Die Retter konnten am Samstag zu vier Verschütteten vordringen – diese konnten aber nur noch tot geborgen werden.

Foto: ZBIGNIEW MEISSNER

Das Bergbau-Land Polen hat am Wochenende erneut um Opfer eines Untertage-Unglücks bangen müssen. Die Gefahr von Explosionen durch Methangas behinderte die Suche nach zehn Verschütteten im südpolnischen Kohlebergwerk Zofiowka in Jastrzebie-Zdroj. "Wir sind praktisch an derselben Stelle wie gestern um Mitternacht, weniger als 20 Meter weitergekommen", sagte der für Arbeitsfragen zuständige Bergwerksdirektor Marcin Golebiowski am Sonntag der Nachrichtenagentur PAP.

Bergwerksdirektor Marcin Golebiowski
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Suche nach sechs Vermissten

Nach einer Erschütterung in der Grube wurden Samstagfrüh zehn Bergleute vermisst. Die Bergwerksleitung bestätigte, dass sich 52 Kumpel in der Gefahrenzone befunden hätten. 42 von ihnen konnten sich demnach aus eigener Kraft und unverletzt ins Freie retten. Am Samstagabend drang eines der insgesamt zwölf untertage eingesetzten Rettungsteams zu vier Verschütteten vor, die aber keine Lebenszeichen von sich gaben.

Einer von ihnen wurde in der Nacht an die Oberfläche transportiert, wo ein Arzt den Tod des 36 Jahre alten zweifachen Familienvaters bestätigte. Am Sonntagvormittag wurde dann auch ein 30-Jähriger tot geborgen. Von den sechs anderen Verschütteten wisse man noch nicht, wo sie sich befinden, erklärte die Bergwerksleitung.

Zweites Unglück in einer Woche

Erst am Mittwoch hatte es in einem derselben Firma gehörenden Bergwerk in Schlesien zwei Methangas-Explosionen gegeben. Fünf Mann wurden tot geborgen, sieben weitere verschüttet. Die Suche nach ihnen wurde am Freitag ergebnislos abgebrochen, weil sie für die Retter selbst zu gefährlich geworden war.

Bei Verrutschungen und anderen Gesteinsbewegungen im Kohlebergbau kann immer Methangas freigesetzt werden. Im Unterschied zum Grubenunglück am Mittwoch war es in der Grube Zofiowka an diesem Wochenende aber noch nicht explodiert. Wie die Bergwerksleitung erläuterte, wird die Methangas-Konzentration durch das Einpumpen von Luft auf ein weniger gefährliches Maß gesenkt, was die Retter aber viel Zeit kostet. (APA, 24.4.2022)