Preissteigerungen können zu Konsumverzicht führen.

Foto: Imago/Wagner

Wien – Haushalte mit geringen Einkommen und fehlenden Ersparnissen sind von den aktuell stark steigenden Preise gleich dreifach negativ betroffen. Ärmere Haushalte mussten schon bisher ihr gesamtes Einkommen ausgeben, um die Lebenserhaltungskosten zu decken. Preissteigerungen führen für sie deshalb unmittelbar zu Konsumeinschränkungen, höherer Verschuldung und dem Wechsel zu billigeren, aber weniger hochwertigen Produkten, schreibt das Wifo in einem aktuellen Research-Brief.

Wie sich Preissteigerungen auf Haushalte auswirken, hängt vor allem davon ab, welche Waren und Dienstleistungen ein Haushalt konsumiert. Diese unterscheiden sich je nach Haushaltszusammensetzung und Höhe des Haushaltseinkommens. Laut Daten der Statistik Austria für 2019 und 2020 sind die Ausgaben ärmerer Haushalte durchschnittlich höher als ihr verfügbares Einkommen: Die zehn Prozent der Haushalte mit den niedrigsten verfügbaren Haushaltsäquivalenzeinkommen konnten mit ihrem Haushaltseinkommen nur rund 68 Prozent ihrer Konsumausgaben finanzieren, der Rest musste über Ersparnisse oder Verschuldung gedeckt werden.

Wer betroffen ist

Von Armut betroffen sind in Österreich vor allem Minderjährige (im Alter von null bis 17 Jahren), in Wien lebende, alleinlebende Frauen, Einelternhaushalte, Mehrpersonenhaushalte mit mindestens drei Kindern, Personen in Gemeindewohnungen und sonstigen Mietwohnungen (exklusive Genossenschaftswohnungen), Personen, die Sozialleistungen empfangen, Menschen mit geringer Bildung und Menschen mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft. Erst ab dem vierten Einkommensdezil deckte das Haushaltseinkommen die Konsumausgaben.

Die wohlhabendsten zehn Prozent der Haushalte mussten nur 60 Prozent ihres Einkommens für die Lebenserhaltungskosten ausgeben und konnten 40 Prozent auf die hohe Kante legen. Steigende Preise führen bei ärmeren Haushalten direkt dazu, dass auf bestimmte Ausgaben verzichtet, dafür auf eine höhere Verschuldung eingegangen oder auf günstigere, oft weniger hochwertige Produkte zurückgegriffen werden muss. Haushalte mit höheren Einkommen können hingegen auch bei steigenden Preisen ihren Lebensstandard über ihre Ersparnisse aufrechterhalten. (APA, 20.4.2022)