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Der größte chinesische Immobilienkonzern Evergrande ist nicht pleitegegangen – auch dank massiver staatlicher Eingriffe.

Foto: AP/Chinatopix

Der weltweite Aufschwung nach den herausfordernden Monaten der Pandemie wurde durch die russische Invasion in der Ukraine bekanntlich jäh gebremst. Davor haben die meisten Staaten zur Abfederung der Corona-Krise mit Unterstützung nicht gekleckert, sondern geklotzt – und sich mit Milliardensummen gegen die Auswirkungen der Pandemie gestemmt. Das hat im ersten Corona-Jahr 2020 global zu einem nie dagewesenen Sprung der durchschnittlichen öffentlichen Verschuldung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung auf den Rekordstand von 99,2 Prozent geführt.

So rasch werden die Schuldenberge auch nicht schmelzen. Davon geht der Internationale Währungsfonds (IWF) nach neuen Prognosen aus. Die Verschuldung der meisten Staaten wird sich demnach auch in den kommenden Jahren deutlich über dem vor der Pandemie üblichen Niveau einpendeln. Die globale Staatsverschuldung soll im Jahr 2022 zurückgehen und sich mittelfristig bei 95 Prozent der Wirtschaftsleistung stabilisieren, erwartet der IWF – elf Prozentpunkte höher als vor der Pandemie. 2022 und 2023 rechnen die Experten noch mit gut 94 Prozent.

Hohe Risiken

Die weltweiten Defizite und die Verschuldung würden damit zwar von ihren Rekordhöhen zurückgehen, aber die Risiken blieben hoch, urteilen die IWF-Experten. Mit ein Grund: Bereits in den Jahren davor – seit der globalen Finanzkrise – hätten die Volkswirtschaften weltweit Schicht um Schicht an Altlasten aus vergangenen Schocks angehäuft. Dazu kommen nun nach der Corona-Krise die globalen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine: Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise, der Besorgnis bezüglich Lebensmittelknappheit auslöst und die Gefahr von Unterernährung und sozialen Unruhen erhöht.

Ohnehin sei in den Industriestaaten mit einem rascheren Rückgang der Defizite zu rechnen. 2024 erwarten die IWF-Experten einen Schuldenstand, der noch neun Prozent über dem Vor-Corona-Niveau liegt. In Schwellenländern hingegen dürften es noch 18 Prozent sein. Das geht vor allem auf China zurück.

China tickt anders

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt versucht immer wieder mit staatlichen Investitionen etwa in Infrastrukturprojekte die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Ein großer Teil der Verschuldung geht auf Immobilien zurück, oft auch auf unrentable Staatsfirmen, die künstlich am Leben gehalten werden, um die Jobs nicht zu gefährden.

Der Währungsfonds sagt China keinen Rückgang der Verschuldung voraus, sondern im Gegenteil eine kontinuierlich steigende Verschuldung. Allerdings von vergleichsweise niedrigem Niveau mit knapp 78 Prozent 2022 bis auf gut 95 Prozent im Jahr 2027. (Regina Bruckner, 20.4.2022)