Trevor Jacob beim Absprung aus seinem Kleinflugzeug, das kurz darauf im Nationalpark Los Padres abstürzt.

Foto: Youtube/Trevor Jacob

Das Video ging um die Welt. Der Youtuber Trevor Jacob ist darin zu sehen, wie er Ende 2021 in seinem Kleinflugzeug über die Berge Südkaliforniens fliegt. Plötzlich fängt er an zu fluchen. Es gibt Probleme mit dem Triebwerk, das immer wieder ausfällt und sich schließlich gar nicht mehr starten lässt. Schließlich entscheidet sich Jacob laut seiner Darstellung, in Ermangelung eines nahe gelegenen, sicheren Landeplatzes, per Fallschirm auszusteigen. Der Flieger stürzt schließlich in den Wald des Nationalparks Los Padres. Jacob landet in der Nähe der Absturzstelle und birgt die am Flieger montierten Kameras. Er habe, so sagte er Wochen später in einem Interview, eigentlich über einen Berg in der Sierra Nevada fliegen wollen, um darüber die Asche eines 2015 verstorbenen Freundes zu verstreuen.

Das knapp 13-minütige Video sollte ein Erfolg für den Videomacher werden, der aktuell 133.000 Abonnenten hat. Bis heute konnte es 1,7 Millionen Aufrufe sammeln. Die Angelegenheit hat aber auch ein Nachspiel, weil schnell Zweifel am Ablauf des Absturzes aufkamen.

Zweifel

So äußerte sich etwa bald der Fluglehrer Bob Perry zum Clip und den Schilderungen Jacobs. Seiner Ansicht nach hätte dieser den Flieger in der gegebenen Situation noch 15 bis 20 Minuten lang in der Luft halten können – lange genug, um das Gebiet zu verlassen und einen geeigneten Landeort zu finden.

Verdacht kam auch auf, weil Jacob mit einem Fallschirm unterwegs war. Denn dies ist gerade bei Kleinflugzeugen aus Platzgründen nicht üblich, zudem stellte sich Jacobs Aussage, stets mit Fallschirm unterwegs zu sein, anhand älterer Aufnahmen als Lüge heraus.

Das "I Crashed My Plane"-Video ist nach wie vor online, allerdings mit deaktivierten Kommentaren.
TrevorJacob

Behörde sieht Absicht

Die Causa zog auch die Aufmerksamkeit der amerikanischen Bundesluftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) auf sich, die im Jänner eine Untersuchung startete. Diese ist nun abgeschlossen. Die Ermittler sehen es als erwiesen an, dass Trevor Jacob den Absturz selbst herbeigeführt hat.

Er habe seinen Flieger auf eine "rücksichtslose oder waghalsige Weise" betrieben und damit "das Eigentum und Leben anderer gefährdet". Als Konsequenz werde ihm seine private Pilotenlizenz mit sofortiger Wirkung entzogen. Damit sei es ihm nicht mehr legal möglich, irgendein Flugzeug zu lenken, zitiert die "New York Times".

Bereits am 11. April teilte die FAA Jacobs ihre Entscheidung per Brief mit, dennoch schien er diese erst kürzlich mitbekommen zu haben. Erst vor einer Woche veröffentlichte er ein Video, in dem er auf Anraten seines Anwalts keine Stellung beziehen wollte, aber prophezeite, dass "die Wahrheit über die Situation mit der Zeit herauskommen wird".

Die Behörde forderte Jacobs auf, seinen Lizenzschein abzugeben. Kommt er dem nicht fristgerecht nach, droht im eine Geldstrafe von bis zu 1.644 Dollar pro Tag. Die FAA ist allerdings nicht ermächtigt, strafrechtlich gegen ihn vorzugehen.

Ob dem Lizenzentzug auch ein Prozess folgen wird, ist unklar. Die Leitung des Verkehrsministeriums, zu dem die Behörde gehört, wollte "weder bestätigen, noch verneinen", ob eine Untersuchung gegen Jacob läuft.

Schwere Vorwürfe

In ihrem Brief an den ehemaligen Snowboard-Olympioniken stuft die FAA den Fallschirm ebenfalls als Hinweis auf einen geplanten Stunt ein. Sie wirft ihm weiterhin vor, dass er die Tür des Fliegers bereits geöffnet hatte, noch bevor er den Ausfall des Triebwerks bemängelte. Weiters habe er nicht versucht, den Motor durch eine Erhöhung der Luftzufuhr über den Propeller neu zu starten, und auch davon abgesehen, einen geeigneten Ort für eine Landung zu finden. Zudem wertet man es als Behinderung der Untersuchung, dass Jacob das Wrack des Fliegers im Nachhinein schnell entsorgen ließ.

"Sie haben einen Mangel an Vorsicht, Urteilsvermögen und Verantwortung gezeigt, als sie sich entschieden haben, aus dem Flugzeug zu springen, nur um den Crash filmen zu können", resümiert die FAA in ihrem Schreiben. Damit lasse Jacob die Eigenschaften vermissen, die notwendig seien, um einen Pilotenschein zu führen. (gpi, 21.4.22)