Wer vorbereitet uns auf den Tag, an dem der Herr das Flehen seines Stellvertreters in Wien erhört und Hirn regnen lässt? Das mit den Eiern wär’ nicht so dringlich. Da könnte ein Heulen und Zähneknirschen sein, sogar der St. Pöltener Diözesanbischof war nicht ohne Grund persönlich erschrocken ob der Zeitenwende, die ein solcher Niederschlag einleiten müsste. An der Verstocktheit der Impfgegner dürfte zwar selbst der Allmächtige scheitern, aber was, wenn ein wenig von diesem Manna auch auf die Regierenden niedergeht und ihnen wie Schuppen von den Augen fällt, was sie bisher geleistet haben? Parteitage des frohgemuten Aufbruchs in eine Vorwahlphase waren früher, diesmal stehen die Hauptakteure von Türkis und Grün vor der Alternative, sich entweder mit bedingungsloser Ehrlichkeit oder in peinlichem Eigenlob um Wahl beziehungsweise Bestätigung zu bemühen.
Es wird wohl eher das Zweite werden, wer soll einen preisen, wenn man es nicht selber tut, und die Wählerinnen und Wähler tun es derzeit eher nicht. Vor der Konfrontation mit der eigenen Leistung werden sie sich mit dem Hinweis drücken, dass es diesmal um Personalfragen gehe, wofür Hirn entbehrlich sei, wenn die Kandidaten vorher feststünden. Besonders gut haben es da wieder einmal die Grünen getroffen, will doch Bundessprecher Kogler eine Stellvertreterin installieren, der demnächst eine Ministerklage ins Haus stehen könnte. Leonore Gewesslers Maxime "Was ist schon ein Gesetz, wenn man es nicht ändern kann, sich aber ein Denkmal als Klimaschützerin setzen will" darf als verhaltensoriginelle Interpretation des Rechtsstaates gelten. Von den Millionen, die ihr Baustopp die Steuerzahler kostet, einmal ganz abgesehen.
Keine Wahl
Auch nicht billig, wenn auch nicht ganz so teuer, aber wenigstens nicht gesetzwidrig, sondern nur erfolglos war die Operation Luxor im Gefolge des Wiener Attentats, die der künftig gewählte Obmann der Volkspartei als Innenminister zu verantworten hat. Was nur eine Redewendung ist, denn verantwortet wird das natürlich ebenso wenig wie sein von einem deutschen Einflüsterer geleiteter Versuch, Hirn, das hier nicht regnen will, auf den russischen Präsidenten umzuleiten. Wer nicht einmal den Alkoholkonsum im eigenen Heim im Griff hat, will sich den Delegierten des Parteitags, und nebenbei der Welt, als Macher präsentieren. Da ist es keine riskante Prophezeiung: Sie werden beeindruckt sein, haben sie doch keine Wahl.
Begeistert werden sie sich um Karl Nehammer scharen, hat er doch die Partei mit einem Satz hinter sich geeint, für den er noch in die Geschichte eingehen könnte: Die ÖVP hat kein Problem mit Korruption. Das kann er leicht sagen, bedient man sich doch in ihren Reihen seit neuerem des unfehlbaren Instruments der verzögerten Selbstanzeige. Wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden, heißt es, bis zum Saubermann in der alemannischen Variante. Inseratenerlöse dienen der Erlösung, kein Grund, das Korruptionsstrafrecht wie versprochen zu verschärfen.
Noch könnte Nehammer auf seinen Vorgänger hören. "Mir geht’s gut. Ich bin privat, aber auch beruflich sehr zufrieden und dankbar", richtete Kurz das Parteivolk im Parteijahrbuch auf. Er hat sich gut auf sein künftiges Schicksal vorbereitet. Aber wer vorbereitet uns? (Günter Traxler, 22.4.2022)