Bildungsminister Martin Polaschek am ehemaligen Appellplatz in der heutigen Gedenkstätte Mauthausen.

BKA/Hans Hofer

Linz – Für 120 Schüler des BRG Gmunden stand am Freitag eine ganz besondere Geschichtsstunde samt ministerieller Begleitung auf dem Lehrplan. Die Jugendlichen besuchten gemeinsam mit Bildungsminister Martin Polaschek die KZ-Gedenkstätte Mauthausen.

Weiße Rosen zum Gedenken

Nach einer Besichtigung in Kleingruppen unter pädagogischer Anleitung versammelten sich die Schüler dann gemeinsam mit dem Minister und Gedenkstättenleiterin Barbara Glück vor dem Sarkophag auf dem ehemaligen Appellplatz. Ein Teil der Schülergruppe verlas dann mehrere Häftlingsbiografien, gemeinsam wurden weiße Rosen am Sarkophag abgelegt.

Um den jungen Besuchern die Möglichkeit zu geben, das Erlebte zu verarbeiten, lud die Gedenkstätte im Anschluss gemeinsam mit dem Bildungsminister zu einer Diskussionsrunde ins Besucherzentrum der Gedenkstätte. "Es hat mich sehr bedrückt, hier so unmittelbar zu erleben und zu spüren, welche Hoffnungen hier zerstört wurden. Man wird aktiv zum Nachdenken angeregt, wenn man durch die Gedenkstätte geht und dieses dunkle Kapitel der Geschichte nicht nur aus Büchern vermittelt bekommt", merkte Polaschek im Gespräch mit den jungen Menschen an.

Diese zeigten sich sichtlich bewegt. "Mich hat der 'Raum der Namen' tief berührt", erzählt eine Schülerin. "So unendlich viele Namen. Es ist so traurig, wie viele Menschen hier gestorben sind." Direktorin Barbara Glück erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass "hinter den Zahlen ganz viele Einzelschicksale stehen. Menschen, denen das Leben weggenommen wurde." Der "Raum der Namen" sei für viele Angehörige "ein Ersatz dafür, dass sie kein Grab ihres Großvaters, ihrer Großmutter haben".

Ärger über Respektlosigkeit

Es sei "extrem", in welcher Größenordnung das alles ausgeführt wurde, setzt ein Schüler nach. "Man kann sich diese Todeszahlen ja eigentlich gar nicht vorstellen." Ein weiterer Schulkollege beklagt aber dann auch "die Respektlosigkeit" anderer Jugendgruppen an diesem Vormittag: "Ich habe junge Menschen gesehen, die haben in der Gedenkstätte Späße gemacht. Sowas versteh ich einfach nicht."

Präsentiert wurde im Rahmen des Ministerbesuchs auch der überarbeitete "Gedenkstätten-Guide" für Schulen auf der Homepage des Bildungsministeriums. Dort finden sich jetzt schulische Angebote zur pädagogischen Auseinandersetzung mit der Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen, seiner Nebenlager und anderer NS-Erinnerungsorte in Österreich. Um möglichst viele junge Menschen zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu bewegen, hat man übrigens vonseiten der KZ-Gedenkstätte Mauthausen jetzt auch einen eigenen Tiktok-Kanal gestartet. (Markus Rohrhofer, 22.4.2022)