Allein im März hat sich Butter in Österreich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21 Prozent verteuert.

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Wien – Butter hat es in sich. 81 Prozent Fett, um genau zu sein. Und dieses ist international rund um Ostern heiß begehrt. Für süßes Gebäck ebenso wie für Spargel, der ohne Butter nur das halbe Vergnügen ist. Satte fünf Kilo an geschlagenem Rahm isst ein Österreich im Schnitt im Jahr.

Die Ausgaben dafür bleiben überschaubar: Monatlich sind es gut fünf Euro und damit weniger als 0,2 Prozent des Haushaltseinkommens. Dennoch erhitzen einige Cent zusätzlich für das Packerl regelmäßig die Gemüter. Noch mehr, wenn sich die Preise dafür schlagartig im zweistelligen Prozentbereich erhöhen.

Doppelte Preise

Allein im März hat sich Butter in Österreich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21 Prozent verteuert. 22 Prozent waren es im Februar – während Deutschland mit Preissprüngen weit jenseits der 50 Prozent aufhorchen ließ. Je nach Qualität und Marke legen Konsumenten für ein viertel Kilo hierzulande zwei bis drei Euro hin. Im Großhandel ohne Steuern und Verpackung verdoppelte sich der Preis dafür innerhalb eines Jahres auf sieben Euro.

Das fällt vor allem für Bäcker und Konditoren, industrielle Verarbeiter und Gastronomen ins Gewicht. Daran zu sparen kann sich ein Qualitätsbetrieb nicht leisten, sagt Wolfgang Maurer, Eigentümer der Wiener Bäckerei Schwarz. Seine Branche müsse die Mehrkosten an ihre Kunden weitergeben, denn ihr wirtschaftlicher Spielraum sei gering.

Weiterer Kostenschub

Dass sich Butter weiter verteuert, zumal sie im Vorjahr vergleichsweise günstig war, daran hat Johann Költringer von der Vereinigung der Milchverarbeiter keinen Zweifel. Er rechnet damit, dass der Preis für ein Packerl im Handel um weitere 20 bis 25 Cent steigen wird. Wobei übers Jahr gerechnet der finanzielle Mehraufwand von fünf bis zehn Euro pro Österreicher überschaubar bleibe.

Zigarettenmarken etwa verteuerten 20 Stück ihrer Tschick im April um bis zu 50 Cent. Stärkster Preistreiber bei Tabak sind Steuern. Wer jenen der Butter eruieren will, muss an mehr Strängen ziehen.

Ein wesentlicher wurzelt mit unzähligen Verästelungen im Krieg in der Ukraine. Das Land ist weltgrößter Lieferant für Sonnenblumenöl. Lieferungen wurden gestoppt. Preise für Ölsaat explodierten, was unmittelbare Folgen auf substituierende Fette wie Butter hat.

Technisch gesehen wäre es ein Leichtes, Öl der Sonnenblume durch andere Saaten zu ersetzen, praktisch scheitern Lebensmittelhersteller daran. Inhaltsstoffe sind zu deklarieren. Wer Millionen fertiger Etiketten hat, druckt keine neuen – noch weniger, wenn Papier knapp und teuer ist, weist der Wifo-Agrarexperte Franz Sinabell, auf eines der vielen Rädchen im Getriebe der Preisspirale hin.

Weniger Milch in Europa

Eine Tonne an Getreide wird seit Ausbruch des Krieges um 400 Euro gehandelt. 200 Euro waren es vor einem Jahr. Der Preis für Dünger vervielfachte sich, jener für Gas stieg um das bis zu Fünffache. All das hat Folgen für die Nutztierhaltung.Erstmals seit zwölf Jahren ist die Milcherzeugung in Europa rückläufig. Länder wie Deutschland und Holland drosseln die Produktion.

Kühe leben nicht von Gras allein. Weit mehr als durch die höheren Kosten für Kraftfutter sieht sich die Milchwirtschaft aber durch die Preisrally bei Energie, Verpackung und Logistik in der Bredouille. Die Branche deckt gut 80 Prozent ihres Energiebedarfs aus russischem Erdgas. Molkereien wie die Nöm hängen zu 100 Prozent am Gashahn – und ihr Geschäft ist energieintensiv. Milch erfordert einerseits Kühlung, andererseits Erhitzung für ihre Pasteurisierung.

Lieferengpässe

Nöm-Chef Alfred Berger geht bis Jahresende von 40 Millionen Euro an Mehrkosten aus. Er kündigt Lieferstopps für einzelne Molkereiprodukte wie Joghurt an, da Fruchtzubereitungen und Becherdeckel fehlten. Marktführer für Ersteres ist die Agrana, die in der Ukraine derzeit nur temporär produzieren kann.

Zurück zur Butter: Rohmilch verteuerte sich jüngst um zehn Cent je Liter. Für einen Kilo Butter braucht es von ihr zumindest 20 Liter. China saugt große Mengen aus Europa ab. Neuseeland als größter Butterexporteur leidet unter widriger Witterung. Österreich hat an Milch zwar keinen Mangel, verarbeitet sie aber lieber zu Käse, der mehr Ertrag verspricht. Denn Industrie und Gastronomie ziehen vielerorts importierte Butter der österreichischen vor.

Befeuert wird ihr Preisanstieg letztlich auch durchs Hamstern. Wer im großen Stil einlagert, verknappt Europas Buttervorräte künstlich. (Verena Kainrath, 23.4.2022)