Törööööö!

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Sölden/Innsbruck – Der zuletzt massiv in Frage gestellten und für Freitagabend angesetzten, szenischen Darstellung der Alpenquerung des Feldherren Hannibal im Tiroler Sölden dürfte nichts mehr im Wege stehen. Die zuständige Bezirkshauptmannschaft Imst hat in einem zusätzlichen Bescheid entschieden, dass eine mögliche Beschwerde gegen den Bewilligungsbescheid der Bezirkshauptmannschaft keine aufschiebende Wirkung hat, teilte das Land am Donnerstag auf APA-Anfrage mit.

"Somit kann die Veranstaltung unter strikter Einhaltung aller Bescheidauflagen stattfinden", hieß es. Es stehe Parteien weiterhin frei, Beschwerde innerhalb der entsprechenden Frist zu erheben. Diese würde anschließend dem Landesverwaltungsgericht zur Entscheidung vorgelegt. Die Beschwerdefrist läuft in der Causa bis zum 5. Mai – ein Umstand, der zuletzt scharfe Kritik, unter anderem des Landesumweltanwaltes, hervorgerufen hatte.

Betont wurde seitens des Landes, dass die naturschutzrechtliche Genehmigung des bei der Abteilung Umweltschutz eingegangenen Antrages für geplante Außenlandungen von Hubschraubern noch ausständig sei. Dieser Bescheid befinde sich noch bis zum Ende des Donnerstags "im Parteiengehör". Beschwerden können in diesem Verfahren die Standortgemeinde sowie der Antragsteller selbst einbringen.

Kritik des Landesumweltanwalts

Um das "Gletscherschauspiel Hannibal", das seit dem Jahr 2001 auf 3.000 Metern Höhe auf einer Piste in Sölden aufgeführt wird, hatte es zuletzt ein heftiges Gezerre rund um Behördenfristen, naturschutzrechtliche Genehmigungen und dergleichen gegeben.

Am Mittwoch hatte Landesumweltanwalt Walter Tschon, der die Veranstaltung aus Naturschutzgründen ablehnt, heftige Kritik an Politik und Behörden geübt. Er wollte sich nicht die heiße Kartoffel bzw. schwarzen Peter zuschieben lassen, indem quasi suggeriert werde, er könne mit einer Beschwerde das Event stoppen. Er sah Politik und Behörde in der Verantwortung.

Tschon bemängelte vor allem, dass die Einspruchsfrist erst zwei Wochen nach der Veranstaltung endet. Er sprach in Bezug auf Politik und Behörden von einem "unzureichenden Verfahrens- und Entscheidungsmanagement". Der Fristenlauf könne nicht gewahrt und eingehalten werden, das Einbringen einer Beschwerde stelle sich für ihn nicht. "Eine Beschwerde des Landesumweltanwaltes braucht es nicht – jedenfalls solange nicht kumulativ alle Bescheide rechtskräftig vorliegen. Der Bescheid wird nicht rechtskräftig", stellte er gegenüber der APA klar.

Emissionsbelastung und "geschmacklos"

In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Kritik von Umweltorganisationen an dem Schauspiel gegeben – unter anderem wegen der Emissionsbelastung und Beeinträchtigungen des Gletschers. Diesmal hagelte es aber auch aus einem anderen Grund Kritik an der Inszenierung von politischer Seite – und zwar wegen des Ukraine-Krieges. Man empfand sie als unpassend.

So hatte sich auch Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) skeptisch gezeigt. Er könne die Kritik nachvollziehen und habe dies den Veranstaltern – Tourismusverband, Bergbahnen und Red Bull – auch mitgeteilt, ließ der Landeshauptmann wissen. Grünen-Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe empfand die Vorstellung im heurigen Jahr als "besonders geschmacklos".

Jakob Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden, wollte davon aber nichts wissen. Die Veranstaltung mit dem Krieg in der Ukraine in Verbindung zu bringen, sei für ihn "weit hergeholt". Falkner und die Söldener Verantwortlichen hielten auch angesichts der behördlichen Kalamitäten bis zuletzt an dem Schauspiel fest.

Werbetrommel

Die Alpenquerung soll mit Pistenbullys, Flugzeugen, Tänzern, Helikoptern und Extremsportlern quasi "nachgestellt" werden. Auf die Werbetrommel schlug man im Vorfeld jedenfalls gehörig: Pistenbullys würden zu Elefanten, hunderte Skifahrer und Paraglider den Horizont erleuchten und mit spektakulärem Licht zur realen Immersion verschmelzen.

"Sorgfältig choreografiert, minutiös inszeniert und perfekt organisiert" würden über 300 Darsteller auf eine Bühne aus Eis und Schnee treten. Es handle sich um eine "Show, die mit nichts vergleichbar ist, die vermutlich größte zeitgenössische Performance der Welt", priesen Tourismusverband und Bergbahnen Sölden die Veranstaltung. (APA, 21.4.2022)