Bislang beharrt Apple auf seinen Lightning-Anschluss, das könnte sich durch eine neue EU-Vorschrift bald ändern.

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Die Idee, einheitliche Anschlüsse für Ladekabel vorzuschreiben, ist nicht neu: Bereits vor mehr als zehn Jahren gab es erste Initiativen in diese Richtung. Teilweise sind diese wieder im Sand verlaufen, teilweise haben sie zu Vorschriften geführt, die die Hersteller leicht umschiffen konnten.

Einigung

Nun soll es aber wirklich ernst werden. Am Mittwoch hat sich das EU-Parlament auf eine Position zu dem Thema geeinigt, und die heißt: Künftig soll USB-C als einheitlicher Standard für Mobiltelefone und andere Geräte vorgeschrieben werden.

Damit nehmen die bereits im Vorjahr erstmals kommunizierten Pläne einen weiteren Schritt zu ihrer Umsetzung. Als finaler Schritt stehen jetzt noch die Verhandlungen zwischen dem Europaparlament und den einzelnen Mitgliedsstaaten der EU an. Eine Einigung könnte damit diesen Sommer erfolgen.

Vorschrift

Das würde auch bedeuten: Bereits ab Mitte 2024 müssten alle neuen Smartphones und andere kleine mobile Geräte wie Tablets, Kopfhörer und Lautsprecher mit einem USB-C-Anschluss ausgestattet sein. Während ein solcher bei Android-Geräten ohnehin schon Standard ist, würde das vor allem Apple treffen. Dort setzt man für das iPhone weiter auf den eigenen Lightning-Anschluss.

Sollte es im Sommer tatsächlich zu einer Einigung kommen, bleibt abzuwarten, wie Apple darauf reagiert. Einerseits gab es in den vergangenen Jahren ohnehin immer wieder Gerüchte, dass das Unternehmen von sich aus auf USB-C wechseln will, immerhin nutzt man dies bei Macbooks und iPads schon jetzt. Andererseits wäre auch denkbar, dass künftige iPhones ganz ohne physische Ladeanschlüsse auskommen.

Drahtlos

Dass mehrere Hersteller an solchen Konzepten arbeiten, ist bekannt. Dabei würde dann nicht nur das Aufladen, sondern auch die Dateiübertragung auf das Gerät komplett drahtlos erfolgen. Die Vorteile für die Hardwarehersteller sind einfach erklärt: Es gibt eine Komponente weniger, die leicht zu beschädigen ist, zudem wird so die Abdichtung gegen das Eindringen von Wasser einfacher.

Dass dies eine Option darstellt, dürfte mittlerweile auch ins EU-Parlament vorgedrungen sein. Jedenfalls betont die Vorsitzendes des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, Anna Cavazzini (Grüne), gegenüber der Nachrichtenagentur DPA, dass bis 2026 auch ein einheitlicher Standard für drahtloses Laden definiert werden soll. Damit will man wohl neuen Alleingängen vorbeugen, derzeit verwenden ohnehin so gut wie alle Hersteller den Qi-Standard für Wireless Charging.

Argumente

Die Verfechter von einheitlichen Ladekabeln argumentieren vor allem mit Konsumenten-, aber auch Umweltinteressen. Durch einen solchen Schritt könnten tausende Tonnen an Elektroschrott vermieden werden.

Gegner werfen der EU hingegen Innovationsfeindlichkeit vor und verweisen auf frühere Regulierungsversuche. Damals hätte nämlich Micro-USB vorgeschrieben werden sollen, das heute aber kaum mehr verwendet wird, weil es durch das in vielerlei Hinsicht bessere USB-C abgelöst wurde. (Andreas Proschofsky, 21.4.2022)