Die Kinderfreunde fordern ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr und bundesweit einheitliche Rahmenbedingungen in der Elementarpädagogik.

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Wien – Einen Schutzschirm wie für die Wirtschaft in Pandemiezeiten fordert der Verein Kinderfreunde für Kinder und Jugendliche in Österreich. Die jungen Menschen seien nicht nur wegen Corona gefordert, auch die Klimakrise und der Ukraine-Krieg machten ihnen zu schaffen. Sie würden sich als "Generation Dauerkrise" empfinden, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie von Sora und Ö3 zeigte. Es herrsche eine "sehr schwere, fast schon depressive Stimmung", konstatiert Daniela Gruber-Pruner, Geschäftsführerin der Kinderfreunde. Der Verein verweist auch auf Zahlen von Rat auf Draht, wonach ein Anstieg von Anrufen aufgrund psychischer Erkrankungen um 45 Prozent und bei Anfragen zum Thema Suizid um 20 Prozent verzeichnet wurde.

Daher fordern die Kinderfreunde Verbesserungen für junge Menschen in verschiedenen Lebensbereichen: In puncto Gesundheit brauche es zum Beispiel weiterhin mehr – nämlich je zwei – PCR- und Antigentests pro Kind oder Jugendlichen pro Woche. Außerdem müsse eine "gewissenhafte Prävention des nächsten Pandemieherbsts" erfolgen. Die Zahl der Tests in den Schulen wurde allerdings gerade erst herabgesetzt, seit Ostern gibt es nur noch einen PCR-Test pro Woche. Bezüglich eines Pandemiekonzepts für den Herbst heißt es derzeit fast täglich vom Gesundheits- sowie vom Bildungsministerium, dass man intensiv daran arbeite.

Weniger Druck auf Schüler

Zweitens fordern die Kinderfreunde Änderungen für den Bildungsbereich: Es brauche etwa den Ausbau der alternativen Leistungsbeurteilung und die Abschaffung der Matura als punktuelle Abschlussprüfung. "Der Leistungsdruck muss aus der Bildung rausgenommen werden", sagte Jürgen Czernohorszky, Bundesvorsitzender der Österreichischen Kinderfreunde und Wiener Umweltstadtrat (SPÖ). Bildungsminister Martin Polaschek hatte Anfang des Jahres aber angekündigt, dass die mündliche Matura wieder verpflichtend sein wird – bei den letzten beiden Jahrgängen war sie pandemiebedingt freiwillig gewesen.

Verpflichtend sähen die Kinderfreunde hingegen gern ein zweites Kindergartenjahr, das kostenlos sein müsste. Zwar gibt es laut Polascheks Büro das Bekenntnis der Bundesregierung, die Mittel für die Elementarpädagogik deutlich zu erhöhen. Details sind aber abzuwarten, da derzeit Verhandlungen zwischen Bund und Ländern laufen (sogenannte 15a-Gespräche). Ein bundesweites Rahmengesetz für diesen Bereich – ebenfalls im Kinderfreunde-Paket und auch von vielen anderen Kindergartenträgern gefordert – ist nicht im Entstehen: So ein Gesetz könnte zum Beispiel einen einheitlichen Personalschlüssel für alle österreichischen Kindergärten vorgeben. Aus dem Ministerbüro hieß es dazu bereits vor einem Monat, als das Kindergartenpersonal streikte, die Verfassung sehe hier nicht vor, dass der Bund Regelungen erlasse.

Gratisfreizeitangebote

Auf dem Wunschzettel der Kinderfreunde steht noch so einiges mehr: etwa auch flächendeckend mobile und niederschwellige psychologische Angebote und mehr Förderung für Kultur- und Sportvereine, deren Besuch für Kinder kostenlos sein soll. Auch ein zweiwöchiges Ferienangebot solle gratis sein sowie das Klimaticket für alle unter 18 Jahren in den Sommerferien. Es sei wichtig, positive Bilder zu erschaffen, sagte eine Kinderschutzexpertin der Kinderfreunde, Dunja Baux. Ziel sei es, dass sich die jungen Menschen dann nicht mehr als "Generation Dauerkrise", sondern als "Generation Aufbruch" erleben. (Gudrun Springer, 21.4.2022)