
Teodor Currentzis
Betrifft: "Falsche Töne für Putin", DER STANDARD, 16./17./18. 4. 2022
Axel Brüggemann möge es zustehen, gegen alles, was russisch ist, eine Tabula rasa auszurufen. Teodor Currentzis ist Grieche und nicht russischer Grieche. Er hat in Moskau studiert, so wie viele andere Musiker. Er gründete vor vielen Jahren das MusicAeterna genannte Orchester, in dem neben russischen Musikern auch sehr viele Mitglieder aus anderen Ländern – auch Ukrainer – engagiert sind. MusicAeterna gehört zu den europäischen Spitzenorchestern, und es erhält permanent Einladungen von den bekanntesten Konzertveranstaltern weltweit. So auch seit Jahren zu den Salzburger Festspielen, wo es bereits in den letzten Jahren statt der Wiener Philharmoniker die Eröffnungspremiere der Festspiele bestritten hat. Im heurigen Salzburger Festspielsommer dirigiert Currentzis mit dem Gustav Mahler Jugendorchester die Eröffnungsoper Herzog Blaubarts Burg von Bartók.
Dass der Intendant des Wiener Konzerthauses auch in einer oder mehreren Stiftungen einen Sitz hat, ist üblich und eine löbliche nicht honorierte Tätigkeit. Der offensichtliche Hass des Journalisten Brüggemann gegen den erfolgreichen Konzerthaus-Leiter Matthias Naske besteht nur dadurch, dass dieser als Erster Currentzis und sein Spitzenorchester regelmäßig nach Wien engagiert, wo es mehrfach ausverkaufte Säle vor einem jubelnden, vor allem auch jugendlichen Publikum gibt. Der Direktor der Metropolitan Opera in New York hat Currentzis nie ausgeladen, denn er war dort auch nie tätig gewesen.
Die Hetzjagd gegen alles, was aus Russland kommt, möge heute "zeitgemäß" sein. Doch Pauschalverdammungen garniert mit falschen Unterstellungen sollten in seriösen Blättern keinen Platz haben.
Ioan Holender, Direktor der Wiener Staatsoper a. D. (24.4.2022)