Der Ton ist schärfer geworden. Hatten die heimischen Fachhochschulen (FH) ihrem Bildungsminister Heinz Faßmann in den vergangenen Jahren noch freundlich Listen vorgelegt, was sie alles benötigen würden, um ihrer Rolle gerecht zu werden, so erhält Minister Martin Polaschek nun Klartext im aktuellen "Positionspapier": Die FHs seien an den Grenzen der eigenen finanziellen Leistungsfähigkeit in Sachen F&E gestoßen, sie könnten der steigenden Nachfrage nach Forschungsleistungen nicht mehr nachkommen.

Im Rahmen des 15. Forschungsforum der FHs, das diese Woche von der FH Kärnten am Standort Villach als große Leistungsschau ausgerichtet wurde, sagt die Präsidentin des gemeinsamen FH-Gremiums Fachhochschulkonferenz, Ulrike Prommer, dass konkret rund 45 Millionen Euro Bundesmittel pro Jahr nötig seien, um den fortlaufenden Forschungsbetrieb exklusive eingeworbener Drittmittel und anderer projektbasierter externer Beiträge aufrecht zu erhalten. Die Vorstandschefin des Chipherstellers Infineon mit Headquarter in Villach, Sabine Herlitschka, unterstützt diese Forderung explizit und argumentiert mit der engen Verzahnung von Forschung und Lehre und auch mit dem großen Mangel an Fachkräften.

Über 300 Teilnehmende, über 80 Präsentationen aus der Forschung der Fachhochschulen diese Woche am Campus Villach. Infineon-Chefin Sabine Herlitschka (re.) und FH-Präsidentin Ulrike Prommer argumentieren in der Diskussion, was die heimischen Fachhochschulen fordern. Karin Bauer (DER STANDARD) hat moderiert.
Foto: Stefan Köchel

Wissenschaftsminister Martin Polaschek lobt vor Ort den Sektor und dankt für die besonderen Leistungen, will sich aber explizit nicht zum Begehr der fortlaufend bundesfinanzierten Forschung äußern. Er verweist auf die Verhandlungen für den Fachhochschul-Entwicklungsplan bis 2025/26, die nun im Gange sind.

Gemeinsames Ziel

Landeshauptmann und als solcher auch FH-Erhalter Peter Kaiser wiederum sagte seine Unterstützung in Sachen "Boost" für die Forschung zu.

1660 Forschungskooperationen mit Unternehmen bei einem Gesamtvolumen von rund 133 Mio. Euro wies der Sektor zuletzt als Jahresbilanz aus. Die FHs haben also fleißig Drittmittel eingeworben und sind jeweils regional bedeutender Wirtschaftspartner in Sachen F&E. Allerdings: um fortlaufend einen Forschungsbetrieb (inklusive der daraus entstehenden Karrieren) führen zu können, benötige man jetzt eine Basisfinanzierung des Bundes, ähnlich den Universitäten. Gemeint ist nicht eine Aufstockung der Fördertöpfe (etwa Coin), die in das Wirtschaftsressort gehören und die via Ausschreibungen kompetitiv eingeworben werden müssen. Denn damit sei weder eine Ausfinanzierung noch die Deckung der Infrastruktur noch die Dissemination (Teilnahme und Präsentation in der Fachwelt) abgegolten.

Mehr Studienplätze

Weitere dringende Forderung an Minister Polaschek: jährlich 1200 zusätzliche Studienplätze für den Sektor mit aktuell fast 59.000 Studierenden. Zuletzt waren es rund 300, allerdings beschränkt auf den Bereich Mint (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Nun soll offener ausgebaut werden, nun sollen vor allem im Gesundheitsbereich interdisziplinäre Studiengänge ermöglicht werden. Dies, und das ist ebenfalls eine deutliche Forderung, ohne die bisher vorgesehene Akkreditierung jedes neuen Studiengangs. Gleich den Universitäten solle ein Audit genügen, um nicht rund zwei Jahre warten zu müssen.

Dass die FHs extern akkreditierte Doktoratsprogramme wollen, ist nicht neu – jetzt wird das allerdings vehement unter Berufung auf die "Weiterentwicklung fachhochschuleigener, anwendungsorientierter Forschungsfelder sowie zur Höherqualifizierung des Personals" verlangt. Es gehe um eine starke Infrastruktur in F&E und letztlich auch um die Qualität der Lehre. (kbau, 22.4.2022)