Geht es nach den Neos, soll künftig Wirtschaft auf dem Stundenplan stehen.

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Seit Anfang der Woche stellen Schülerinnen und Schüler beim Pisa-Test ihr Wissen unter Beweis. Neben Aufgaben in Mathematik, Naturwissenschaften und Leseverständnis müssen die Jugendlichen erstmals auch Fragen aus dem Bereich Finanzkompetenz lösen. Und diese dürften den etwa 9.500 15- bis 16-Jährigen an rund 350 Schulen nicht ganz so einfach fallen, wie die Neos vermuten. Zwar lerne man in der Schule, Gedichte in vier verschiedenen Sprachen zu interpretieren, zitierte Klubchefin Beate Meinl-Reisinger einen Tweet einer Schülerin, aber wie man mit Wirtschafts- und Finanzfragen des Alltags – zum Beispiel Steuern oder Mietverträgen – umgehe, wüssten die meisten auch nach der Matura nicht.

Seit geraumer Zeit würde die Bildungspolitik von Türkis-Grün darin bestehen, im "Krisenmodus" Entscheidungen zu treffen und an den kleinen Schrauben zu drehen, erklärte Meinl-Reisinger am Donnerstag. Grundsätzliche Fragen, was Kinder und Jugendliche im 21. Jahrhundert an Bildung- und Ausbildung brauchen, stelle sich aber niemand in der Bundesregierung. Es brauche eine "Bildungswende", bei der es um die großen Fragen im Bildungssystem gehe. Nun wäre der Zeitpunkt gekommen, "große Würfe" zu machen, betonte Meinl Reisinger.

Wenig Wirtschaftswissen

Nach dem Ende der Pflichtschule sei das Wirtschaftswissen der Schülerinnen und Schüler "dramatisch schlecht", wie eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien belege, sagte die Neos-Chefin. 60 Prozent der Schülerinnen und Schüler seien der Ansicht, dass der Staat Import und Export festlege. Und: "40 Prozent der Schüler und Schülerinnen glauben am Ende der Sekundarstufe eins, der Staat legt die Preise fest." Geht es nach den Neos, solle daher mehr Finanzbildung in die Lehrpläne an der Schule wie auch an der Universität im Lehramtsstudium Einzug halten.

Die Lerninhalte seien seit zu vielen Jahren nicht überarbeitet worden. Die Schule sei mittlerweile "ein Parallelsystem und aus der Zeit gefallen. Die Zeugnisse meiner Kinder sind praktisch ident mit denen ihrer Großeltern", kritisierte die pinke Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre. Sie forderte das "Aufbrechen der Fächerkanons", Flächenfächer und damit auch ein Ende der starren 50-Minuten-Einheiten. Es sollen zudem zehn Prozent der Jahresunterrichtszeit von den Schulen und Klassen frei planbar sein und für klassen- und fächerübergreifende Projekte sowie zum Austausch mit der Arbeitswelt genutzt werden. "Das ist nicht die Welt, aber ein wichtiger Anfang", sagte Künsberg Sarre. (ook, 21.4.2022)