Am 7. März 2022 kamen 200 Ex-Guerilleros nach Bogotá und forderten ein Ende der Gewalt gegen sie.

Foto: Mauricio Duenas Castaneda

Bogotá – Die Justiz in Kolumbien geht davon aus, dass zwischen 1984 und 2007 mehrere tausend linksgerichtete Aktivisten und Politiker von den Sicherheitskräften des Landes und verbündeten paramilitärischen Gruppen getötet wurden. Ein am Freitag veröffentlichter Bericht des Sondertribunals JEP zur Aufarbeitung der Gewalt in dem jahrzehntelangen Konflikt spricht von 4.616 ermordeten und weiteren 1.117 verschwundenen Mitgliedern der kommunistischen Partei Unión Patriótica (UP).

Serie an Morden

Die UP war in den 1980er-Jahren als politische Bewegung während des Versuchs eines Friedensprozesses zwischen der marxistischen FARC-Guerilla und dem damaligen Präsidenten Belisario Betancur entstanden. Mitglieder der Bewegung wurden laut JEP "von Staatsbediensteten und Paramilitärs in massiver, weit verbreiteter und systematischer Weise" gewaltsam angegangen. Ermordet wurden unter anderem zwei UP-Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen 1986 und 1990, mehrere amtierende Parlamentarier und zahlreiche Lokalpolitiker.

Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte hatte sich 2018 mit dem Thema befasst. Die Ermittlungen Kolumbiens zu den Angriffen auf die UP bezeichnete das Gericht als "unzureichend". Das Verfahren ist bisher nicht abgeschlossen.

Friedensabkommen

Das Sondertribunal JEP war 2016 im Rahmen des Friedensabkommens mit den FARC-Rebellen eingerichtet worden. Es soll über die schlimmsten Verbrechen des Konflikts richten, der mehr als ein halbes Jahrhundert gedauert hat. Das Friedensabkommen sieht vor, dass diejenigen, die ihre Verbrechen gestehen und den Opfern Wiedergutmachungsleistungen zukommen lassen, alternative Strafen zur Gefängnisstrafe erhalten.

Im Jänner 2021 wurde eine Reihe hochrangiger FARC-Kommandanten wegen der Entführung von 21.396 Menschen zwischen 1990 und 2016 angeklagt. Die ehemaligen Guerillakämpfer haben gestanden und warten noch darauf, ihre Strafe zu erfahren. Zudem wurden Dutzende ehemalige Militärs wegen der Ermordung von rund 6.400 Zivilisten angeklagt. Die Armee hatte wiederholt Menschen hingerichtet und als bei Kämpfen getötete Guerillakämpfer ausgegeben. (APA, red, 23.4.2022)