Fänden Sie es als Frau zu persönlich, wenn man Sie danach fragte, ob Sie mit Ihrem Ehemann Analverkehr hatten? Oder ob Sie auch miteinander schlafen, wenn Sie Ihre Menstruation haben? Vermutlich. Völlig absurd also, dass Männer, die mit Männern schlafen, explizite Details angeben müssen, wenn sie Blut spenden wollen, anderes Risikoverhalten aber offensichtlich ignoriert wird.

Die Blutspendendiskriminierung soll bald ein Ende haben.
Foto: IMAGO/Varvara Gerte

Noch viel absurder aber ist, dass homosexuelle Männer nach dem letzten Sex zwölf Monate lang nicht Blut spenden dürfen, selbst wenn sie in einer monogamen Beziehung leben. Wer mit einer HIV-infizierten Person geschlafen hat, ist hingegen nur vier Monate gesperrt. Dass das diskriminierend ist, stellte nun auch der Gesundheitsminister fest. Per Verordnung will er jetzt das Rote Kreuz zwingen, da umzudenken.

Darüber, warum das nicht schon längst geschehen ist, herrscht seit Jahren Streit: Rotes Kreuz und Gesundheitsressort schieben sich da die Verantwortung gegenseitig zu, die Grünen machten bisher auch den Koalitionspartner dafür verantwortlich, auf der Bremse zu stehen.

Politisch hat man sich nun geeinigt. Endlich, auch wenn freilich unklar ist, wann das in die Praxis umgesetzt wird. Doch dieses unwürdige Hin und Her erinnert daran, dass in Österreich erst der Verfassungsgerichtshof einschreiten musste, um die Ehe für alle zu ermöglichen. Und es zeigt einmal mehr: Österreich hat ein Homophobie-Problem. Immer noch. (Gabriele Scherndl, 24.4.2022)