Der Jahrhundertwendebau wurde in zehn Monaten revitalisiert.

Foto: MW-Architekturfotografie/3SI

Bei diesem Zinshaus in der Ehrenfelsgasse in Wien-Meidling geht die Revitalisierung nun los.

Foto: 3SI/Petar Uljarevic

Vom skandalumwitterten Bürogebäude zum Stilaltbau: Die 3SI-Gruppe hat kürzlich die Revitalisierung des Gebäudes Mariahilfer Straße 127 abgeschlossen. Und im Zuge der Sanierung des Hauses, das sich seit 2020 im Besitz des Unternehmens befindet, hat Chef Michael Schmidt auch die Geschichte recherchieren lassen.

Skandal-Versicherung

Um die Jahrhundertwende hatte der Immobilienentwickler Heinrich Klitsch den Prachtbau vom damaligen Stadtbaumeister Leopold Roth errichten lassen. Mieter im Haus war dann die Lebensversicherungsgesellschaft Phönix, die in 23 Ländern der Welt aktiv war. Nach dem Tod des Generaldirektors Wilhelm Berliner 1936 wurden aber Bilanzfälschungen erheblichen Ausmaßes bekannt, die lange Zeit vertuscht wurden – auch mithilfe von Bestechungen von Beamten, Politikern und Journalisten.

"Der Phönix-Skandal 1936 löste ein politisches und wirtschaftliches Erdbeben aus", erzählt Schmidt. "Das ist es, was ich an den Wiener Altbauten so liebe – hinter jeder Mauer, hinter jedem Ziegel steckt eine eigene, erzählenswerte Geschichte."

Umfassende Sanierung

Das Haus wurde nun innerhalb von zehn Monaten umfassend saniert. Unter anderem wurden die Fassade und die Allgemeinbereiche einer Rekonstruktion unterzogen, handgefertigter Stuck im Eingangsbereich angebracht, alte Holzfenster neu lackiert, Messingluster und Wandleuchten im Alt-Wiener Stil montiert. 29 Wohnungen, zwei Büros und zwei Geschäftslokale sind hier untergebracht.

Anders als üblich bleibt das Gebäude nun auch im 3SI-Bestand. Denn das Geschäft der Gruppe besteht vor allem darin, Zinshäuser zu kaufen, zu sanieren und ins Eigentum abzuverkaufen.

Viele weitere Projekte

15 Liegenschaften wurden heuer schon erworben, darunter ein Zinshaus in der Ehrenfelsgasse in Meidling für drei Millionen Euro. Die Sanierung, in deren Zuge das Haus auch an die Fernwärme angeschlossen wird, beginnt nun gerade. Danach werden die 33 Wohneinheiten verkauft.

Die Zinshauspreise hätten sich in den letzten zehn Jahren verdrei- bis vervierfacht, sagt Schmidt zum STANDARD. Und auch einen Fernwärmeanschluss zu bekommen war laut ihm früher in Wien viel einfacher als heute. "Vor etwa 20 Jahren war das gratis, man brauchte nur anzurufen."

Neben dem Verkauf von Altbau-Eigentumswohnungen ist die 3SI-Gruppe aber auch Bestandhalter von rund 100 Häusern. "Von den Erträgen kann man sie teilweise leider nicht mehr erhalten", der Wiener Richtwert sei zu niedrig. "Ein 100 Jahre altes Haus zu erhalten braucht Liebe und viel Aufwand." (Martin Putschögl, 28.4.2022)