Im Gastblog hat die Journalistin Marie Schulz die Diskussion um den Ukraine-Krieg mitverfolgt.

"Die aktuelle Analyse" am Europäischen Mediengipfel in Lech brachte den Ukraine-Krieg schon in den ersten Minuten hautnah zum Publikum. Per Video-Konferenz war Journalist Denis Turbetskoy aus dem ukrainischen Lwiw zugeschaltet. Er schilderte, wie es sich anfühlt, in einem Kriegsgebiet zu leben. "Hier gibt es fast jeden Tag Bombenanschläge. Es fühlt sich surreal an, weil Leute versuchen, weiterzumachen", sagt er. Das Aufheulen einer Sirene beendete die Videoschaltung. Kurz darauf startete die Debatte über die Beweggründe Putins und die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen des Krieges. Es diskutierten die Journalistinnen und Journalisten Susanne Glass und Ivo Mijnssen mit den Politologen Gerhard Mangott und Sergiy Kudelia sowie dem Wifo-Chef Gabriel Felbermayr.

Auch am Mediengipfel wird über den Ukraine-Krieg diskutiert.
Foto: ProMedia/Florian Lechner

Militärische Ziele im Fokus

Eine der zentralen Fragen lautete: Was sind Putins Beweggründe für den Angriffskrieg auf die Ukraine? Politologe Mangott sieht rein militärische Ziele als Grund für den Einmarsch der russischen Truppen. "Russland wird alles dafür tun, um die Ziele zu erreichen", ist er überzeugt. "Schon aus historischen Gründen wird Russland die aktuellen Grenzen der Ukraine nicht akzeptieren." Was die Experten außerdem beschäftigte, waren die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise auf Europa. Teure Energiepreise und die steigende Inflation sind nur zwei Faktoren, die sich negativ auswirken. Wifo-Chef Felbermayr: "Die Krise ist dafür nicht der einzige Grund. Beispielsweise trug auch die große Liquidität nach der Corona-Krise zur Steigerung der Inflation bei", sagt er.

EU soll Versprechen wahr machen

Es ist nicht klar, wie lange der Krieg noch dauern wird. Bei einem anderen Thema ist sich der ukrainische Politologe Kudelia aber sicher: "Die Ukrainer bilden eine Einheit und tun alles, um den ukrainischen Staat zu bewahren. Das wird Putin nicht zerstören können", sagt er. Was er sich für die Zukunft wünscht? "Es wäre die beste Zeit für die EU, ihr Versprechen bezüglich der Mitgliedschaft der Ukraine wahrzumachen." (Marie Schulz, 23.4.2022)