Bereut per Video: Xavier Naidoo.

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Xavier Naidoo entsagt dem Bösen. So lässt sich ein dreiminütiges Video zusammenfassen, das der deutsche Musiker am Dienstagabend in den sogenannten sozialen Netzwerken veröffentlicht hat. Darin bekennt und bedauert der 50-jährige Musiker seine Irrungen, mit denen er in den letzten Jahren den Eindruck hinterließ, Sir Gaga geworden zu sein. Naidoo gab Ansichten von sich, die dem Kanon gängiger Verschwörungstheorien entsprungen sind, und hat dabei nichts ausgelassen: Rechtsextremismus, Antisemitismus, Homophobie – das volle Programm, verschwurbelt mit "Spiritualität".

Galten ihm einst die Terrorattentate von 9/11 als Zäsur, sich für "alternative Fakten" zu interessieren, soll die Läuterung nun der russische Überfall auf die Ukraine gewesen sein: Naidoos Frau kommt von dort, er hat Familie und Freunde in dem Land.

"Jetzt erst erkannt"

In dem Video bereut er, dass er mit seinen Aussagen Menschen verstört und beleidigt hat. Er anerkennt, dass er, der einst Jesus sein Vorbild nannte, sich in Blasen verlaufen hat, vom Weg abgekommen ist. "Mir ist bewusst geworden, wie wichtig es ist, sich selbst zu reflektieren", sagt er. Er spricht von vielen Fehlern, von Irritationen und Provokationen, die er sich nun anlastet.

Als Erklärung führt er einen "zentralen Punkt" seines Charakters an, der sei "die Suche nach Wahrheit". Das sei ein Weg, und auf dem habe er sich letztlich verrannt: "Ich war von Verschwörungserzählungen geblendet und habe sie nicht genug hinterfragt", sagt er. "Das habe ich leider jetzt erst erkannt."

Andere erkannten das schon vor ihm. So entschied das deutsche Bundesverfassungsgericht, dass Naidoo aufgrund seiner Aussagen als Antisemit bezeichnet werden durfte. Der Sender RTL setzte ihn 2020 als Juror von Deutschland sucht den Superstar vor die Tür. (Karl Fluch, 21.4.2022)