
Verkehrsüberwachung auf dem Mountainbike.
Wien – In Wien gibt es seit 2007 Fahrradpolizisten, seit einem Jahr sind diese als eigener Fachbereich bei der Landesverkehrsabteilung angesiedelt – und damit sozusagen in Vollbetrieb gegangen. Das wirkt sich auf die Vorjahresstatistik aus: Es wurden mehr als 4.000 Anzeigen wegen Verkehrsübertretungen ausgestellt – so viele wie noch nie. Die größten Herausforderungen für die sportlichen Beamten sind die Zunahme des Fahrradverkehrs insgesamt und vor allem der E-Scooter.
Nicht nur Unfälle mit E-Scootern hätten in den vergangenen Jahren zugenommen, es würden oftmals auch nicht genehmigte Typen verwendet – insbesondere mit Bauartgeschwindigkeiten von mehr als den erlaubten 25 km/h. Laut Innenministerium wurden 2021 knapp 340 E-Scooter-Lenker alkoholisiert und mehr als 200 E-Scooter-Lenker unter Suchtmitteleinfluss angehalten. Zusätzlich sind etwa 200 Verkehrsunfälle mit diesen Fahrzeugen dokumentiert – davon knapp 160 mit Personenschaden.
Immer mehr Radverkehr
Insgesamt hat der Fahrradverkehr in Wien um zehn bis 20 Prozent zugenommen, schätzt Oberst Thomas Losko, der geschäftsführende Leiter der Landesverkehrsabteilung, im APA-Gespräch. Die Pandemie sei sicherlich ein Beschleuniger gewesen. Im Vergleich zu Autofahrern gebe es mehr Radfahrer, die sich nicht an Verkehrsregeln halten – wiewohl der Anteil nicht so groß sei, wie mancher Pkw-Lenker oder Fußgänger meinen mag. Losko zufolge hält sich "ein schwaches Viertel" der Radfahrer nicht an Verkehrsregeln.
Die Fahrradpolizistinnen und -polizisten sind grundsätzlich im gesamten Stadtgebiet unterwegs, schwerpunktmäßig aber innerhalb des Gürtels auf den größeren Radrouten wie Ring und Gürtel. Insgesamt wird ein 1.700 Kilometer langes Radwegenetz überwacht. Die am häufigsten geahndeten Übertretungen sind Missachtung des Rotlichts, Telefonieren beim Radfahren und Befahren des Gehsteigs, heißt es.
E-Rad mit Blaulicht und Sirene
Aktuell stehen in Wien 100 ausgebildete Fahrradpolizisten bereit. Sie absolvierten eine spezielle einwöchige Ausbildung, die in Kooperation mit der Bundessportakademie Graz durchgeführt wird. Der Fuhrpark umfasst 40 Mountainbikes, acht E-Bikes und zwei E-Pedelecs. Letztere sind speziell ausgestattet mit Blaulicht und Folgetonhorn. Im APA-Gespräch erklärt Losko auch, warum es mehr Mountainbikes als die eigentlich schnelleren und weniger Kraftaufwand benötigenden E-Bikes gibt. Das hat mit der Praktikabilität zu tun. Ist der Akku eines E-Bikes einmal leer, lässt es sich aufgrund des Gewichts viel schwerer treten. Mountainbikes seien wendiger und bei kleineren Schäden leichter zu warten.
Der Plan für das heurige Jahr ist, die Einheit auszubauen. Mehr als 60 Fahrradpolizistinnen und -polizisten für Wien sollen ausgebildet werden. Dazu kommt die Ausbildung von vier Instruktoren. Weiters sollen 20 Mountainbikes und zehn E-Bikes angeschafft und ausgeliefert werden. "Die Fahrradpolizei ist ein neuer Eckpfeiler für die Verkehrssicherheit. Ein Erfolgsmodell, das auch den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht", so Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). (APA, 22.4.2022)