Wer sich heute einen Neuwagen zulegt, der greift in der Regel nicht zu einem umweltfreundlicheren Elektroauto, sondern zum guten alten Verbrenner – auch wenn gerne das Gegenteil behauptet wird. Von Jänner bis März sind in Österreich 52.375 Neu-Pkws zugelassen worden – nur 13,7 Prozent davon waren elektrisch. Zum Vergleich: Der Anteil an Benzinern lag bei 38,9 Prozent, der an Diesel bei 22,6 Prozent. Doch im Gegensatz zu Neuzulassungen von Benzin und Diesel steigt die absolute Zahl der Elektrischen weiterhin. Geht die Entwicklung also in die richtige Richtung?

Wenn man sich die Preise, die Förderungen und die Ausstattung der aktuell verkauften E-Autos anschaut, entsteht der Eindruck, die Förderungen werden für Extras verwendet. Das ist ein Grund, die Förderungen zu hinterfragen.
Illustration: Fatih Aydogdu

Luft nach oben

Das könnte man angesichts dieser Zahlen denken. Allerdings spielen viele Faktoren in diese Rechnung mit hinein. Und einige davon zeigen: Es könnte besser laufen.

Beispielsweise wenn man sich anschaut, welche Elektroautos überhaupt gekauft werden. Wirft man noch einmal einen Blick auf die Neuzulassungen in Österreich zwischen Jänner und März, dann scheinen viele Autokaufentscheidungen nämlich von der Förderung abzuhängen. Die besagt: Die vollelektrische Reichweite muss über 50 Kilometer betragen, und der Bruttolistenpreis (also das Basismodell ohne Sonderausstattung) darf 60.000 Euro nicht überschreiten. Dann bekommt man insgesamt 5.000 Euro Förderung – 2.000 Euro übernimmt der Importeur, die restlichen 3.000 Euro der Staat.

Her mit den Extras

7166 Elektroautos sind in den drei Monaten insgesamt zugelassen worden. Keines davon ist im Basismodell teurer als 60.000 Euro – die Förderung ist also für alle gesichert. Das Top-Auto in der Zeit: Tesla Model Y mit 1034 Neuzulassungen (14,4 Prozent Anteil). Das kostet in der Basisversion 57.490 Euro. Die Performance-Version gibt es für 63.490 Euro. Aber auch die fällt unter die Förderung, immerhin handelt es sich hier um eine Sonderausstattung, und die ist von der 60.000er- Grenze ausgenommen.

"Diese Grenze ist ziemlich hoch angesetzt", sagt Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ). "Und da stellen sich viele die berechtigte Frage: Wer 60.000 Euro für ein Auto ausgeben kann, braucht der wirklich noch zusätzlich 5.000 Euro Förderung?"

E-Autos um unter 40.000 Euro?

Was auch auffällt: Die wenigsten Autos in den Top Ten kosten unter 40.000 Euro. Lediglich der Renault Zoe (252 Stück, 3,5 Prozent) und der Cupra Born (581 Stück, 8,1 Prozent) sind in ihren günstigsten Ausführungen für einen Preis um die 35.000 bis 40.000 Euro zu haben. Je nachdem, für welche Finanzierung man sich entscheidet, auch weniger.

Laut Cupra gehen allerdings die wenigsten Borns ohne jegliche Sonderausstattung vom Fließband. "Fast 100 Prozent nehmen das Österreich-Paket dazu", sagt Oliver Schmidt, Pressesprecher der Marke. Dabei würden sich rund 60 Prozent für die XL-Version entscheiden, 40 Prozent für die L-Version. In der XL-Version gibt es neben dem Winter-Paket (beheizbare Vordersitze und Scheibenwaschdüsen) und einem Navigationssystem auch noch den Travel-Assistant für teilautonomes Fahren und einen intelligenten Parkassistenten. Kostenpunkt: 1.220 bis 1.820 Euro.

Extras, Extras, Extras

Auch eines der Komfort-Pakete sei in ungefähr 70 Prozent der Autos verbaut (Öffnen des Autos ohne Schlüssel, Induktionsladeschale im Innenraum etc.). Kostenpunkt: 560 bis 800 Euro. Und generell sei das Power-Upgrade, das im März mit dem E-Boost kam, beim Born sehr beliebt. Rund 70 Prozent der Interessenten würden dann auch auf die 77-kWh-Version setzen, nicht auf die schwächere 58-kWh-Batterie. Kostenmehrpunkt: 3.000 Euro.

Bei Škoda ist ein ähnliches Muster zu erkennen. Der Enyaq, immerhin mit einem Anteil von 5,5 Prozent auf Platz vier der Neuzulassungen zwischen Jänner und März, würde laut Hersteller "vorwiegend" als iV 80 gekauft. Bedeutet: Er hat 50 PS (insgesamt 204) mehr als das Basismodell iV 50 und ist in der unverbindlichen Preisempfehlung gleich 10.000 Euro teurer. Und auch der Renault Zoe wird laut Hersteller überwiegend in der stärkeren Ausführung, also mit 135 PS und einer 52-kWh-Batterie, bestellt. Dabei geht es mit 110 PS und der 41-kWh-Batterie fast 10.000 Euro günstiger.

Überwiegend Dienstwagen

Wie ist das nun zu interpretieren? Deutlich wird, dass die wenigsten Menschen mit dem Basismodell zufrieden sind. Sonderausstattungen werden bevorzugt – und das Fördergeld indirekt dazu genutzt, einen stärkeren Motor oder eine leistungsfähigere Batterie zu nehmen. "Außerdem bestätigt das, wie wichtig es wäre, auch den Energieverbrauch des E-Autos in die Förderung mit hineinzunehmen. Es bringt für die Umwelt nichts, wenn wir weiterhin einen Hang zur Übermotorisierung und zu immer größer werdenden Autos haben", sagt Gratzer.

Würde man mehr Förderung für ein energiesparendes Auto kriegen, stiege auch die Motivation zum Kleinwagen wieder. "Derzeit fördern wir nämlich pauschal Energiefresser", sagt Gratzer.

Hinzu kommt, dass die Förderungen ungleich verteilt scheinen. Die Vorteile für private E-Auto-Nutzer sind an einer Hand abzuzählen, beispielsweise mit der Förderung und dem Wegfall der Normverbrauchsabgabe und der motorbezogenen Versicherungssteuer. Wer ein E-Auto allerdings als Firmenwagen im Einsatz hat, der genießt viele weitere Begünstigungen, wie etwa den Vorsteuerabzug. Wer sich ein E-Firmenauto anschafft, das weniger als 40.000 Euro brutto kostet, muss keine Mehrwertsteuer zahlen. Wer zwischen 40.000 und 80.000 Euro für ein E-Firmenauto ausgibt, der muss ebenfalls keine Mehrwertsteuer zahlen. Dafür muss er das, was über 40.000 Euro ausgegeben wurde, als Eigenverbrauchsumsatzsteuer wieder ans Finanzamt zurückführen – die sogenannte Luxustangente. Und auch der Sachbezug fällt weg. Dieser beträgt bei privat genutzten Firmenverbrennern, je nachdem, wie viele Emissionen sie pro Kilometer in die Luft blasen, 1,5 bis zwei Prozent des Kaufpreises – pro Monat. Diesen gibt es bei Elektrodienstwagen nicht. Die Statistik Austria und der VCÖ erhoben 2020, dass zwei von drei Neuwagen als Dienstwagen angemeldet wurden. Ein erheblicher Teil der Autos auf den Straßen.

E-Autos werden teurer

Hinzu kommt, dass in den vergangenen Wochen die Kosten mancher E-Autos massiv gestiegen sind. Den Anfang machte Tesla vor kurzem mit seinem Model 3. Bisher kostete das Basismodell 42.900 Euro; diesen Preis hat die Firma von Elon Musk nun auf 49.900 Euro erhöht. Gleiches gilt für das Basismodell des Ford Mustang Mach-e. Der Preis ist im Konfigurator von 46.900 Euro auf 56.500 Euro gestiegen. Seit Ende 2021 gibt es für das Model 3 von Tesla immerhin eine etwas größere Reichweite. Beim Mustang Mach-e hat sich auf dem Papier nichts verändert.

Dem STANDARD nennt man bei Ford unter anderem die aktuelle Weltwirtschaftslage, steigende Rohstoffkosten für Batterien und auch einen sich verändernden Wechselkurs als Gründe. Diese Preissteigerung sei "kostendeckend".

Weitere Ursachen dürften auf der Hand liegen: die hohe Inflationsrate und auch die weiterhin anhaltende Halbleiterkrise.

Auch das Laden wird teurer

Des Weiteren hat der Ukraine-Krieg die Branche auch in einem weiteren Teil getroffen: Kabelbäume. Die sind mittlerweile für fast alle Autos essenziell und werden per Hand unter anderem in der Ukraine hergestellt.

Andere reden wiederum von einem "Schockpreis", der die fehlende Erfahrung des E-Auto-Marktes kompensieren soll. Frei nach dem Motto: Wer den Preis exorbitant hoch legt, der endet selbst nach dem Runterhandeln immer noch im Plus.

Auch die steigenden Energiepreise, die so gut wie jede Branche momentan treffen, dürften ein Grund sein. Diese haben nämlich Auswirkungen auf die langfristigen Kosten von E-Autos, denn der Strompreis zum Laden steigt ebenso.

Die bessere Idee

Es bleibt abzuwarten, ob und wie andere E-Auto-Hersteller nachziehen werden und welche Entwicklung die Preise noch nehmen. Nach einer Preissenkung sieht es zumindest aktuell aber nicht aus. Nach höheren Förderungen aber auch nicht.

Christian Gratzer hat sowieso eine bessere Idee: "E-Fahrräder werden im privaten Bereich gar nicht gefördert. Sechs von zehn Autofahrten sind kürzer als zehn Kilometer. In vielen Fällen wäre das Elektrofahrrad eine gute Alternative." (Thorben Pollerhof, 21.4.2022)