Farid Hafez wird Nähe zur Muslimbruderschaft vorgeworfen.

Foto: Heribert Corn

Wann und wie genau sich in Österreich die – notwendige – Diskussion über radikale Tendenzen innerhalb der muslimischen Gemeinschaften auf die ursprünglich aus Ägypten stammende Muslimbruderschaft verengt hat, wäre eine eigene Abhandlung wert. Dem Kriterienkatalog, wer denn als Muslimbruder zu qualifizieren sei, entspricht jedenfalls für das Straflandesgericht Graz jemand, der in den westlichen Gesellschaften "Islamophobie", Islamfeindlichkeit, ortet: Das sei ein Kampfbegriff der Muslimbrüder, zu deren Propaganda die Betonung der Opferrolle von Muslimen und Musliminnen gehöre.

Das soll, wie Ö1 am Donnerstag meldete, kurz gefasst der Grund sein, warum das Verfahren gegen Farid Hafez, eine der Zielpersonen der Operation Luxor genannten polizeilichen Großrazzia im November 2020, nicht eingestellt wurde. Der Politikwissenschafter hat die Erforschung der Islamophobie – deren Existenz Islamkritiker leugnen – zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Sie war bereits Thema seiner Dissertation beim vor kurzem verstorbenen Nahostexperten John Bunzl in Wien.

Bekannt durch Islamophobie-Bericht

Der 40-Jährige aus Ried im Innkreis ist wohl einer der bekanntesten Politologen Österreichs – aber eben nicht, wie die anderen, durch seine Kommentare zum politischen Geschehen im Lande. Dabei ist Hafez akademisch gut aufgestellt, mit einer Habilitation in Salzburg und einer langen Liste an auch internationalen Lehraufträgen.

Bekannt wurde er vor allem durch die Kontroversen um seine Islamophobie-Berichte, bei denen er als Herausgeber beziehungsweise Mitherausgeber fungiert, wie beim "Jahrbuch für Islamophobieforschung" und beim "European Islamophobia Report" aus dem Dunstkreis einer türkischen Stiftung, für den jahrelang auch EU-Mittel flossen. In ihm findet sich nicht nur das Who's who der europäischen Kritiker und Kritikerinnen islamischer Tradition und Praxis – viele davon selbst muslimischer Herkunft –, sondern auch die Namen von Journalisten, die von Hafez unerwünschte Interviews machen.

Dem klagsfreudigen Familienvater waren, als er im Rahmen der tatsächlich in Zügen überzogen anmutenden Operation Luxor angegriffen wurde, in seiner akademischen Kollegenschaft starke Verteidiger vergönnt, sie gründeten sogar ein Unterstützungskomitee. Dass er das damalige polizeiliche Vorgehen mit den Novemberpogromen der Nazis 1938 verglich, rief dann aber wieder Kopfschütteln hervor. (Gudrun Harrer, 22.4.2022)