Die Hauptpreistreiber waren laut Statistik Austria Sprit und Haushaltsenergie.

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Wien – Die Verbraucherpreise ziehen in Österreich weiter kräftig an. Nach Angaben der Statistik Austria stieg die Inflationsrate im März im Jahresvergleich auf 6,8 Prozent. Damit hat die Teuerung den höchsten Wert seit November 1981 erreicht, als sie 7,0 Prozent betrug. Die stärksten Preistreiber waren Benzin und Haushaltsenergie.

Die Preise für Treibstoffe stiegen im März im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte (50,7 Prozent). Wohnung, Wasser und Energie kosteten durchschnittlich 9,7 Prozent mehr, wobei hier vor allem ein Preissprung bei Haushaltsenergie ins Gewicht fiel (plus 33,5 Prozent) und dabei insbesondere bei Heizöl, das sich mit 118,5 Prozent massiv verteuerte. Daneben legten auch die Gaspreise (plus 71,9 Prozent), die Strompreise (plus 16,5 Prozent) und die Preise für Fernwärme zu (plus 12,2 Prozent).

"Das Leben in Österreich hat sich nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine so stark verteuert wie seit über 40 Jahren nicht mehr", erklärte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Donnerstag. Im Februar lag die Inflationsrate noch bei 5,8 Prozent, im Jänner bei fünf Prozent. Im Vergleich zu Februar stieg das durchschnittliche Preisniveau im März um 2,1 Prozent.

Finanzielle Belastung für Verbraucherinnen

Auch nach Angaben der Verbraucherinnen und Verbraucher wird die ungebremste Inflation immer mehr zur finanziellen Belastung. Bereits neun von zehn Personen spüren die Auswirkungen der Teuerung im täglichen Leben, vor allem beim Einkaufen und an der Tankstelle, geht aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervor. Viele planen demnach, in nächster Zeit nur mehr das Notwendigste zu kaufen.

Für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke war im März durchschnittlich um 5,8 Prozent mehr zu zahlen, die Preise für Restaurant- und Lokalbesuche stiegen im Schnitt um 6,6 Prozent. Der Bereich Freizeit und Kultur wurde um 5,3 Prozent teurer. Rückläufig waren hingegen die Preise für Wohnungsmieten/alle Kategorien (minus 2,5 Prozent), Pendler/Jahreskarte (minus 34 Prozent), Bahn-Sparschiene-Tickets (minus 20,5 Prozent) sowie Städteflüge (minus 15,5 Prozent).

Das Preisniveau des Mikrowarenkorbs, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen enthält und den täglichen Einkauf repräsentiert, stieg im Jahresvergleich um 6,3 Prozent (Februar: plus 6,3 Prozent). Das Preisniveau des Miniwarenkorbs, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, stieg im Jahresabstand um 13,7 Prozent (Februar: plus 9,5 Prozent).

Opposition fordert mehr Entlastung

Die Opposition kritisierte am Donnerstag einmal mehr die bisher von der Regierung gesetzten Maßnahmen gegen die Teuerung. SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch kritisierte die Regierungspläne in einer Aussendung als "halbherzig" und forderte etwa eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes sowie eine baldige Pensionsanpassung. Die Teuerung treffe vor allem ärmere Bevölkerungsschichten, so die Begründung Muchitschs.

Für einen "Schutz vor der Kostenlawine" machte sich auch FPÖ-Chef Herbert Kickl stark. "Ein sofortiges Gegensteuern durch die Reduktion von Steuern auf Treibstoffe und Energiekosten ist notwendig, um Last von den Schultern der Menschen zu nehmen", sagte Kickl in einer Mitteilung. Ohne weitere Maßnahmen riskiere die Regierung einen gravierenden Wohlstandsverlust, warnte der Politiker.

Auch Neos-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker pochte in einer Aussendung auf weitere Entlastungsschritte, etwa über "die sofortige und rückwirkende Abschaffung der kalten Progression, eine Reduktion der energiebezogenen Abgaben, insbesondere auf Strom, sowie über eine gezielte Unterstützung jener Haushalte und Unternehmen, die von der Teuerung besonders stark betroffen sind".

Inflation dürfte hoch bleiben

Die für Eurozonen-Vergleiche herangezogene harmonisierte Inflationsrate (HVPI) lag im März 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 6,7 Prozent, also um 0,1 Prozent niedriger als der VPI, errechneten die Statistiker. Der Unterschied beruht auf Gewichtungsunterschieden zwischen Verbraucherpreisindex und HVPI.

Die Inflation dürfte auch in den kommenden Monaten hoch bleiben. Laut einer Prognose des Wifo könnten die Verbraucherpreise – getrieben vom Energiepreisschock – heuer punktuell um bis zu sieben Prozent steigen. Die Österreichische Nationalbank rechnet für das Gesamtjahr 2022 mit einem durchschnittlichen Anstieg von 5,6 Prozent. (APA, red, 21.4.2022)