Die Wiener Wiesn mutiert nach der zweijährigen Corona-Pause unter neuen Veranstaltern zur Kaiser-Wiesn.

Foto: Heribert Corn

Die Krachlederne, das Dirndl oder andere Trachtenmode kann bald wieder in Massen auch mitten in Wien ausgeführt werden. Nach zweijähriger Corona-Pause findet vom 22. September bis 9. Oktober das Oktoberfest auf der Kaiserwiese im Prater statt – nach aktuellem Stand ohne Einschränkungen. Das gaben die neuen Veranstalter am Donnerstag bekannt. So wie bei der letzten Veranstaltung vor der Pandemie wird es wieder drei Festzelte mit zünftiger Livemusik sowie fünf Almen im Festgelände geben. Die Besucher des seit Jahren erprobten Events dürften also wohl nur in Nuancen Veränderungen an der mehrtägigen Großveranstaltung feststellen.

Was insofern verwundert, als das Oktoberfest mittlerweile unter dem Namen "Kaiser-Wiesn" und nicht mehr unter "Wiener Wiesn" firmiert. Statt des alten Veranstalters Christian Feldhofer, der die Wiesn seit 2011 ausrichtete, kam nun die PW Veranstaltungs GmbH zum Zug. Der ausgebootete Feldhofer kritisierte "Freunderlwirtschaft" und unterstellte dem neuen Veranstalter SPÖ-Nähe, wie er am Donnerstag zum STANDARD sagte.

Wie es zum Streit kam

Der Ärger hat auch wirtschaftliche Gründe, schließlich war das volkstümliche Fest zuletzt ein Erfolgsgarant: Nach Eigenangaben des bisherigen Veranstalters kamen bis zu 400.000 Besucher, damit sei es die zweitgrößte Veranstaltung Österreichs.

Die beliebte Fläche beim Riesenrad für das Oktoberfest vergibt die Prater Wien GmbH, hinter der das Stadt-Wien-Marketing und in weiterer Folge die Stadt selbst steht. Statt Feldhofer wurde diesmal ein neuer Veranstalter ausgewählt.

Deren Geschäftsführer Thomas Waldner ist für die Stadt ein alter Bekannter: Waldner organisierte für die Wiener SPÖ jahrelang das Donauinselfest und arbeitete zuvor auch in der Partei. "Wir haben ein Konzept für die Veranstaltung eingereicht, das akzeptiert wurde. Ausgeschrieben war es nicht", räumte Waldner im Gespräch mit dem STANDARD ein. Im April oder Mai 2021 habe man den Zuschlag erhalten. Nachverhandlungen mit der Prater Wien, sagte Waldner, habe es nicht gegeben. Erhalten habe man einen "mehrjährigen Vertrag", konkreter wollte er nicht werden.

Mehrheitsgesellschafter der neuen Veranstalter ist mit dem Echo-Medienhaus übrigens eine Organisation, die mit der Wiener SPÖ in der Vergangenheit nicht nur eng verbandelt war, sondern dieser über Umwege auch gehörte. 2017 wurden die Anteile an eine private Gesellschaft verkauft, hier hält Geschäftsführer Christian Pöttler 50 Prozent der Anteile.

Neuer Veranstalter mit altem Know-how

Wie in der Vergangenheit verzichtete die Prater Wien auf eine Ausschreibung für das Wiesn-Fest. "Die Prater Wien GmbH ist nicht Veranstalter / nicht Auftraggeber des Events – daher unterliegt sie hierfür auch keiner Ausschreibungspflicht", hieß es in einer Stellungnahme zum STANDARD. Veranstalter könnten sich einfach melden. Einige man sich auf die vorgegebenen Vertragskonditionen, könne ein Vertrag abgeschlossen werden.

"Mit dem neuen Betreiber der Kaiser-Wiesn wurde eine Vertragsvereinbarung getroffen, welche die Interessen des Standortes Prater und jene der Betreiber berücksichtigt und einen Mehrwert für alle Beteiligten der Veranstaltung generiert", hieß es weiter. Auch die Interessen der Wiener Wirtschaft würden in einem größeren Ausmaß als bisher berücksichtigt. Die Kaiser-Wiesn werde auch unter Einbeziehung der einzelnen Wiener Bezirke stattfinden.

Die "Neuen" greifen aber auch auf bereits bekannte Sponsoren des Altevents sowie auf Know-how zurück: So war Johann Pittermann, zweiter Geschäftsführer der Veranstalter neben Waldner, auch Prokurist bei der alten Wiener Wiesn, ehe er in der Corona-Pandemie zur Prater Wien wechselte – und von dort dann in das Team der Kaiser-Wiesn.

Von Mittwoch bis Sonntag

Die Oktoberfest-Sause soll diesmal nur noch von Mittwoch bis Samstag zwischen 11.30 Uhr und Mitternacht über die Bühne gehen. Untertags ist der Eintritt frei, abends kosten die Tickets für die Livemusik in den Zelten von 29 Euro (für den Mittwoch) aufwärts. Eine Maß Bier soll unter zwölf Euro kosten, wurde versprochen. Aufgeigen werden unter anderem die Lauser, Rotzlöffel, Die Südsteirer oder Die Draufgänger.

Mit derzeitigem Stand soll es keine Corona-Beschränkungen geben, allerdings sei die Lage im Herbst noch nicht vorhersehbar, wurde eingeräumt. Es würden jedenfalls Szenarien entwickelt. (David Krutzler, 21.4.2022)