gründen

Ein Eckpfeiler dabei ist das Junior-Company-Programm von Junior Achievement Austria (JA), in dem Schüler:innen für die Dauer eines Schuljahres ein Junior-Unternehmen gründen und eine Geschäftsidee real umsetzen.

Wer beispielsweise an einer Junior Company teilgenommen hat, wird später mit 44 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit in einer Führungsposition arbeiten. Ein weiterer Baustein sind die Youth Entrepreneurship Weeks, die 2021 erstmals österreichweit stattfanden: 1.800 Schüler:innen aus 69 Schulen konnten unter der Anleitung von Kreativ-Coaches und Start-up-Gründer:innen ihre eigene Geschäftsidee entwickeln und in einem professionellen Pitch vorstellen. "Die jungen Schüler:innen sind mit viel Engagement dabei", weiß Kambis Kohansal Vajargah, Head of Start-up-Services in der WKÖ und Begleiter vieler Jung-Entrepreneurs. "Wir erhöhen ihre Innovationskraft und bauen Vorurteile gegenüber Unternehmertum ab. Im selben Zug steigern wir ihr Problembewusstsein für die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, um neue Lösungswege zu finden. Am meisten freut es uns, dass wir eines Tages einige dieser Jungunternehmer:innen auch mit unseren Gründerservices und Start-up-Initiativen begleiten werden."

Schulfach Wirtschaftsbildung

Die Wirtschaftskammer Österreich setzt sich als Gründungspartner der Stiftung Wirtschaftsbildung dafür ein, ein eigenes Schulfach zu etablieren, fördert Aktionstage an den Schulen und unterstützt Lehrende mit Fortbildungen und maßgeschneidertem Lernmaterial.

Youth Entrepreneurship Weeks 2021: 1.800 Schüler:innen aus 69 Schulen konnten unter der Anleitung von Kreativ-Coaches und Start-up-Gründer:innen ihre eigene Geschäftsidee entwickeln.
Foto: Austrian Startups & IFTE

Mutige Gestalter:innen für die Zukunft

"Ein junger Mensch kommt mit der Entrepreneurship-Woche und über die Junior Company auf den Geschmack des Unternehmertums. Sie oder er erlernt in der Schule im Fach Wirtschaftsbildung wichtige Basics und vertieft diese später mit dem Unternehmerführerschein. Und schlussendlich wird sie oder er vielleicht tatsächlich zu einer erfolgreichen Gründerin oder zu einem erfolgreichen Gründer", sagt Carmen Goby. "Wir brauchen mutige Gestalter:innen, um die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu meistern und die Chancen dahinter für Wirtschaft und Gesellschaft zu bergen. Und bei Entrepreneurship Education ist es wie im Spitzensport: Je früher man mit dem Training beginnt, umso besser wird man."