Orchesterchef Markus Poschner eröffnet die die Opernsaison am 24. September mit der spätromantischen Oper "Die tote Stadt."

Foto: FOTOKERSCHI.AT/KERSCHBAUMMAYR

Linz – Die Spielzeit 2022/23 im Linzer Landestheater steht unter dem Titel "Zeit los". Oper und Schauspiel bieten sowohl Klassiker als auch Neues, der Tanz hat sich neu aufgestellt. In die Saison fällt auch der zehnte Geburtstag des Musiktheaters, der mit etlichen Veranstaltungen begangen wird. Im Programm stechen die Opernuraufführung "Benjamin Button" und mehrere Erstaufführungen im Musical hervor. Und man hegt die Hoffnung, dass man wieder einmal eine Saison durchspielen kann.

Insgesamt beinhaltet das Programmheft, das Intendant Hermann Schneider und der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Königstorfer am Mittwoch mit LH Thomas Stelzer (ÖVP) vorgestellt haben, 41 Neuproduktionen. Darunter sind sechs Uraufführungen – großteils im Jugendtheater – sowie eine Europäische, zwei Deutschsprachige und fünf Österreichische Erstaufführungen.

Verdi und Händel

Die Opernsaison wird am 24. September mit der spätromantischen Oper "Die tote Stadt" von Erich Wolfgang Korngold eröffnet. Die musikalische Leitung hat Opern- und Orchesterchef Markus Poschner, der sich freut, "dieses grandiose Meisterwerk" zum ersten Mal dirigieren zu dürfen. Poschner übernimmt auch die musikalische Leitung bei Richard Wagners "Meistersinger von Nürnberg", in Linz zuletzt vor 13 Jahren aufgeführt und nun zum ersten Mal im Musiktheater am Volksgarten (Premiere 8. April).

In Giuseppe Verdis Klassiker "La Forza del Destino" (Die Macht des Schicksals) inszeniert und gestaltet die Bühne Peter Konwitschny. Die Produktion von Georg Friedrich Händels Oper "Rinaldo" wird nach großen Erfolgen in Dortmund, Bonn und Zürich nun auch in Linz gespielt (Inszenierung Jens-Daniel Herzog). Conradin Kreutzers romantische Oper "Melusina" steuert das Linzer Opernstudio bei. Mit "La Tragedie de Carmen" von Peter Brook und Marius Constant auf der Studiobühne sowie der Kinderoper "Wanda Walfisch" von Anna Wenzel stehen auch zwei Österreichische Erstaufführungen am Programm.

Operette und Musical

Operettenfreunde kommen bei Emmerich Kalmans "Gräfin Mariza" auf ihre Rechnung. Schließlich wird es auch eine kleinere, aber mobile Operettenproduktion geben, die in oberösterreichischen Theatern und Gaststätten gastiert.

Das Musical bringt zum Start der Spielzeit "Anastasia" von Stephen Flaherty, Lynn Ahrens und Terrence McNally als Österreichische Erstaufführung auf die Bühne (10. September). Das Stück basiert auf einem Zeichentrickfilm aus den 1990ern rund um die Legende der überlebenden Zarentochter. In "Catch Me If You Can" von – ebenfalls – Terrence McNally, Marc Shaiman und Scott Wittman narrt der Hochstapler Frank Abagnale einen FBI-Agenten, dazu Bigbandsound des Bruckner Orchesters. Erstmals in Europa zu sehen ist "Natascha, Pierre und der große Komet von 1812" von Dave Malloy (11. Februar). Das Broadwaymusical kleidet Tolstois "Krieg und Frieden" in Elektropopklänge. Mit "Fun Home" (14. April) steht eine deutschsprachige Erstaufführung in der BlackBox am Programm, das Musical von Jeanine Tesori und Lisa Kron basiert auf dem Graphic Novel von Alison Bechdel und behandelt das Erwachsenwerden in einer Bestatterfamilie. Mit "Bäm!" feiert die Musical-Company im Mai ihren zehnten Geburtstag.

Verstörender Blick in die Zukunft

Die Schauspielsaison startet mit "Lulu" von Frank Wedekind (17. September). Schauspielchef Stephan Suschke inszeniert "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch (29. Oktober) und "Vor Sonnenaufgang" von Ewald Palmetshofer (18. Februar). Auf der experimentellen Studiobühne wird "Alice verschwindet" der beiden Thomas-Bernhard-Stipendiatinnen Selma Matter und Marie Lucienne Verse uraufgeführt (4. Dezember). Regisseurin Susanne Lietzow nimmt sich der "Pension Schöller" von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs an, Sara Ostertag inszeniert die Österreichische Erstaufführung von "Eine posthumane Geschichte", in der Pat To Yan einen verstörenden Blick in die Zukunft wagt. An Klassikern stehen u.a. "Der Prozess" von Kafka, und "Was ihr wollt" von Shakespeare am Programm.

Im Ballett gibt es nach der Trennung von der früheren Spartenleiterin einige Änderungen. Nachfolgerin Roma Janus inszeniert und choreografiert entgegen bisherigen Usancen nicht selbst. Stattdessen bringt Johannes Wieland sein Stück "Neuzeit" auf die Bühne (8. Oktober), und Andrey Kaydanovskiy inszeniert und choreografiert Tschaikowskys "Dornröschen". Das Ballett "Traumzeit" gestaltet das Tanzensemble selbst. (APA, 20.4.2022)